Autor: Walter Kraus

Ich bin, also denke ich.
Pale

Pale – The Night, The Dawn And What Remains

Zehn Jahre nach ihrem letzten Auftritt und 16 Jahre nach ihrer letzten Platte kehren Pale mit einem neuen Studioalbum zurück, und das sollte eigentlich ein Grund für absolute Euphorie sein. Dass dem nicht so ist, liegt an der Geschichte dahinter: Im November 2019 erhielten Gitarrist Christian Dang-anh und Schlagzeuger Stephan Kochs am selben Tag niederschmetternde medizinische Diagnosen. Der Schock über die Plötzlichkeit der Vergänglichkeit wurde zum Motor, eine letzte Pale-Platte aufzunehmen. Kochs konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht aktiv teilnehmen, Dang-anh erlag im Mai 2021 dem Krebs. Die Band stellte, gemeinsam mit alten und neuen Wegbegleitern, „The Night, The Dawn And What Remains“ fertig, das drei Jahre nach dem einschneidenden Tag erscheint.

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Jamie Lenman

Jamie Lenman – The Atheist

Ob mit Reuben oder solo, Jamie Lenman kennt man eher als Mann fürs Grobe, der zwar im Rock zuhause ist, der aber auch vor rasender Post-Hardcore-Explosivität keinesfalls zurückschreckt. Dabei schrieb er eigentlich immer schon, seit über zwei Jahrzehnten, deutlich ruhigere und melodischere Songs, die jedoch nie auf ein Album passten. Bis jetzt, denn nun bündelt der Brite seine hymnischen bis intimen Tracks über Religion, Beziehungen und Sozialwissenschaften auf einer Platte. „The Atheist“ schlägt ein neues Kapitel auf und zeigt den Veteranen so zugänglich, so eingängig wie nie zuvor.

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Les Big Byrd

Les Big Byrd – Eternal Light Brigade

Mitten im dunklen, trostlosen Winter trafen sich Les Big Byrd, um gemeinsam zu musizieren. Das schwedische Trio gehört seit seiner Gründung vor elf Jahren zur jungen Psych-Speerspitze, stets auf dem Sprung in neue Sphären. Für den Nachfolger von „Iran Iraq IKEA“ packte man einen Mietbus voller Instrumente und nahm die Fähre nach Gotland. In dieser neuen Umgebung fand man den perfekten kreativen Rahmen. Zudem hielt die besondere Szenerie Einzug in das Songwriting und drückte „Eternal Light Brigade“ einen überdimensionalen Stempel auf.

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Omni Of Halos

Omni Of Halos – Omni Of Halos

Längst konnten sich Lövely Records zu einem Rock-Feinschmecker-Label entwickeln, dessen Acts vornehmlich in den 80s und 90s zuhause sind. Selbiges gilt auch für Omni Of Halos, deren Indie- und Alternative-Mix angenehm vertraut und doch frisch wirkt. Erst Ende 2020 gegründet, präsentiert das schwedische Sextett nun ein erstes Album. Schlicht „Omni Of Halos“ betitelt, fassen sie hier die vier Tracks ihrer im Frühjahr erschienenen EP „Care Free“ sowie sechs komplett neue Songs zusammen. Das ist aber keinesfalls als lieblos zusammengekleisterte Compilation zu verstehen, denn die 40 Minuten klingen auf wundervolle Weise wie aus einem Guss.

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The Pighounds

The Pighounds – Phat Pig Phace

Auf den Kapitalstart folgt die Konsolidierung: The Pighounds kamen vor eineinhalb Jahren gefühlt aus dem Nichts und lieferten derbe ab. Ja, natürlich handelte es sich ’schon wieder‘ um ein Rock-Duo, bloß klang „Hilleboom“ ganz und gar nicht nach einem typischen Zweiergespann. Laut, druckvoll, gerne mal dreckig und stets charmant, so gelang der Volltreffer. Daran wollte und will man nun wachsen. „Phat Pig Phace“ ist, so heißt es vorab, in jeder Hinsicht lauter, aggressiver, größer und sogar experimentierfreudiger. Das kann man beruhigt unterschreiben.

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Hayden Arp

Hayden Arp – With Eliza

Auf dem Weg von ersten Ideen bis zur Fertigstellung seines Debütalbums durchreiste Hayden Arp zahlreiche Städte, mehrere Länder und überquerte sogar einen Ozean. Erste Spuren entstanden bereits 2018, als er in Richmond mit den Musiker*innen Lucy Dacus und Ali Thibodeau (Deau Eyes) lebte. Die Schlagzeugspuren folgten 2019 in Nashville durch Jake Finch, weitere E-Gitarren kamen 2020 in Los Angeles hinzu. Gesang und Mixing schlossen die Angelegenheit schließlich im eigenen Homestudio in der neuen Heimat Wien ab. Entsprechend bemüht „With Eliza“ etwas Vergängliches und Vergangenes, vermengt Indie, Folk und Pop mit Nostalgie.

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The Winston Brothers

The Winston Brothers – Drift

Die Tanzflächen füllen sich, die heiße Sohle am Parkett fühlt sich so zeitlos wie nie an: The Winston Brothers legen nach einer starken ersten 7″ nun ein komplettes Album vor. Hinter dem Namen stecken der Hamburger Produzent und Multi-Instrumentalist Sebastian Nagel sowie Schlagzeuger und Percussionist Lucas Kochbeck, die sich unter anderem von der Bacao Rhythm & Steel Band kennen. Der gemeinsame Sound bewegt sich in retrolastigen und doch von Raum und Zeit losgelösten Funk- und Soul-Gefilden, rein instrumental, tanzbar und verträumt. „Drift“ schwebt 40 Minuten lang durch die Lande.

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Instrument

Instrument – Sonic Cure

Achteinhalb Jahre, so lang ist der letzte Album-Release von Instrument mittlerweile her. „Read Books“ war nicht nur eine prima Aufforderung, die in jüngster Vergangenheit nur an Bedeutung gewinnen konnte, es entpuppte sich zudem als spannendes Happening, betont schroff und experimentell, dennoch auf wohlige Weise vertraut. Nun ist das Trio aus München wieder da, befasst sich mit gesellschaftlichen Problemen und Verfehlung, und lasst ihren Sound zudem reifen. „Sonic Cure“ ist das Heilmittel nach Jahren der Entbehrung inmitten beispielloser Zeiten, so komplex und belebend wie eh und je.

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Chäirwalk

Chäirwalk – Drüber

Elf Jahre sind ne lange Zeit, doch da stehen Chäirwalk drüber. Von schlechten Wortspielen mal abgesehen: Auf Platte gab es von den drei Hamburgern seit „Top 10“ leider herzlich wenig zu hören, was sich nun ändern soll. In Eigenregie gibt es ein neues Album, das sich zwar keinesfalls von den Wurzeln entfernen, diese jedoch umdenken möchte. Härter, aggressiver, persönlicher, unbequemer – so oder so ähnlich gestaltet sich der drückende Stoner- und Alternative-Mix der Nordlichter nun. Der Name des Unterfangens: „Drüber“.

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Jeb Loy Nichols

Jeb Loy Nichols – United States Of The Broken Hearted

In den frühen 80er Jahren zog Jeb Loy Nichols von New York nach London und begann dort ein neues Leben als Musiker – neben seinen Solowerken war er unter anderem Teil der Fellow Travellers – und Künstler. Dabei schwebte ihm immer schon eine Platte im durch und durch amerikanischen Sound (in etwa das, was Gram Parsons „Cosmic American Music“ nannte) vor. Genau das ist nun endlich passiert: „United States Of The Broken Hearted“ bringt Singer/Songwriter und Folk, Country und Soul, Reggae und Jazz für einen eklektischen wie bewegenden, belebenden Mix zusammen.

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