Autor: Walter Kraus

Ich bin, also denke ich.
Kellermensch

Kellermensch – Capitulism

Alle heiligen Zeiten tauchen Kellermensch wieder aus der im Bandnamen verankerten Versenkung auf und bringen neue Musik unter das Noir-wütige Volk. So landet nun das ‚erst‘ dritte Album in elf Jahren. Bislang lohnte sich die Wartezeit stets, denn die Dänen verstehen es perfekt, ihre Düsternis in frische, aufregende Songs zu pressen. Die letzten beiden Jahre trugen selbstverständlich zum Sound und zur Präsentation von „Capitulism“ bei. Sie hätten sich noch nie so sehr verausgabt, gibt das Sextett zu Protokoll. Das glaubt man ihnen anhand dieser neuen Finsterperlen gerne.

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Steve Earle & The Dukes

Steve Earle & The Dukes – Jerry Jeff

Tribute-Platten sind keine Seltenheit im Fundus von Steve Earle – für große Wegbegleiter wie Townes Van Zandt und Guy Clark, aber auch für seinen eigenen Sohn. Im Oktober 2020 erlagt Jerry Jeff Walker seinem Krebsleiden im Alter von 78 Jahren. Walker, dessen bekanntester Song ohne Frage das vielfach gecoverte „Mr. Bojangles“ ist, zählte zu Earles frühesten Vorbildern. Später sollte er zu Walkers Fahrer werden und unter seiner Ägide einem gewissen Neil Young vorspielen. „Jerry Jeff“ widmet sich dem Fundus des alten Freundes.

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Dehd

Dehd – Blue Skies

Die überaus umtriebigen, sympathischen Dehd klopfen seit geraumer Zeit an der Pforte zum großen Durchbruch. Erst 2015 gegründet, veröffentlicht das Trio aus Chicago bereits sein viertes Album. Nach dem verdient gefeierten „Flower Of Devotion“ stehen sie nun bei Fat Possum unter Vertrag, wo der pulsierende, gelegentlich verträumte Indie-Sound eine wunderbare Bühne erhält. Wie schon der Vorgänger widmet sich „Blue Skies“ Hoffnung in allen Formen, bezieht Kraft aus Rückschlägen und sucht nach lebensbejahenden Wegen nach vorne.

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Slut

Slut – Are We Bored My Dear

Was war das für ein furioses Studio-Comeback! Im Juni 2021 meldeten sich Slut nach viel zu langer Zeit mit „Talks Of Paradise“ zurück und beschritten neue Pfade, ohne sich komplett von den Wurzeln abzuwenden. Mehr Elektronik und kunstvolle Art-Einschübe sorgten für einen in dieser Form unerwarteten Leckerbissen. Wenn es im Mai und Juni endlich wieder auf die Bühne gibt, dann haben die Bayern eine limitierte EP am Start, die (neben der allgemein erhältlichen digitalen Ausgabe) als Vinyl nur bei ihren Konzerten verkauft wird. „Are We Bored My Dear“ vereint vier weitere Exkurse der jüngsten Studio-Session.

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Everything Everything

Everything Everything – Raw Data Feel

Auf „Re-Animator“ folgte die Flaute. Everything Everything waren mit ihrem neuen Album definitiv zufrieden, doch kam es nicht num erhofften Staging. Man suchte nach Wegen, diese Leere zu kaschieren. Sänger Jonathan Higgs stieß dabei auf die Welt der Künstlichen Intelligenz und erklärte sie direkt zum inoffiziellen fünften Bandmitglied. Weltliteratur, Geschäftsbedingungen und Kommentare zweifelhafter Internetforen wanderten in den Computer und unterstützten die Mission, Horror und Trauma in etwas Positives zu verwandeln. Entsprechend vertraut und doch anders klingt „Raw Data Feel“.

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Spice

Spice – Viv

Manchmal geht es ganz schnell: 2018 gegründet, veröffentlichten Spice um aktuelle und ehemalige Mitglieder so illustrer Bands wie Ceremony, Sabertooth Zombie und Creative Adult im Sommer 2020 ein spannendes Debütalbum und legen knapp zwei Jahre später nach. Den Sound erklärt man ganz lapidar – man sperrte sich in einem Zimmer ein, das hier sei das Ergebnis. „Viv“ – benannt nach einem früheren Projekt von Bassist Cody Sullivan und Geigerin Victoria Skudlarek – spinnt den leicht experimentellen, emotionalen Rockfaden des US-Quintetts geschickt weiter.

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lilabungalow

lilabungalow – Sparks

Kunst ohne Krempel, so setzen sich lilabungalow mit ihrer Musik auseinander. Weitestgehend irgendwo zwischen Electro, Pop und Art verankert, bemüht sich das Erfurter Trio um eine neue Herangehensweise an ihre musikalischen Wurzeln. „Sparks“ entstand parallel zum 2020 erschienenen „Lichten“, beruht auf identen Backtracks, setzt jedoch neue Melodien ein und wechselte zur englischen Sprache. Einmal mehr interdisziplinär mit Choreographin und Video Artist entstanden, geht es um Liebeslieder, die sich von eigentlicher Romantik distanzieren und das Konzept der Liebe an sich genauer beleuchten.

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Be Well

Be Well – Hello Sun

Ein Knallbonbon erschütterte Ende 2019 die Hardcore-Szene. Mit ihrer gleichnamigen Single starteten Be Well durch. Es war zugleich Brian McTernans gefeierte Rückkehr zur Musik, als der ehemalige Battery-Frontmann endlich wieder zum Mikrofon griff und seinen eigenen Ballast verarbeitete. Das Debütalbum „The Weight And The Cost“ ging im Folgejahr ebenfalls durch die Decke, bloß mit den Live-Auftritten passierte relativ wenig. Also trommelte McTernan nebst Produzentenjobs die Meute für eine weitere kleine EP zusammen. „Hello Sun“ knüpft in sechs Kapiteln an die düsteren Zeiten des Erstlings an, macht aber zugleich einen entscheidenden Schritt aus der Dunkelheit heraus in eine hoffnungsvollere Zukunft.

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Octopuss

Octopuss – A Nut For A Jar Of Tuna

Manche sind big in Japan. Octopuss erfreuen sich hingegen in China großer Beliebtheit, tourten dort bereits zehnmal, spielten auf großen Festivals und in Fernsehshows, die mehr als 70 Millionen Zuseher erreichten. Hierzulande ist das italienische Trio, das unter anderem für Deep Purple und die Scorpions eröffnete, kein ganz so großer Name, doch das könnte sich nun ändern. Die mittlerweile in Los Angeles ansässige Band wurde in den legendären Shangri-La-Studios von allerlei Prominenz mit zig Platin-Auszeichnungen aufgenommen und abgemischt. Tatsächlich hört man „A Nut For A Jar Of Tuna“ das professionelle Umfeld sowie die langjährige Live-Erfahrung deutlich an.

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The New Mourning

The New Mourning – When The Light Fades

Der musikalische Neustart ist ein Muss für Thomas Pronai, der nicht nur das einzige komplett analoge Aufnahmestudio Österreichs besitzt, sondern sich mit so illustren Formationen wie The Beautiful Kantine Band und Bob Candy & His Broken Hearts einen anständigen Ruf erarbeitete. Pronais neuestes Vehikel, The New Mourning, veröffentlichte bereits 2019 eine erste Single und hat seit Februar 2020 eine komplett fertige Platte in der Hinterhand, die bis jetzt auf ihren Release wartete. „When The Light Fades“ bemüht das Spannungsverhältnis zwischen der Freiheit des Ausbruchs aus vorgegebenen Mustern und dem Einhalten eben solcher selbstauferlegter Einschränkungen.

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