Autor: Walter Kraus

Ich bin, also denke ich.
Hollie Cook

Hollie Cook – Happy Hour

Großbritannien liebt ‚Lovers Rock‘, eine besonders eingängige, poppige und harmonische Form von Reggae, die seit den 1970ern die Insel zu begeistern weiß. In diese Kerbe schlägt Hollie Cook. Sie tourte bereits als Teenager mit den Punk-Legenden The Slits, veröffentlichte Dub-Platten und wirft seit 2011 immer wieder sympathische Solowerke ab. Für ihre neuestes Werk brauchte sie etwas mehr Zeit, schrieb trotz erzwungener Distanzierung mit ihrer Band und erfüllte sich endlich den Wunsch gemeinsamer Musik, frei von Produzenteneinflüssen. „Happy Hour“ hat im besten Sinne das Zeug zum ganz großen Wurf.

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van Kraut

van Kraut – bleiben

Die Politik hat Pause: Auf „Zäune aus Gold“ legten van Kraut den Finger in die Wunde. Das war vor drei Jahren, vor einer gewaltigen Pandemie und nicht minder mächtigen Umwälzungen. Songwriter und Mastermind Christoph Kohlhöfer widmet sich dieses Mal der Introspektive und erzählt eine Art Zyklus des Scheiterns in Form eines Minialbums. „bleiben“ dreht sich um vergebene Chancen, spielt sich zwischen dem Aufstehen und letztlichen Vergeigen ab. Und doch kann das Private nie komplett unpolitisch bleiben.

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Mt. Joy

Mt. Joy – Orange Blood

Zahlreiche kleine Radiohits und sogar ein erster Chart-Einstieg in den USA mit „Rearrange Us“: Mt. Joy schwimmen auf einer kleinen Welle des Erfolgs. Nach ihren erfolgreichen ersten beiden Alben zog sich das Songwriter-Duo Matt Quinn und Sam Cooper allerdings in die Wüste zurück. Die erhoffte Tour wurde vom Weltgeschehen gestoppt und nach dem Breakup-Flair des letzten Werks suchte man nach neuen Wegen. Die Farbe Orange wurde zum steten Begleiter, zum Symbol des Wunsches nach einer deutlich positiveren Platte, die selbst mitten im Verfall die Schönheit des eigenen Umfeld erkennen wollte. „Orange Blood“ setzt den Reigen an unverschämt guten Alben gekonnt fort.

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TV Priest

TV Priest – My Other People

Eine Urgewalt aus London erschütterte Anfang vergangenen Jahres die Szene. TV Priest jagten ihren Erstling „Uppers“ durch den Wahnsinn des Seins und rannten damit offene Türen ein. Die ruppige, rüpelhafte Seite des Post Punk brannte sich mit Wut und Aggression ein. Davon wollte das Quartett allerdings weg. Gerade für Sänger Charlie Drinkwater ging es darum, über andere Themen zu diskutieren, persönliche und intime Dinge aufs Tableau zu bringen, dabei aber auch die politische und gesellschaftliche Lage in ihrer Heimat keinesfalls außer Acht zu lassen. „My Other People“ geht frische Wege mit Nachdruck.

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Laundromat Chicks

Laundromat Chicks – Trouble

Mit 16 verbrachte Tobias Hammermüller einen Sommer fast ganz alleine in Wien und schrieb erste Songs, während er in einem Sommerkino jobbte. Seine Lieblingsfilme fanden Einzug in die Texte, die Musik spielt mit den Jangle- und Post-Punk-Klassikern sowie neuerem Indie Rock. Mittlerweile ist der Sänger und Songwriter 18, hat Laundromat Chicks zur Band gemacht und präsentiert ein weiteres Minialbum. „Trouble“ widmet sich vermehrt wahren Begebenheiten und kleidet weiterhin traurige Lieder in deutlich lebhaftere Arrangements.

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Bleakness

Bleakness – Life At A Standstill

Der latente, fortschreitende Wahnsinn der humanen Gegenwart begleitet und fasziniert aktuell viele Bands. Bleakness reihen sich in diese Riege ein. Das Trio aus der französischen Stadt Lyon verschreibt sich düsteren Punk-Ausprägungen – vor allem Post und Dark – in sämtlichen Grau-Schattierungen. Bereits ihr erstes Album war ein Wunderwerk an bedrohlichen Gesten, schroffer Wucht und süßlichen Melodien. „Life At A Standstill“ will noch mehr Nuancen zum Ausdruck bringen, ohne dabei die bisherige Dringlichkeit einzubüßen – ein schwieriger Spagat, der jedoch vollends gelingt.

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ME REX

ME REX – Plesiosaur

Immer, wenn sich ME Rex zu Wort bzw. Ton melden, wird es spektakulär. Das erste Album des ursprünglichen Bedroom-Pop-Projekts war gleich ein Gesamtkunstwerk: „Megabear“ besteht aus 52 Spuren, die im Shuffle-Modus stets neue Song-Zusammensetzungen ergeben. Nebenher werfen die Briten immer wieder mal EPs ab, die den anfänglich suchenden Indie Pop immer weiter anschwellen lassen. „Plesiosaur“ ist ihr neuester Streich, eine vierteilige Abhandlung über Freundschaft und Vergebung, über Freude und Trauer, gespickt mit kunstvollen und künstlerischen Referenzen.

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Flasher

Flasher – Love Is Yours

Plötzlich geschrumpft: „Constant Image“ rückte Flasher aus dem Nichts in den Mittelpunkt des Post-Punk- und Wave-Geschehens. Fast auf den Tag genau vier Jahre später glaubt man stellenweise eine andere Band vor sich zu haben. Das ist gar nicht einmal so falsch, denn nach dem Ausstieg von Bassist Daniel Saperstein entschlossen sich Gitarrist Taylor Mulitz und Schlagzeugerin Emma Baker, als Duo weiterzumachen. Mulitz zog auf die andere Seite der USA, Baker rückte vermehrt ins Zentrum und der Songwriting-Prozess wurde nach eigenen Angaben aufregender, inspirierender. Auf „Love Is Yours“ stellen sich deutlich poppigere Flasher vor, die neue Ufer ansteuern.

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Will Joseph Cook

Will Joseph Cook – Every Single Thing

Will Joseph Cook ist verliebt und will die Welt daran teilhaben lassen. Zu viele Platten, so der junge Sänger und Songwriter, befassen sich mit unerwiderter Liebe und Trennungen. Stattdessen gibt es von ihm Musik, die ein Lächeln auf die Lippen zaubern soll, und das kann der Brite, der trotz zwei erfolgreicher Alben und eines viralen TikTok-Hits durch alle kreativen wie mentalen Höhen und Tiefen ging, gut brauchen. „Every Single Thing“ entsprang einem besonders intensiven Aufnahmeprozess – einen eben solchen hatte sich Cook inständig gewünscht – der ihn vom britischen Landleben über Mexiko bis nach Los Angeles führte.

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Joyce Manor

Joyce Manor – 40 oz. To Fresno

Eigentlich hatten Joyce Manor eine Pause geplant. Das letzte Album „Million Dollars To Kill Me“ erschien im Herbst 2018, danach wollten die zum Trio geschrumpfte Band etwas durchschnaufen. Die Pandemie kam dazwischen, aus Langeweile griff Sänger und Gitarrist Barry Johnson wieder zum Notizbuch und arbeitete an neuem Material. ‚Neu‘ ist tatsächlich relativ, denn nicht jeder Track wurde eigens für diese Platte geschrieben. Obwohl die Songs für „40 oz. To Fresno“ über einen Zeitraum von acht Jahren erarbeitet wurden, wirkt das Album wie aus einem Guss und bringt den vertrauten Sound zwischen (Pop-)Punk, Indie und Emo aufs Parkett.

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