Kategorie: Reviews & Previews

Baby Rose

Baby Rose – Through And Through

Eine der interessantesten Songwriterinnen der jüngsten Vergangenheit meldet sich zurück. Baby Rose wurde in ihren jungen Jahren noch wegen ihrer tiefen Stimme schikaniert, doch ist diese längst ihr Kapital geworden. Auf dem Erstling „To Myself“ kollaborierte sie unter anderem mit SZA und James Blake, zudem erhielt sie eine Grammy-Nominierung für ihre Arbeit an J. Coles Dreamville-Compilation. Der angenehm vielschichtige Solo-Ansatz, der RnB und Soul als Basis für spannende Klangforschungen heranzieht, erfährt nun eine Fortsetzung in Form von „Through And Through“.

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Everything But The Girl

Everything But The Girl – Fuse

Plötzlich wieder da, als wäre nichts gewesen: Im Jahr 2000 verabschiedeten sich Everything But The Girl am Höhepunkt. Tracey Thorn zog sich zunächst ins Private zurück und veröffentlichte ein paar Solowerke, während Ben Watt unter anderem als Produzent, DJ, Remixer und Label-Chef tätig war. Ende vergangenen Jahres kündigte das Ehepaar ein Comeback an. Beide sind mittlerweile 60, scheinen allerdings in einen kreativen Jungbrunnen gefallen zu sein: „Fuse“ verschließt sich keinsfalls vor der Moderne, bemüht sich aber ebenso auf den Sound nach den Remix von „Missing“ zwischen folkiger Indie-Akustik und wuchtiger Elektronik mit Deep-House-Einschlag.

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The Heavy

The Heavy – AMEN

Eigentlich waren The Heavy schon Ende 2019 nach der Tour zu „Sons“ bereit, wieder ins Studio zu gehen, hatten ihr sechstes Album geschrieben und im Februar 2020 sogar Demos aufgenommen. Aufgrund globaler Umstände, geographischer Trennung (Sänger Kelvin Swaby lebt in den USA, der Rest der Band in Großbritannien), nicht zu verachtendem Aufwand (darunter ein kompletter Gospel-Chor) sowie der Hoffnung auf entsprechende Tour-Aktivitäten verzögerte sich der Release mehr und mehr. Die Soul-, Blues- und Rock-Hitmaschinen, ohne die kaum ein Film, eine Serie oder ein Videospiel der letzten Jahre vorstellbar wäre, melden sich endlich zurück und liefern mit „AMEN“ ein gewohnt fieberhaftes Spektakel ab.

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Accidental Bird

Accidental Bird – the old news shrug

Jahrelang tourte Stefan Honig mit seiner ursprünglich als Soloprojekt gegründeten Band Honig durch die Lande, veröffentlichte mehrere sympathische Alben, bevor kurz vor Weihnachten 2019 Schluss war. Danach investierte er Zeit in einen neuen Schauplatz, der einiges zu sagen hat. Denn Honig, so erfährt man, ist der Geduldsfaden gerissen. Mit Accidental Bird macht er Musik gegen Ohnmacht und Desinteresse ob gewaltiger (politischer, sozialer oder Umwelt-) Hiobsbotschaften und kleidet diese in schmucken Indie Folk, der durchaus als Fortsetzung des bisherigen Schaffens durchgeht. „the old news shrug“ ist ein mehr als sympathischer Einstand geworden.

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Perlee

Perlee – Speaking From Other Rooms

Distanzen spielen eine nicht zu verachtende Rolle im Kreativprozess sowie im Privatleben von Perlee. Das 2018 von Irland nach Berlin gezogene Paar Saramai Leech und Cormac O’Keeffe spielte Gigs in der Hauptstadt und hatte ein kleines Studio direkt um die Ecke. In den letzten Jahren an ihr Apartment gebunden und sich somit auf den Schreibprozess konzentrierend, nahm man mehr und mehr Ideen aus der gemeinsamen Isolation mit in die weite Welt, während Drummer Matt Ingram seine Parts in London einspielte. Zwischen Räumlichkeit und räumlicher Trennung, gepaart mit Abhandlungen über Liebe, Schicksal und Selbstverwirklichungen, entstand „Speaking From Other Rooms“.

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Black Moon Circle

Black Moon Circle – Leave The Ghost Behind

Gut Ding will ab und an etwas sehr viel Weile haben, und so ließen Black Moon Circle nach „Psychedelic Spacelord“ fünf Jahre vergehen. Untätig war das norwegische Trio aber keinesfalls und arbeitete fleißig an neuer Musik mit ihrem neuen Drummer Tomas Järmyr (u. a. Motorpsycho). Aus Jams entstanden und mit viel Geduld verfeinert, treffen die Kräfte freier Improvisation mit ihrer kompakten Unvorhersehbarkeit auf erdiges Songwriting der ausufernden Sorte. „Leave The Ghost Behind“ dehnt sechs Songs auf 80 Minuten aus und erreicht damit die Grenzen des Machbaren. Das funktioniert erstaunlich gut.

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The DogHunters

The DogHunters – Oumuamua

Da hatten sie mit „Splitter Phaser Naked“ eine richtig starke Platte aufgenommen, und dann wurde das nichts mit der erhofften Tour – ein Schicksal, dass sie mit unzähligen Bands rund um den Globus teilten. The DogHunters investierten ihre kreativen Kräfte stattdessen in die Aufnahme neuer Musik, deutlich bluesiger und düsterer, grundsätzlich erst nach 22 Uhr im eigenen Studio eingespielt. Diesen eigenwilligen Ansatz hört man dem psychedelischen Rock aus der Garage auch an: „Oumuamua“ rast durch verschiedenste Welten und stellt kühne, gerne mal herausfordernde Gedankenspielereien an.

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Musa Dagh

Musa Dagh – No Future

Eigentlich musste es nicht schnell gehen, aber Musa Dagh hatten keine Zeit zu verlieren und präsentieren keine 17 Monate nach ihrem Einstand bereits den Nachfolger. Neben Aydo Abay und Aren Emirze mischt nun Sascha Madsen mit und übernimmt den Platz hinter der Schießbude von Thomas Götz, der noch an ersten Ideen arbeitete (auch Bandkollege Thomas Kurtzke schaute für ein paar Gitarreneinlagen vorbei). Der harmonische Übergang an den Drums bekam dem Trio gut, zudem investierte man alles an Energie und Herzblut in den Nachfolger. „No Future“ treibt den Noise-Wahnsinn auf die Spitze.

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Petite Noir

Petite Noir – MotherFather

Der Meister des Noirwave ist zurück. So nennt zumindest Petite Noir seinen Sound, bereits seit Release der ersten Single vor elf Jahren. Nach etwas längerer Funkpause widmet sich der in Belgien geborene, in Südafrika aufgewachsene und heute in London und Paris residierende Kongolese wieder der Musik. Das neue Album entstand unter einem düsteren Stern – teils unter dem Eindruck seines aus dem Amt des Premierministers gedrängten Vaters, teils basierend auf Erinnerungen an erlebten Rassismus während seinen jungen Jahren in Johannesburg. „MotherFather“ durchbricht einmal mehr musikalische Grenzen mit Wonne.

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Lucifer Star Machine

Lucifer Star Machine – Satanic Age

Skandinavischer Rock muss nicht unbedingt aus dem hohen Norden kommen. Das beweisen die 2002 in London gegründeten und seit einem Jahrzehnt in Deutschland ansässigen Lucifer Star Machine aktuell einmal mehr. Ihr knackiger Mix aus Rock’n’Roll, Punk, Hard Rock und Garagen-Attitüde bietet hohen Unterhaltungswert, bei dem sich die Nackenmatte automatisch mitschüttelt. „Satanic Age“ ist ihr zweites Album für The Sign Records, während der Pandemie geschrieben, über knapp sechs Monate in Lübeck eingespielt und nun mit gewohnter Wucht auf das feierwütige Publikum losgelassen.

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