Autor: Walter Kraus

Ich bin, also denke ich.
Anxious

Anxious – Little Green House

Für das erste Album, so eine gerne propagierte These, habe man ein ganzes Leben lang Zeit. Eigentlich hätte das bei Anxious anders ausgesehen, denn die 2016 gegründete Band – die Mitglieder besuchten damals noch die Highschool – tourte bereits seit Jahren ausgiebig mit allerlei Heavy-Hittern, wie Lifetime und Fiddlehead. Die ungewollte globale Schockstarre hatte zumindest einen Vorteil für die Herren aus Connecticut, die im Keller von Bassist Sam Allens Mutter in aller Ruhe an sämtlichen Details arbeiten konnten. Benannt nach dem Ort, wo sie ihre Songs schrieben, macht es sich „Little Green House“ in der Emo-, Post-Hardcore- und Alternative-Szene mit 90s-Einschlag bequem.

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Blood Red Shoes

Blood Red Shoes – Ghosts On Tape

Ein Beiwerk der Umstände, so lässt sich das neue Album der Blood Red Shoes bezeichnen. Zum ersten Mal seit Jahren wohnten Laura-Mary Carter und Steven Ansell wieder in derselben Stadt. Songwriting und Aufnahmen waren abgeschlossen, mit einem Release wartete man jedoch, als sich ein Riegel vor sämtliche Tour-Möglichkeiten schob. Carter startete einen Podcast und nahm ein Solo-Mini-Album auf, Ansell produzierte Electro- und Alternative-Künstler. All das und mehr findet sich nun auf „Ghosts On Tape“ wieder, das über weite Strecken wie ein musikalischer Neustart wirkt und doch nicht so ganz überrascht.

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Fickle Friends

Fickle Friends – Are We Gonna Be Alright?

Die letzten beiden Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Fickle Friends singen gleich mehrere Lieder davon. Nach ihrem erfolgreichen Debüt „You Are Someone Else“, das in der britischen Heimat sogar die Top 10 knackte und acht Singles abwarf, besann man sich zurück auf die Indie-Wurzeln, nur um erst einmal in den Seilen zu hängen. Das Quartett wusste nicht so recht, wie es mit dem plötzlichen Stillstand umgehen sollte, befand sich irgendwo in der Schwebe und sprühte dennoch voller Tatendrang. Nach zwei eingeschobenen EPs gibt es nun das zweite Album. „Are We Gonna Be Alright?“ stellt wichtige Fragen und erweitert den Indie Pop des Einstands um mehr Wucht und Gitarren.

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The Wombats

The Wombats – Fix Yourself, Not The World

Ein Influencer singt die ersten Zeilen eines Remixes zu „Greek Tragedy“ und tanzt dazu auf TikTok, schon war ein Trend geboren. Für The Wombats bedeutete das unzählige Millionen Streams sowie eine Gold-Auszeichnung in den USA aus dem Nirgendwo. Das Trio aus Liverpool nahm das durchaus amüsiert als Lockdown-Randnotiz zur Kenntnis, nur um das neue Album distanziert – über drei Länder verteilt – zu schreiben. Unterstützt von Produzenten-Prominenz, wie Jacknife Lee, Gabe Simon (Dua Lipa, Lana Del Rey), Paul Meaney (Twenty One Pilots, Nothing But Thieves) und Stamm-Knöpfchendreher Mark Crew, entstand das tanzbare, selbstbewusste „Fix Yourself, Not The World“.

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Cat Power

Cat Power – Covers

Neben ihren fantastischen eigenen Songs veröffentlicht Cat Power seit Jahren nicht minder spannende Cover-Version bekannter Klassiker und kleiner Schätze, die in ihrer atemberaubender Schönheit locker mithalten können. Zum Jahresbeginn vervollständigt die US-Amerikanerin nun eine Art Trilogie, die 2000 mit „The Covers Records“ begann und sich 2008 durch „Jukebox“ fortsetzte. „Covers“ tankt sich durch den Sound von zwölf Legenden und versteckten Schätzen, die dabei stets nach Cat Power klingen, als hätte sie die Tracks selbst verfasst.

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Papir

Papir – 7

Auf ihren bisherigen Alben loteten Papir die Grenzen von Kraut, Psych und Prog aus. Ihre rein instrumentale Kunst, gerne mit etwas Jazz versehen, verzichtet allerdings auf ausladende technische Wirbelstürme und bemüht sich stattdessen um den Fluss der Dinge. Diesen stellen die Dänen nun erst recht in den Mittelpunkt, denn „7“ – erstmals keine römische Ziffer – packt sämtliche Pedale weg und sucht stattdessen nach der gemächlichen Eitelkeit der Dinge. In anderen Worten: Betörender, tiefenentspannter Ambient-Sound hält Einzug.

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Blow

Blow – Shake The Disease

Digital ist nicht immer zwingend besser. Das erkannten auch Blow nach dem Release ihres ersten Albums „Vertigo“. Der Electro-Pop des Pariser Trios kam 2018 gut an, doch bereits kurze Zeit später stellte sich das Gefühl ein, man würde sich wiederholen. Geänderte Aufnahmemethoden führten zu analoger Instrumentierung, das Studio wurde gewechselt, selbst Gedanken über einen anderen Bandnamen kamen auf. Letztlich wurde wenige Tage vor dem Release bekannt, dass Blow sich auflösen würden. Das Vermächtnis „Shake The Disease“ bewegt sich zwischen musikalischer Nostalgie und lyrischer Dualität von Sein versus Schein.

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Sun Cutter

Sun Cutter – Sun Cutter

Vor drei Jahren erlitt Kevin Pearce einen Herzinfarkt auf einem Golfplatz. Damals war er gerade einmal 33 Jahre alt. Als Teil seines Reha-Prozesses, der unter anderem Lifestyle-Änderungen mit sich brachte, widmete er sich einem eigenen musikalischen Projekt. Als Sun Cutter konzentriert er sich auf einen Mix aus Indie, Soul, Rock und Folk, begleitet von empathischen und liebevollen Texten mit einer feinen Spur Protest. Das erste Album heißt ebenfalls „Sun Cutter“ und beginnt das neue Jahr mit so etwas wie greifbarer Lebenslust.

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Manic Youth

Manic Youth – Funland

Der intensive Blick auf das eigene Schuhwerk legt Faszinierendes frei. Das wissen Manic Youth aus Wien nur zu gut. Zwei Jahre nach ihrem Debütalbum „Frail“ fanden sie sich auf Platte wieder. Paranoia und neue Ängste begleiteten die Arbeiten am Zweitling, hielt man sich doch im Lockdown gelegentlich illegal im Proberaum auf. Die positive Aufregung des Songwritings kollidierte mit der Gefahrensituation. Genau dieser Spagat findet auf „Funland“ zueinander. Die Auseinandersetzung mit eigenen Fehlern, das Ende der Wut und das Loslassen beflügelte das Quartett zu neuen 90s-Höhenflügen.

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Idles

Idles – Crawler

Wer austeilt, muss auch einstecken können. Bloß möchte Joe Talbot nicht mehr zum Rundumschlag ausholen, auch wenn er das selbst zuletzt nur selten tat. Dennoch schlagen Idles zumindest textlich andere Töne an. Die wohl wichtigste Post-Punk-Band der letzten Jahre richtet den Blick nach innen, legt einen Seelenstriptease hin und häutet sich bei dieser Gelegenheit auch musikalisch ein wenig, ohne dabei eine komplette Abkehr zu erzwingen. Das Ergebnis nennt sich „Crawler“, mischt die Karten neu und betont dennoch gekonnt, was die Briten auf ihren bisherigen Alben so stark machte.

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