Kategorie: Reviews & Previews

Glitterer

Glitterer – Rationale

Nachträglich bezeichnete Ned Russin die Arbeiten an „Life Is Not A Lesson“, dem zweiten Album seines Solo-Schauplatzes Glitterer, als einsame und grauenvolle Erfahrung, wiewohl man das dem Ergebnis nicht anhörte. Russin hatte zu dieser Zeit zu arbeiten begonnen und merkte nach und nach, dass sein Projekt zur Band reifen musste, um zu überleben. Diese ließ sich recht schnell rekrutieren, die Keyboard-Parts übernahm sogar seine Chefin Nicole Dao, die zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen Song geschrieben hatte. Tatsächlich erwies sich dieses Coming of Age von Glitterer aber als kreativer Glücksgriff, wie das nunmehr dritte Album „Rationale“ recht eindrucksvoll unter Beweis stellt.

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The Terrys

The Terrys – Skate Pop

Platz 17 in den australischen Charts für eine in Eigenregie gebastelte und veröffentlichte Platte: The Terrys gelang mit ihrem Einstand „True Colour“ im Oktober 2022 ein absoluter Volltreffer, der nicht nur Indie-Herzen eroberte und mit seinem abwechslungsreichen, vielschichtigen Sound offene Türen einrannte. Das Quintett aus Gerringong in New South Wales bemüht sich um positive Einstellung, selbst wenn das Leben gerade nicht so freundlich scheint, und lässt sich nun ebenfalls als Pop-Formation bezeichnen, zumindest in gewissen Momenten. „Skate Pop“ denkt exakt jenes Konzept souverän weiter und meistert das vermeintlich schwere zweite Album locker.

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Laura Jane Grace

Laura Jane Grace – Hole In My Head

Neue Musik von Laura Jane Grace ist immer ein Grund zu feiern, ob mit Band oder solo. Im Sommer 2022 gab es eine Zäsur: Die Haare wurden abgeschnitten, um das langjährige Tätowier-Konzept abzuschließen und die Kopfhaut mit Rosen und den Flügeln eines Greifvogels zu versehen. Tattoo Artist Gakkin machte ihr eine handbemalte Gitarre als Geschenk, auf der sogleich ein Song geschrieben wurde. So kam nach und nach das Material für Graces neuesten Streich zusammen, das nun unter dem vielsagenden und letztlich doch gekonnt offenen Titel „Hole In My Head“ zum Landeanflug ansetzt.

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i Häxa

i Häxa – Part 1

Ein avantgardistisch veranlagtes Album, auf vier Sätze aufgeteilt, die in ebenso vielen Teilen über einen Zeitraum von nahezu neun Monaten erscheinen: i Häxa haben herzlich wenig Bock auf Bekömmlichkeit und stellen ihre Hörer auf die Probe. Das Projekt um Sänger/Songwriterin und Visual Artists Rebecca Need-Menear (Anavae) und Produzent Peter Miles präsentiert seine Musik jeweils zu den vier saisonalen Sonnwenden, begleitet von nicht minder anspruchsvollen, herausfordernden Cinematics. Mit „Part 1“ landet nun der Auftakt, ein Boxset des gesamten Albums soll schließlich am 1. November landen.

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Mother Mother

Mother Mother – Grief Chapter

Seit annähernd zwei Dekaden kultivieren Mother Mother ihren in Indie und Alternative verwurzelten Pop/Rock-Sound, landeten gerade in der kanadischen Heimat mehrmals in den Top 10 und durften sich dank mehrerer viraler TikTok-Hits ab Ende 2020 über verdiente Gold- und Platin-Auszeichnungen freuen. Was sich wie digitaler Hype liest, ist tatsächlich das Ergebnis langjähriger harter Arbeit sowie von verdammt gutem Songwriting. Für ihr neuestes Werk, das nunmehr neunte Studioalbum, widmet sich das Quintett schweren Themen wie Tod, Trauer und Akzeptanz. „Grief Chapter“ bezieht daraus die Kraft, die Schönheit des Lebens und der Vergänglichkeit zu schätzen.

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Pet Needs

Pet Needs – Intermittent Fast Living

Das Bandleben kann ganz schön stressig sein. In einem Moment spielt man in kleinen Kneipen, plötzlich befindet man sich auf Welttournee, nur um im nächsten Moment zuhause auf der Couch zu chillen. Pet Needs können ein Lied davon singen – elf Stück, um genau zu sein, denn ihr drittes Album innerhalb von knapp drei Jahren befasst sich mit Rastlosigkeit, mit krassen Gegensätzen, mit Stress und dem Kampf um ein geregeltes Familienleben. „Intermittent Fast Living“ setzt dabei den punkigen Weg der wortreichen Intensität fort und schüttelt neue Hits mitten aus dem etwas anderen Alltag aus dem Ärmel.

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Grandaddy

Grandaddy – Blu Wav

Etwa sieben Jahre ist das letzte reguläre Grandaddy-Studioalbum her. Zwei Monate nach dem Release starb Gründungsmitglied Kevin Garcia urplötzlich an einem Herzinfarkt, er wurde nur 41. Mastermind Jason Lytle widmete sich im Anschluss erst einmal einem Solowerk sowie einer Klavier-Interpretation des legendären „The Sophtware Slump“-Albums, bevor es wieder zurück zu Grandaddy ging. Bloß klingt die Indie-Institution etwas anders. Bei einer Autofahrt durch die Wüste Nevadas hörte er Patti Pages „Tennessee Waltz“ und hatte eine zündende Idee: Wie würde es klingen, wenn man Bluegrass-Waltz-Sounds mit New Wave und Elektronik vermengt? Das Ergebnis liegt nun in Form von „Blu Wav“ vor.

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The Holy

The Holy – Ländmark

Nicht nur in ihrer finnischen Heimat gelten The Holy seit geraumer Zeit als Geheimtipp. Bereits mit ihrem 2018 erschienenen Einstand „Daughter“ rannten sie samt ihrem Mix aus Post Punk, Krautrock, Indie und Alternative offene Türen ein, von allerlei Festival-Auftritten in ganz Europa mal abgesehen. Mittlerweile, unter anderem zwischenzeitlich durch Lockdowns ausgebremst, sind sie bereits bei ihrem dritten Album, das sämtliche Versprechen der bisherigen Releases mit wachsender Begeisterung einlöst. „Ländmark“ entpuppt sich als wilde, brodelnde Tour de Force voller unnahbarer, widersprüchlicher Gefühle.

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Declan McKenna

Declan McKenna – What Happened To The Beach?

Platz 2 in den britischen Album-Charts und doch alles andere als entspannt: Mit seinem zweiten Album „Zeros“ gelang Declan McKenna nicht nur eine spannende Glam-Rock-Häutung, sondern ein mehr als verdienter Charterfolg, dem ausverkaufte Tourneen und große Festivalauftritte folgen sollten. Dennoch kämpfte der erst 25jährige mit Selbstzweifel und Impostor-Syndrom, suchte nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Das neue Material sollte mehr Raum zum Atmen bekommen, und so zog es ihn nach Kalifornien, um mit Gianluca Buccellati (u. a. Lana Del Rey, Arlo Parks) einen neuen Sound zu finden. „What Happened To The Beach?“ ist die dritte musikalische Häutung auf dem dritten Album und überrascht mit vergleichsweise luftigen, aufgeräumten bis chaotischen Tönen.

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The Chisel

The Chisel – What A Fucking Nightmare

Eine der wichtigsten neueren Punk-Bands der letzten Jahre meldet sich mit einem Dampfhammer zurück. 2020 aus aktuellen und ehemaligen Mitgliedern von Violent Reaction, Arms Race und Chubby & The Gang hervorgegangen, entstiegen The Chisel mit einer Handvoll Kleinformate und einem mächtigen Album schnell dem Londoner Underground. Der Mix aus Punk, Oi! und Hardcore rennt offene Türen ein und baut imaginäre Publikumsbrücken. Nunmehr bei Pure Noise angekommen, langt der Zweitling „What A Fucking Nightmare“ beherzt zu und findet den richtigen Mittelweg zwischen beißender Härte und massiven Singalongs.

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