Schlagwort: Art Rock

Mush

Mush – Down Tools

Sarkastisch, künsterlisch wertvoll, wunderbar eigenwillig: Mit ihren ersten beiden Alben richteten sich Mush häuslich ein im Hinterstübchen der beklemmenden Empfindsamkeit, begleitet von zynischen Kommentaren und Art-Rock-Sinnsuche mit Noise-, Indie- und Post-Punk-Unterstützung. Ihre dritte Platte in ebenso vielen Jahren will sich von den engmaschigen Stimmungen und Texturen auf „Lines Redacted“ entfernen und musikalisch deutlich mehr versuchen. Entsprechend geht „Down Tools“ als logische Weiterentwicklung mit hypnotisierender Vielschichtigkeit durch.

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Infant Finches

Infant Finches – Sci-Fi Immune

Ist das eine Live-Band oder wurde das Material kräft bearbeitet? Exakt diesen Effekt wollen Infant Finches mit ihrer Musik erzeugen. Das Duo Jan Philipp und Frederik Bruun machte mit seinen ersten beiden EPs bereits von sich reden – eine spannende Angelegenheit zwischen den Stühlen, die gerne mal im besten Sinne an alt-J erinnern kann und sich doch sympathisch von den britischen Kollegen abhebt. Die stete Suche nach der cleversten Wendung, ohne sich dabei bewusst zu verrennen, zeichnet auch das erste Album „Sci-Fi Immune“ aus – eine im besten Sinne experimentelle und doch so wunderbar organische Platte.

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Slut

Slut – Are We Bored My Dear

Was war das für ein furioses Studio-Comeback! Im Juni 2021 meldeten sich Slut nach viel zu langer Zeit mit „Talks Of Paradise“ zurück und beschritten neue Pfade, ohne sich komplett von den Wurzeln abzuwenden. Mehr Elektronik und kunstvolle Art-Einschübe sorgten für einen in dieser Form unerwarteten Leckerbissen. Wenn es im Mai und Juni endlich wieder auf die Bühne gibt, dann haben die Bayern eine limitierte EP am Start, die (neben der allgemein erhältlichen digitalen Ausgabe) als Vinyl nur bei ihren Konzerten verkauft wird. „Are We Bored My Dear“ vereint vier weitere Exkurse der jüngsten Studio-Session.

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alt-J

alt-J – The Dream

Fünf Jahre. Fünf lange Jahre sind seit „Relaxer“ vergangen, auf dem sich alt-J neu zu orientieren versuchten, ihre Dekonstruktion konsequent vorantrieben. Die Suche nach der perfekten Form des musikalischen Ausdrucks setzt sich fort, wenngleich es nach dem mittelprächtigen Vorgänger doch etwas aufzuholen gäbe. „The Dream“ holte sich Inspiration von wahren Geschichten aus Hollywood, aus dem persönlichen Umfeld, von Intrigen und Menschlichkeit. Der Sound, so die vollmundige Ansage, sei reifer geworden, es gehe nun um Songwriting und Präzision, ohne den Wahnsinn der ersten Werke komplett ad acta zu legen.

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Black Country, New Road

Black Country, New Road – Ants From Up There

Anfang 2021 waren Black Country, New Road plötzlich in aller Munde. Der Art-Kollektiv lebte mit seinem Album-Einstand „For The First Time“ den kunstvollen Wahnsinn der Alternative-Rock-Möglichkeiten vor, wiewohl der Begriff bestenfalls eine sehr ungefähre Orientierungshilfe darstellt. Stilistische Pluralität, unheimlich Bock auf Experimente und die Dynamik eines spielfreudigen Septetts machten den Live-Hype zum Studio-Leckerbissen. Höchstbewertungen und sogar eine Mercury-Prize-Nominierung waren die logische Folge. Fast auf den Tag genau ein Jahr später landet der Nachfolger „Ants From Up There“. Ein Schnellschuss?

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Yard Act

Yard Act – The Overload

Großbritanniens moralischer Kompass sucht seit Jahren nach einer Art inneren Mitte. Yard Act spielen mit dieser Balance und finden diebische Freude daran, ihre düsteren und zugleich amüsanten bis zynischen Lyrics über Werte, Erwartungen und vermeintliche Aktionismen zu stülpen. Das Quartett aus Leeds verbrachte die Lockdown-Monate mit mehreren Singles, die gleich einen Hype sowie einen Major-Deal mit sich brachten. Nun gerät der hibbelige, sardonische Post Punk mit seinem Spoken-Word-Art-Rock-Fundament so richtig aus den Fugen: „The Overload“ entpuppt sich als präzise Momentaufnahme des Post-Brexit-Königreichs.

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Closet Disco Queen

Closet Disco Queen – Stadium Rock For Punk Bums

Ein zweites Mal wirbeln Closet Disco Queen heuer Staub auf, nun in der Originalbesetzung, wenn man so will. Nach der grandiosen Dexter-Platte mit der Begleitband The Flying Raclettes gibt es konventionelle Kost, die alles andere als konventionell ist. Bereits zu Jahresbeginn spielten Luc Hess und Jona Nido eine kleine Residency und nahmen drei Tracks auf, live und ungeschnitten. Später, im Studio, entstand der Bock auf unzählige Spuren und möglichst dicken Sound, noch dazu betont voluminös abgemischt. Stadionrock war die Referenz, freilich im Kontext des sympathisch sperrigen Duos. „Stadium Rock For Punk Bums“ tankt sich durch die Versorgungsgänge unter der Arena.

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The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die

The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die – Illusory Walls

Ein großartiger Bandname alleine ist noch kein Garant für großartige Musik. Das wissen auch The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die, die wortreich auffallen, dahinter mit kompositorischer Cleverness auftrumpfen. Für den Nachfolger von „Always Foreign“ hatte das Quintett aus Willimantic im US-Bundesstaat Connecticut ausnahmsweise mehr als genug Zeit, schrieb und nahm distanziert an zwei Orten über ein Jahr verteilt auf. Das bekommt dem anspruchsvollen Sound – Indie, Post Rock, Emo und Art-Anleihen kollidieren mit bis zu drei verschiedenen Stimmen – richtig gut. Inspiration fand „Illusory Walls“ im modernen Action-RPG-Klassiker „Dark Souls“. Eine reine Videospiel-Platte sollte man deswegen aber keinesfalls erwarten.

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ViLLA NOiSE

ViLLA NOiSE – Conversations On A Lonely Star

Die letzten eineinhalb Jahre hinterließen bei und an allen Spuren. ViLLA NOiSE vertonen diese und öffnen sich musikalisch deutlich. „Stories“, der Einstand der Kölner, hat bereits drei Jahre auf dem Buckel und wirkt stellenweise wie aus einer anderen Zeit. Mehr Experimente, mehr Alternative- und sogar Art-Einflüsse, dazu deutlich präsentere elektronischere Einflüsse – der Indie-Ansatz des Debüts erhält nun einen frischen Anstrich. „Conversations On A Lonely Star“ arrangiert Gedankenfetzen um musikalisch wechselhafte Tracks, die präzisen Minimalismus mit wuchtigem Druck torpedieren.

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Lehnen

Lehnen – Negative Space

Vor einigen Jahren schrieben Die Ärzte ein Lied vom Scheitern. Lehnen machen ein ganzes Album daraus. Die drei Wiener klopfen nach gut sechs Jahren endlich wieder an und betrachten, wie sich die Angst vorm Scheitern in der heutigen Gesellschaft gestaltet, wie man im Konflikt mit sozialen Konstrukten und Erwartungen einen Platz sucht, ob und wie man das eigene Schicksal ändern kann und will. Dabei verbleibt stets etwas leerer Raum, ein „Negative Space“, der gefüllt werden will. Und genau das tun Lehnen mit ihren zehn neuen Tracks.

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