Autor: Walter Kraus

Ich bin, also denke ich.
The True Faith

The True Faith – Go To Ground

Ihre synthetischen Pop-Anfänge mögen The True Faith mittlerweile zwar hinter sich gelassen haben, und doch bleibt dem Quintett aus Boston ein gewisses Faible für charmante Eingängigkeit erhalten. Der durchaus plüschige, süffige Ansatz funktionierte bereits im November 2021 auf dem ersten Album „They Can Always Hurt You More“ hervorragend. 14 Monate später steht der Nachfolger ins Haus und zeigt eine Band, die sich nach eigenen Angaben musikalisch wie persönlich weiterentwickelt hat. „Go To Ground“ präsentiert fünf Musiker, die an neuen Punkten in ihren Leben angelangt sind, die aber auch ihren Platz in der Subkultur finden konnten.

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Plight

Plight – Plastic Sun

90s-Gemächlichkeit ist bei Gitarrenbands aktuell wieder angesagt. Shoegaze und Slowcore, gepaart mit Indie und Alternative, haben Hochkonjunktur, und Plight begehen das neue Jahr mit intensiver Behäbigkeit, die nach Hoffnung inmitten der Katerstimmung sucht. Das New Yorker Quartett veröffentlichte bereits 2017 ein Demotape und machte sich seither vor allem in seiner Heimat einen Namen, arbeitete sich am eigenen Sound ab und verfeinerte diesen. Nun landet das erste Album „Plastic Sun“, dessen beklemmende Heavyness offene Türen einrennt … oder zumindest antaucht.

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Anti-Flag

Anti-Flag – Lies They Tell Our Children

Nach über drei Jahrzehnten zählen Anti-Flag weiterhin zu den wichtigsten politischen Punk-Bands der Szene. „20/20 Vision“ war eine messerscharfe Abrechnung mit dem amerikanischen Status Quo, der in den drei Jahren seit dem Release aus vielen Gründen deutlich schlimmer geworden ist. Vor diesem Hintergrund entstand das erste Konzeptalbum in der langen Karriere des Quartetts, das sich diversen zentralen Problemen – beispielsweise dem desolaten US-Gesundheitswesen – aus einer historischen Perspektive nähert. Zudem lädt sich „Lies They Tell Our Children“ ordentlich Gäste ins Studio ein.

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Eese

Eese – This All Will Fade

Anspruchsvolle, gehaltvolle, experimentelle und stets unterhaltsame Popmusik, dafür stehen Eese. Das Kölner Trio geht gerne den synthetisch-elektronischen Weg und ist um Alternativen bemüht, die jedoch niemals zulasten der Eingängigkeit gehen dürfen – siehe und höre unter anderem Foals, Everything Everything oder alt-J. Nach mehreren spannenden Singles landet nun ihr erstes Album „This All Will Fade“, das sich gerne weit hinauswagt und doch immer wieder gekonnt zurück in sichere, stets aufregende Gefilde findet.

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Jamie Beale

Jamie Beale – Hello Nimbus

Um im Lockdown nicht komplett durchzudrehen, suchte und fand Jamie Beale eine eigene Welt, bemühte Eskapismus in Zeiten der Isolation und schrieb eigene Songs. Der Versuch, stets eine halbwegs positive Einstellung zu behalten und dabei die eigene Komfortzone zu verlassen, regte letztlich seine Kreativität an. Der Brite konnte mit seinen bisherigen Singles bereits einiges an Radio-Airplay genießen und wagt sich nun an das Albumformat. „Hello Nimbus“ ist eine kleine, (noch) versteckte Perle, die sich ordentlich Aufmerksamkeit verdient hat.

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Neufundland

Neufundland – Grind

Ein Abschied kann auch ein Anfang sein, das haben Neufundland kürzlich selbst herausgefunden. Mit Matthias Lüken verschwanden auch Synthesizer und Klavier aus dem Bandsound. Seine Position wurde nicht nachbesetzt, stattdessen rückt nun die Gitarre stärker in den Mittelpunkt und gibt dem Quartett eine ganz andere Geradlinigkeit. Dieser neue Mut zur und Freude an Schlichtheit und Direktheit funktioniert auf Platte gar wundervoll. „Grind“ kniet sich tief in rockige Indie-Gefilde ein, die auch schon mal mit Hamburger Schule, mit Post Punk und mit dezentem Pop-Charme flirtet – ein kleiner Neustart mit großer Wirkung, der letztlich doch wieder zum Abschied geworden ist.

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Liotta Seoul

Liotta Seoul – WORSE

Über ein halbes Jahr hinweg veröffentlichten Liotta Seoul Single über Single über Single. So kamen insgesamt acht Tracks zusammen, die nun gemeinsam ein Album ergeben. Sammelten die neuen, alten Grunge-Helden aus Koblenz etwa nur Material, bis daraus eine komplette Platte wird? Mitnichten, denn trotz aller Kürze – man bleibt deutlich unter einer halben Stunde – sorgt „WORSE“ für beste Unterhaltung in einem in sich geschlossenen und doch weit offenen Rahmen, der den Sound des Trios gekonnt erweitert.

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Dives

Dives – Wanna Take You There

Nach einem starken Einstand und nunmehr über 150 Konzerten strebten Dives nach Veränderungen und wollten sich vom vergleichsweise ungeschliffenen Garagen-Sound verabschieden. Stattdessen stand und steht mehr Pop auf dem Programm, so wie es Wet Leg im Frühjahr vormachten. Exakt das ist den Wienerinnen auch gelungen. „Wanna Take You There“ rückt Leichtigkeit und Lässigkeit, zweistimmige Harmonien und unaufdringliche Eingängigkeit in den Mittelpunkt, ohne dabei von nunmehr vertraut pointierten, präzisen und gerne mal unbequemen Texten und Themen abzusehen.

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Nordic Sad

Nordic Sad – Unity

Zeitweise wirkte es so, als hätte jemand etwas gegen den sich anbahnenden Erfolg von Nordic Sad. Die bisherigen Aufnahmen des 2019 gegründeten Sextetts aus dem hohen Norden waren von Pech begleitet, schienen verflucht zu sein. Zwischen einem geplünderten Studio, verbrannten Festplatten und einer Pandemie, die bei einem Mitglied besonders schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen hatte, mussten sich die Schweden erst in ihre Karriere hineinkämpfen. Nach einer verdient abgefeierten Single liegt nun die erste, betont düstere und unbequeme EP vor: „Unity“.

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Dreimalumalpha

Dreimalumalpha – Ich schwöre mir läuft die Zeit davon

Vor zwei Jahren sangen Dreimalumalpha gegen Gleichgültigkeit und Selbstzufriedenheit an. Die Situation verbesserte sich seither nicht, und doch hallt „Jugend ans Geld verloren“, das mächtige Debütalbum der Innsbrucker, immer noch nach. Eine kleine Fortsetzung darf es derweilen schon sein, weiterhin im leicht schrammelnden Indie-Rock-Gewand mit pointiert hinterfragenden Texten. „Ich schwöre mir läuft die Zeit davon“ zeigt bereits im Titel, dass sich die Lage definitiv nicht gebessert hat. Die Songs sind dafür weiterhin richtig stark.

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