Kategorie: Reviews & Previews

Die For My Sins

Die For My Sins – Scream

Nebenprojekte alteingesessener Bands scheinen dieser Tage wohl Hochkonjunktur zu haben. Zumindest auffällig ist, dass diese Woche neben dem neuen Kingcrown-Album der Amore-Brüder, die hauptberuflich eigentlich bei Nightmare musizieren, auch Fabio und Nicolas Calluori ein Album zum besten geben, das nichts mit ihrer Hauptband Heimdall zu tun hat. Die beiden Brüder aus Salerno, Italien haben sich dafür sogar hochkarätige Unterstützung am Mikro geholt: niemand Geringeres als Primal Fear-Röhre Ralf Scheepers hat die Vocals auf dem Debütalbum „Scream“ eingesungen – wenn auch nur als Session-Musiker. Gewisse Erwartungen unter Power Metal-Fans sind bei dieser Kombination also schon mal geweckt – doch ob Die For My Sins diesen Vorschlusslorbeeren wohl auch gerecht werden können?

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Weite

Weite – Oase

Von einer One-Off-Recording-Session zur Band, dann zum erweiterten Line-up mit einer nun zweiten Platte: Weite entstanden eher zufällig und blieben zusammen. Die in Berlin ansässige Formation um Musiker von Elder, delving und Lawns, seit diesem Jahr durch Keyboarder Fabien de Menou (Perilymph) ergänzt, versteht sich auf rein instrumentale Klanglandschaften mit Prog- und Psych-Fokus, aber auch mit einer feinen Portion Krautrock obendrauf. Mit ihrer neuen Platte wollten sie gleichzeitig längere, ausführlichere Arrangements basteln, aber auch melodischer und songdienlicher zu Werke gehen. „Oase“ kann diese gerne mal recht unterschiedlichen Ansprüche unter einen Hut bringen.

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Das Format

Das Format – Das Format

Hier ist eine Band von Format – das erste von vermutlich unzähligen Wortspielen. Dabei gibt es über Das Format auch jenseits schlechter Witze so viel zu sagen. Das Trio um Bruno Teschert (Herr Polaris), Maximilian Stephan (u. a. Carpet) und Maximilian Wörle (als Produzent und Sound-Engineer tätig) versteht sich auf noisigen, kratzigen Post Punk, dessen doppelter Boden erst freigelegt werden muss. Clevere literarische und soziokulturelle Referenzen, pointierte Analysen des Status Quo nebst unbequemen Abrechnung und im Handumdrehen erzeugten, erstaunlich präzisen lyrischen Bildern im Kopf wecken unter anderem Erinnerungen an britische Größen. „Das Format“ ist zugleich der Name ihres ersten Albums.

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Glazed Curtains

Glazed Curtains – Claustrophobia

Einfach akzeptieren und hinnehmen, ohne Widerstand und Einwände – für Glazed Curtains steht das außer Frage. Das Quartett aus der österreichischen Hauptstadt Wien setzt sich intensiv mit seiner Umwelt auseinander, thematisiert rohe Emotionen ebenso wie die alltäglichen Kämpfe der kleinen und der sehr großen Dinge. Auf ihrem zweiten Album „Claustrophobia“ geht es nicht nur um äußere Einflüsse, sondern auch um den Blick nach innen – ist das Leben zuletzt doch alles andere als einfach gewesen – begleitet von konzentrierten Auseinandersetzungen mit Mental Health, persönlichen, aber auch systemischen Herausforderungen.

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Would

Would – Get Away

Matthias Schwettmann hat aktuell einen Lauf. Wenn er nicht gerade als Teil des Trios Palila exquisite Songs (ein-)spielt, widmet er sich seinem Solo-Schauplatz Would, und das bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Neun Monate nach dem ersten Album „Be Okay Not To Be Okay“ gibt es Nachschub, wenngleich das Material etwas älter ist. Dass Schwettmann die Tracks im Herbst/Winter 2023 einspielte, ist angesichts der durchaus melancholischen Grundstimmung keinesfalls zu überhören. Trotz verschiedener Einflüsse achtete er darauf, dass „Get Away“ wie aus einem Guss klingt. Dieses Setzen auf einen roten Faden macht sich hörbar bezahlt.

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Surreal Fatal

Surreal Fatal – Fuge

Dystopie. Utopie. Abriss. Eine spannende neue Band aus Hamburg langt beherzt zu. Hinter Surreal Fatal stecken Musiker*innen diverser Szenebands, die sich im Sommer 2023 im Studio fanden, um die gemeinsame kreative Schnittmenge auf Platte zu bannen. Und die nimmt keine Gefangenen – Punk, Post, Rock und Hardcore sind nur einige der Zutaten, von pointierten deutschen Texten und aller gebührender Wut begleitet. „Fuge“ bemüht den konsequenten Abriss und liefert 32 Minuten emotionale Atemlosigkeit, der man sich kaum entziehen kann.

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Urge

Urge – Here/After

Post Punk scheint Menschen zusammenzubringen. Mitglieder so unterschiedlicher Bands wie Plebeian Grandstand, BRUIT ≤, Rallye, M83, Orme und Kid Wise machen als Urge betont finstere gemeinsame Sache. Die fünf Musiker leben über Toulouse, Paris und Kopenhagen verstreut, zeigen sich jedoch geeint in ihrem Faible für beklemmende, zugleich süßliche Musik. Man versteht den eigenen Sound als ‚Urschrei einer Generation, die sich mit einer düsteren Zukunft konfrontiert sieht, jedoch nicht einem von den Fehlern der Vergangenheit bestimmten Schicksal unterwerfen will‘. Auch das erste gemeinsame Album „Here/After“ bietet starken Tobak, in betont unwirkliche Eingängigkeit gekleidet.

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CAVA

CAVA – Powertrip

Macht und Kontrolle jenseits der Schadensbegrenzung: Während CAVA auf ihrem ersten Album noch vorrangig ihre Identität definieren wollten, geht es das Berliner Duo nun um Welten deutlicher an. Erstmals fand man sich in einem Studio wieder, was man auch hören sollte. Aber nicht zu sehr, denn der erste Mix ihres Zweitlings fiel zu poppig aus und verlangte förmlich nach mehr Punk-Drive. Zudem geht es auf „Powertrip“ um deutlich ernstere Themen, die gesellschaftliche Normen hinterfragen, offensiv mit Machtverhältnissen in Schieflage und feministischer Vorbildwirkung umgehen. Und das gelingt verdammt gut.

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Ramkot

Ramkot – Rosa

Mit einer Platte wie eine Serie unnachgiebiger Nackenschläge debütierten Ramkot Anfang 2023. Das Trio aus dem belgischen Gent rannte mit dem kurzen, knackigen und angenehm durchgeknallten „In Between Borderlines“ offene Türen ein. Im Anschluss wurden an die 100 Shows gespielt, man durfte sogar Metallica supporten und schrieb nebenbei neue Musik. Dafür brauchte es jedoch einen kleinen Tapetenwechsel – Joshua Tree, um genau zu sein. Alain Johannes (Queens Of The Stone Age, Arctic Monkeys, Millionaire) nahm das Heft in die Hand, zudem konnte man dieses Mal in Ruhe und am Stück an neuer Musik arbeiten. „Rosa“ klingt gleichzeitig vertraut und anders, denkt den wüsten Rock-Ansatz auf allerlei Ebenen weiter.

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The Sarandons

The Sarandons – Drawing Dead

Knapp zwei Jahre nach dem exzellenten Einstand „Sightlines“ melden sich The Sarandons schon wieder zurück. Klar, für das berühmt-berüchtigte zweite Album hat man, so die alte Binsenweisheit, nur wenig Zeit, aber gleich ein Schnellschuss? Das Risiko besteht beim Quintett aus Toronto erst gar nicht, zu geerdet und fokussiert tritt man in allen Belangen auf. Dazu passt auch die Mischung aus Rückblick, Nostalgie, vermeintlicher Krise und einem von Neuanfängen beflügelten Blick nach vorne: „Drawing Dead“ widmet sich den Herausforderungen des mittleren Alters und beschließt, diese gar selbstbewusst anzugehen.

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