Autor: Walter Kraus

Ich bin, also denke ich.
Hunny

Hunny – Hunny’s New Planet Heaven

Ja, verdammt noch mal. Ja, ja, ja und nochmals ja. Diese fünffache Anti-Verneinung zierte 2019 den Einstand von Hunny, die mit ihrem sonnigen Indie-Sound offene Türen einrannten. Konzerte rund um den Globus und viele weitere Highlights folgten, doch merkte das Quartett aus Los Angeles nach und nach, dass die Magie der Anfangstage ein wenig verlorengegangen war. Versuchte die EP „Homesick“ im Vorjahr bereits, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren, so kommt exakt das auf dem zweiten Album durch. „Hunny’s New Planet Heaven“ verbindet die gewonnenen Erfahrungen und Skills der letzten Jahre mit dem Elan der ersten Songs und Kleinformate.

Weiterlesen
Tausend Augen

Tausend Augen – Schock

Im weiten, schwer greif- und kategorisierbaren Kraut-, Psych-, Space- und Electro-Universum nehmen Tausend Augen ihren Quadranten in Beschlag. Das gelang vor gut zwei Jahren bereits prima, als „Westend“ die Ellenbogen ausfuhr und sich souverän behauptete. Nun widmen sie sich dem Ende der Realität und den Abbruchkanten, die sich dahinter verbergen. Mehr Konsequenz, Elektronik und Reduktion, von einem Comic begleitet, werden kühn für den Zweitling angekündigt. Und siehe da: „Schock“ tut genau das, und zwar von hohem Unterhaltungswert begleitet.

Weiterlesen
PEACH

PEACH – PEACH

Gäbe es PEACH nicht, man müsste sie erfinden. Was 2019 beim Ideenaustausch zwischen Desert Rock, Punk und Grunge begann, fand erst zwei Jahre später zu einem vollständigen Line-up und arbeitete sich über die Distanz voran. Das Quartett aus dem britischen Bristol vermengt die Wüste mit Noise, mit Post Punk und etwas Alternative – scharfkantig, abgehangen, zugleich frontal und forsch. Rund um Frontfrau Ellie Godwin (No Violet) entstand ein Album, das sich mit Veränderungen, mit Grenzen und mit plötzlichen Einsichten in Beziehungen offensiv auseinandersetzt. Schlicht „PEACH“ betitelt, setzt es einen furiosen Nackenschlag in neun Kapiteln.

Weiterlesen
Blood Command

Blood Command – World Domination

Der Einstieg von Nikki Brumen erwies sich für Blood Command als Glücksfall. Mit einer neuen Stimme und frischem Kreativ-Wind verlieh sie dem eigentlich bereits fertigen „Praise Armageddonism“ das gewisse Etwas. Dieses Mal war sie von Anfang an dabei und drückt dem ohnehin eigenwilligen Death-Pop der Nordlichter ihren eigenen Stempel auf. Und das ist nicht zu überhören, denn musikalisch wagt man sogar noch mehr. „World Domination“ ist wütender und poppiger zugleich, durchaus technoid und nie um einen völlig überdrehten Spagat verlegen. Zwischen Ungerechtigkeit, unerwiderter Liebe, finsteren Abgründen und dem unbedingten Willen, niemals aufzugeben, wartet starker Tobak.

Weiterlesen
Heavy Lungs

Heavy Lungs – All Gas No Brakes

Wer immer schon wissen wollte, wer dieser von Idles besungene Danny Nedelko ist, sollte nun die Lauscher aufsperren. Es handelt sich dabei um den in der Ukraine geborenen Frontmann von Heavy Lungs, die nach mehreren EPs nun mit ihrem ersten Album zum Landeanflug ansetzen. Dass das Quartett aus Bristol aus einer ähnlichen Szene wie die großen Kollegen kommt, wird schnell deutlich. Ihr Post Punk trifft allerdings auf grummeligen Noise Rock, der sich betont schroff und ungemütlich gibt. „All Gas No Brakes“ verdeutlicht diesen Eindruck mit lautstarker, wachsender Begeisterung.

Weiterlesen
Tape Trash

Tape Trash – Tape Trash 4-Ever

Zwei Norweger sorgen für ein gewaltiges Indie-Halleluja: Tape Trash sind aktuell noch ein absoluter Geheimtipp. Mitglieder so illustrer Helden wie Team Me, Ludvig Moon und Spielbergs machen in Duo-Besetzung ordentlich Lärm mit Hooks am laufenden Band. Im Laufe eines Jahres veröffentlichten sie mehr oder minder alles, was sie gerade geschrieben hatten, und so entstanden zwei EPs mit mehreren kleinen Hits, die nicht nur das nordische Radio eroberten. Auf ihrem ersten Album kommen diese nun mit ein paar neuen Nummern zusammen: „Tape Trash 4-Ever“ setzt auf dicke Melodien, punkigen Gaze und kantige Gitarren, von denen man nicht so schnell loskommt.

Weiterlesen
NO°RD

NO°RD – Böse Wetter

So viel toxische Scheiße, so viel Einsamkeit, so viel Hoffnungslosigkeit. NO°RD sangen davon bereits vor fünf Jahren, als ihr letztes Album durch Mark und Bein fuhr. Das Quintett aus Münster und Dortmund befasst sich notgedrungen mit ähnlichen Themen, weil es einfach nicht besser werden will, zeigt sich zugleich musikalisch und kompositorisch jedoch deutlich verbessert. „Böse Wetter“ drängt den Punk-Ansatz in neue Richtungen, der Post und Indie ebenso mitnimmt wie eine gekonnt eingesetzte Portion Pop, ohne auch nur im Ansatz obligatorische Ecken und Kanten glätten zu wollen.

Weiterlesen
Koyo

Koyo – Would You Miss It?

Erst 2020 gegründet, gelten Koyo bereits als heiße Aktie im Emo-, Punk- und (Post-)Hardcore-Sektor. Ihre bisherigen EPs wurden mehr als wohlwollend aufgenommen und legten die Grundstein für mehrere Konzertreisen (im Dezember geht es als Support von Stick To Your Guns nach Deutschland). Das erste reguläre Album wurde über sechs Wochen in einer Scheune im ländlichen New Jersey aufgenommen, von ordentlich Arbeit und einer spürbaren Liebe fürs Detail begleitet. „Would You Miss It?“ hat das Zeug zum nächsten großen Schritt und orientiert sich in Richtung Durchbruch.

Weiterlesen
Bleach Lab

Bleach Lab – Lost In A Rush Of Emptiness

Über mehrere bezaubernde Singles und EPs hinweg etablierten sich Bleach Lab als Institution für feinsinnige Indie-Klänge mit unterschwelliger Melancholie. Das britische Quartett bringt die Erfahrungen aller Mitglieder ein, von Verlustängsten über das Ende von Beziehungen bis hin zu tatsächlichen Todesfällen. Katharsis soll jedoch ausbleiben, stattdessen versucht man den Kopf über Wasser zu halten, während das Leben alles durcheinanderwirbelt. Dieses Gefühl findet sich auf „Lost In A Rush Of Emptiness“, das erste Album der Band, die damit das Gefühl beim Hören furchtbarer Nachrichten beschreibt.

Weiterlesen
Roosevelt

Roosevelt – Embrace

Seit nunmehr drei Alben gilt Marius Lauber aka Roosevelt als Garant für kurzweilige, gerne mal tanzbare, angenehm synthetische Popmusik, kratzte mit seinem jüngsten Werk sogar an den Top 20. Zuletzt war er live recht aktiv, arbeitete u. a. mit Nile Rodgers und fertige hochkarätige Remixes für Künstler*innen wie Taylor Swift oder CHVRCHES an. Zwischendurch fand Roosevelt Zeit für seine vierte Platte, komplett in Eigenregie geschrieben, aufgenommen und produziert. Unter anderem vom Disco-Sound der frühen 80er Jahre inspiriert, setzt es auf „Embrace“ zehn neue, schillernde, geradezu hypnotisierende Perlen.

Weiterlesen

Wir verwenden Cookies. Cool?