Autor: Walter Kraus

Ich bin, also denke ich.
Jamie xx

Jamie xx – In Waves

Eine seltsame, unwirkliche und unangenehme Zeit spornte das zweite Soloalbum von Jamie xx an. Im April 2020 fertigte er einen Radio 1 Essential Mix für die BBC an, bestehend aus seinen musikalischen Helden, neuen Dance-Meistern sowie frühen Versionen kommender Albumtracks. Zugleich ließen illegale Raves den Hedonismus zu den Anfangszeiten der technoiden Bewegung aufleben. Unter diesem Eindruck entstand nach und nach „In Waves“, das nunmehr zweite Soloalbum des Londoner Mittdreißigers. Zu hören gibt es neben wachsender elektronischer Pluralität eine Fülle an Gästen und alten Wegbegleitern.

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Tramhaus

Tramhaus – The First Exit

Fünf Musiker*innen aus Rotterdam und das Spiel mit Riffs und Stimmungen: Tramhaus spuckten sechs Singles in 18 Monaten aus und erspielten sich damit nicht nur in ihrer niederländischen Heimat einiges an Aufmerksamkeit. Dabei entstand ein störrischer, gerne mal bizarrer Mix, der die stete Abgründigkeit von Post Punk ebenso mitnahm wie widerborstigen Noise Rock und experimentell bis eingängig veranlagten Alternative. Ihr erstes Album „The First Exit“ erscheint nun in Eigenregie und findet eine spannende Balance zwischen schier endloser Vorarbeit, um Verschnitt auszusortieren, und betont spontanen One-Take-Aufnahmen.

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Death By Gong

Death By Gong – Descalator

Musiker so illustrer Acts wie Heads., SHRVL, Radare und ZAHN riefen vor ein paar Jahren ein neues Projekts ins Leben. Death By Gong klingt nahezu haargenau wie die Summe der einzelnen Teile, im Noise Rock zuhause und doch mit wachsender Begeisterung jenseits imaginärer Grenzen unterwegs. Shoegaze, Post Punk, Alternative und sogar etwas Art Rock mit Synthetik begleiten die ausufernden, faszinierenden Klangkonstrukte, die sich mit wachsender Begeisterung treiben lassen und von vorhersehbaren Konventionen distanzieren. „Descalator“ entpuppt sich als Einstand nach Maß.

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Blossoms

Blossoms – Gary

Blossoms haben eine stolze Serie zu verteidigen. Mit drei ihrer ersten vier Alben landeten sie an der Spitze der britischen Albumcharts, begleitet von diversen Award-Nominierungen und ausverkauften Tourneen. Dieses Mal sind die Vorzeichen etwas anders, denn das Quintett aus Stockport unterhält inzwischen eine eigene Plattenfirma und stellt sich mehr denn je auf eigene Beine. Einmal mehr übernahm James Skelly (The Coral) die Produktion, CMAT schrieb bei zwei Tracks mit und Josh Lloyd-Watson (Jungle) half bei zwei anderen Produktionen aus. Ihr fünftes Album „Gary“ benannten sie nach einem überdimensionalen Fiberglass-Gorilla, der Anfang 2023 aus einem Gartencenter gestohlen wurde. Noch Fragen?

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Please Madame

Please Madame – Easy Tiger

Auf eigenen Füßen steht es sich besonders gut, beschlossen Please Madame, und änderten für ihr nunmehr viertes Album bewusst die Vorzeichen. Das Vorzeige-Indie-Quartett aus Salzburg gründete ein eigenes Label, organisiert sämtliche Konzerte selbst und genoss zudem die neue, vollkommene musikalische Freiheit. Teilweise auf einer abgelegenen Hütte entstanden, geht „Easy Tiger“ den auf dem auch schon wieder vor drei Jahren veröffentlichten Vorgänger eingeschlagenen Weg gekonnt weiter, zeigt sich hörbar angekommen und bewegt sich doch – mutig und zielstrebig – weiter in Richtung spannende Zukunft.

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Cursive

Cursive – Devourer

Nach zwei sehr kurz aufeinanderfolgenden Platten dauerte es bei Cursive wieder etwas länger. Seit kurzem sogar zu siebt unterwegs, brachte Tim Kasher seine Kunstversessenheit in die Songwriting-Sessions ein. So hatte er im Herbst 2020 gleich 69 Songs geschrieben, 20 kamen in den Proberaum und 13 landen nun auf dem Album. „Devourer“ – inspiriert von Kashers Ansatz, Kunst und Medien regelrecht zu verschlingen – setzt nicht nur die eklektische, ausladende und zugleich kunstvolle Reise der letzten Platten fort, sondern spielt zugleich mit einer Fülle an Figuren und Einflüssen, die selbst für Cursive eine (willkommene) neue Form des Wahnsinns darstellen.

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Nada Surf

Nada Surf – Moon Mirror

Die ewigen, zeitlosen Nada Surf sind wieder da. Mittlerweile dauert es zwischen ihren Platten eine Spur länger, doch freut man sich doppelt oder dreifach auf bezaubernde Songs mitten aus dem Leben. Für ihr zehntes Studioalbum haben die New Yorker wieder die Labelheimat gewechselt, in Wales aufgenommen und sich von ihrem langjährigen Freund und Mitstreiter Louie Lino am Keyboard unterstützen lassen. Wenig überraschend zeigt sich auch „Moon Mirror“ voller Herz, stellt die richtigen Fragen, gibt sich poetisch und voller feiner, lebensbejahender Melodien, die selbst in größter Trauer zarte Hoffnung finden.

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Deadletter

Deadletter – Hysterical Strength

Sechs Wahnsinnige und ein Album, das man gehört haben muss, um es erfassen und verstehen zu können: So oder so ähnlich lässt sich zumindest im Ansatz erklären, was Deadletter aktuell abziehen. Die noch recht junge Band aus dem Südwesten Londons findet einen Sound, der sich bewusst jeglicher Kategorisierung entzieht – Art Rock, Post- und Dance-Punk schwingen als ungefähre Referenzen mit – und von wortreichen, gerne mal düsteren Geschichten angetrieben wird. Diese stilvolle und betont wahnsinnige Präsentation bringt mit „Hysterical Strength“ einen Erstling hervor, an dem man sich im besten Sinne die Zähne ausbeißen wird.

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ischia

ischia – leave me to the future

Diese gemeinsame Band war unvermeidlich. Adele Ischia und Hjörtur Hjörleifsson (u. a. Oehl, Chilli & The Whalekillers) kennen sich seit ihrer Jugend in Salzburg, beide sind Teil der famosen Endless Wellness, doch sollte es mit einem eigenen Projekt eine ganze Weile dauern. Die Begegnung mit Lena Kauntz (live u. a. mit Yukno, Sharktank und Cousins Like Shit unterwegs) im Sommer 2020 machte schließlich Nägel mit Köpfen, später vervollständigte Philipp Hackl (ehem. Jolphin) die Band, die sich ischia nennt und mit Vulkanen herzlich wenig zu tun hat. Dafür bietet „leave me to the future“, so der Titel des Erstlings, großen Unterhaltungswert.

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Porches

Porches – Shirt

Heavyness, Theatralik, das Ende der kindlichen Unschuld – diese drei Eckpfeiler begleiten die neue Platte von Porches. Aaron Maine stand der Sinn nach Veränderung, nach kreativem Feinschliff, aber auch nach konzeptueller Sinnsuche. Eine Fülle von Personas und Personen, begleitet von steter Sehnsucht und dem harten Kampf des Erwachsenwerdens begleiten „Shirt“, das musikalisch ebenso einiges wagt. Neben synthetischen und verträumen Popsongs darf es auf diesem neuen Studiowerk deutlich lauter und ruppiger vorgehen, in gewisser Hinsicht geradezu punkig.

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