Kategorie: Reviews & Previews

Ben Howard

Ben Howard – Is It?

Im Frühling des Vorjahrs erlitt Ben Howard zwei Mini-Schlaganfälle, während denen er weder klar denken noch verständliche Sätze formulieren konnte. Nach einem Monat im Krankenhaus mit Tests ohne eindeutigem Ergebnis zog es ihn samt Band nach Frankreich, um neue Musik aufzunehmen. Es war brütend heiß, die Klimaanlage gab den Geist auf, und aufgrund der gesundheitlichen Belastung der letzten Monate verbrachte der britische Singer/Songwriter viel Zeit schlafend. Das hört man dem Nachfolger seines zweiten britischen Nummer-Eins-Albums „Collections From The Whiteout“ (das dritte Top-20-Werk in Deutschland in Folge) jedoch kaum an. „Is It?“ setzt sich mit der Absurdität einer beängstigenden Zeit offensiv und zugleich fragmentiert auseinander.

Weiterlesen
Motorpsycho

Motorpsycho – Yay!

Eine gewisse Unvorhersehbarkeit gehört bei Motorpsycho zum guten Ton. Die Psych- und Prog-Großmeister überraschen mit wachsender Begeisterung. Selten weiß man vorher, was passieren wird, und dennoch kommt der neueste Streich immer unerwartet. In klassischer Duo-Nukleus-Formation mit gelegentlicher rhythmischer Unterstützung wirft man jeglichen Ballast von Bord und legt zehn poppige Folk-Perlen mit etwas psychedelischem Unterbau vor. Man wollte etwas zulassen, hieß es vorab, sich ausnahmsweise vergleichsweise konventionellen Mustern widmen. Und doch klingt „Yay!“ alles andere als abgeschmackt oder gar anbiedernd.

Weiterlesen
J.E. Sunde

J.E. Sunde – Alice, Gloria And Jon

Akzeptanz. Anerkennung. Innere Zufriedenheit. J.E. Sunde sucht und findet exakt das auf seiner neuesten Soloplatte. Der Mitbegründer von The Daredevil Christopher Wright hat sich längst vom Müssen und Sollen der Plattenmaschinerie entfernt und zieht sein Ding mit erstaunlicher, mit kurzweiliger Leichtigkeit durch. Exakt das wird auch auf seinem neuesten Streich herrlich hörbar gemacht. „Alice, Gloria And Jon“ zelebriert die Musik, die vermeintlichen kleinen Leute und die stillen Schönheiten, die im Leben nicht fehlen dürfen.

Weiterlesen
M. Byrd

M. Byrd – The Seed

Insgesamt mehr als elf Millionen Streams alleine auf Spotify mit den ersten beiden Singles: M. Byrd rannte ab Herbst 2020 offene Türen ein. Sein leichtfüßiger und doch mitreißender Indie-, Pop- und Singer/Songwriter-Ansatz, der feinsinnige Arrangements mit gerne mal ernsteren Beobachtungen kreuzt, fasziniert und reißt mit. Die Tracks für das erste Album wurden unter anderem unter dem Eindruck des damals beginnenden Ukraine-Kriegs geschrieben, von Freunden und Familie, die über die ganze Welt verteilt leben, von drastischer Symbolik und persönlichen Verlusten beeinflusst. „The Seed“ pflanzt sich in das Herz des songschreibenden Seelenlebens.

Weiterlesen
Bonny Doon

Bonny Doon – Let There Be Music

Es dauerte etwas im Hause Bonny Doon. Nach mehreren Tourneen zum zweiten Album „Longwave“ arbeitete man zunächst an der gefeierten Waxahatchee-Platte „Saint Cloud“ mit, später hatten zwei der drei Bandmitglieder mit gröberen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Nach fünf langen Jahren meldet sich das Trio aus Detroit und New York endlich zurück mit leidenschaftlichen und zugleich einfachen Songs zwischen Indie und Folk. „Let There Be Music“ ist ein wunderbares Mission Statement und zugleich die ideale Überschrift für zehn grundsympathische neue Tracks.

Weiterlesen
Janelle Monáe

Janelle Monáe – The Age Of Pleasure

Wenige Künstler*innen ziehen ihr eigenes Ding derart konsequent durch wie Janelle Monáe. Ob Musik, Mode oder Schauspiel, die achtfach Grammy-nominierte Monáe verdient stets volle Aufmerksamkeit. Das gilt selbstverständlich auch für ihr erstes Studioalbum seit etwas über fünf Jahren, das sich mit Liebe, Selbstakzeptanz und Selbstbewusstsein auseinandersetzt, das zugleich als Liebesbrief an die panafrikanische Diaspora zu verstehen ist. „The Age Of Pleasure“ steckt voller spannender Ideen und zeigt sich zudem musikalisch sogar noch eine Spur breiter aufgestellt.

Weiterlesen
Squid

Squid – O Monolith

Bereits das erste Album war ein Liebling unter Kritikern wie Fans, nun legen Squid mit dem ach so schweren Zeitling nach. Der nervöse und zugleich vorsichtig umrissene, krautig-jazzige Post Punk von „Bright Green Field“ entpuppte sich als Volltreffer, der auf ausgewählten, der Umständen wegen distanzierten Konzerten vorgestellt wurde. Dort jammte man sich bereits durch etwa 80 % der neuen Songs, die bereits in zumeist instrumentalen Skizzen entstanden und näher erkundet werden wollten. Die durchaus geräumige Umgebung von Peter Gabriels Real World Studios ließ den eigenen Sound aufbrechen und freier werden – eine spannende Entwicklung mit deutlich weniger Klaustrophobie, die auf „O Monolith“ vorgelebt wird.

Weiterlesen
Jason Isbell And The 400 Unit

Jason Isbell And The 400 Unit – Weathervanes

Kommt Zeit, kommt Weisheit, befindet Jason Isbell, und richtet auf der neuesten gemeinsamen Platte mit seiner Band The 400 Unit den Blick zugleich nach innen und nach außen. Es geht um das Leben im Erwachsenenalter, um das Erkennen, Setzen und Respektieren von Grenzen, um die Aufs und Abs des Alltags. Nachdem die letzten Alben – mit Ausnahme der spontanen Georgia-Tribute-Platte – durch die Bank in den amerikanischen Top 10 landeten, könnte sich diese Serie mit dem vielschichtigen „Weathervanes“ ganz locker fortsetzen.

Weiterlesen
King Krule

King Krule – Space Heavy

Ein Leben zwischen zwei Städten (und Welten) – London und Liverpool – in den Jahren 2020 bis 2022, persönliche Verluste und andere Einschnitte begleiteten Archy Marshall zuletzt. Nach „Man Alive!“, dessen Noir-Abwärtsspirale im besten Sinne erdrückte, finden nun mehrere Strömungen und Stimmungen Einzug in den Sound von King Krule. Gewissermaßen hat „Space Heavy“ etwas von einem Best-of-Album mit neuen Songs, welche das letzte Jahrzehnt musikalisch Revue passieren lassen und doch mutig vorangehen. Komplett ohne frischen Wind geht es allerdings nicht.

Weiterlesen
JeGong

JeGong – The Complex Inbetween

Klang als Forschungselement im freien Raum, so oder so ähnlich begehen JeGong ihre Musik. Der Einstand des Duos entpuppte sich als nuancierte Auseinandersetzung mit Krautrock, elektronischen Anfängen und dem Post-Präfix. Exakt das verfolgen Dahm Majuri Cipolla und Reto Mäder nun weiter und wagen sich mehr denn je in die selbstgewählten Untiefen vor. „The Complex Inbetween“ meditiert über Sein und Schein in treibenden sowie gemächlichen Soundscapes, die sich mit wachsender Begeisterung zwischen den Grenzen des Vorhersehbaren platzieren.

Weiterlesen

Wir verwenden Cookies. Cool?