Autor: Walter Kraus

Ich bin, also denke ich.
Spidergawd

Spidergawd – VII

Die Pausen mögen etwas länger geworden sein, doch bleibt die kreative Muse Spidergawd hold. Mit ihrem bereits siebten Album in knapp zehn Jahren zeigt sich das norwegische Quintett in starker Form und kultiviert zugleich jenen Sound, der sich auf den letzten Platten organisch entwickelte – etwas härter mit stärkeren NWOBHM-Einflüssen, zugleich deutlich poppiger bis eingängiger in einem See der (hart-)rockenden Hymnen. „VII“ wirft jeglichen unnötigen Ballast restlos über Bord und kniet sich weiter in die fieberhaften Klänge der 80er Jahre hinein.

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Isoscope

Isoscope – Conclusive Mess

Nachdem die angenehm chaotische Unruhe ihres Erstlings „Ten Pieces“ vor etwa eineinhalb Jahren ein zweites Leben erhielt, legen Isoscope nun tatsächlich ein zweites Album nach. Das Berliner Quartett spielt mit Klängen und Schubladen, die sich durch Post und Punk, Noise und Kraut, Indie und Alternative tanken, um nur einige sehr grundlegende Referenzen zu nennen. Dabei geht die sehr klare politische und gesellschaftliche Position – die Musiker*innen zählen zur Gründungszelle des für FLINTA engagierten GRRL NOISY-Kollektivs – der Scopes etwas zu Unrecht unter. Entsprechend lohnt es sich, bei „Conclusive Mess“ nicht nur auf den musikalischen Wahnsinn zu achten.

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Sen Morimoto

Sen Morimoto – Diagnosis

Nach zwei kurzweiligen Alben in Eigenregie befand sich Sen Morimoto am Scheideweg. Die finanzielle Realität eines professionellen Musikers, begleitet von den Einschränkungen einer Pandemie, holten den US-Amerikaner ein. Zugleich hatte er nach eigener Ansicht das Thema seiner bisherigen Releases – der tagebuchartige Blick nach innen – erschöpft. Und doch geht es weiter, nun unterstützt durch City Slang, wo der neueste Streich gemeinsam mit dem eigenen Label Snooper Records erscheint. Zugleich richtet Morimoto den Blick auf „Diagnosis“ nach außen und arbeitet sich an größeren gesellschaftlichen Zusammenhängen im gewohnt jazzig-eingängigen Soundgewand ab.

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King Creosote

King Creosote – I DES

Nur wenige Musiker sind so umtriebig wie King Creosote. Der selbsternannte König aus Schottland mag zwar mehr als sieben Jahre seit seinem letzten Domino-Release vergehen haben lassen, doch erscheinen nach wie vor mehrere Singles und Platten pro Jahr über Kleinstlabels sowie in Eigenregie. Überwiegend zwischen 2016 und 2020 geschrieben, haben die zehn neuesten Tracks etwas von einer Zeitreise, aber auch von einem kreativen Rundumschlag, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt und mehr denn je mit Genres bzw. Genre-Erwartungen bricht. „I DES“ zeigt sich so ambitioniert und ausdrucksstark wie eh und je.

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interna

interna – Nach außen konziliant

Neue Band mit ordentlich gemeinsamer Erfahrung: Die drei Musiker von interna kennt man zu je zwei Drittel von Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen und Sie kamen Australien, mit Bassist Lars Stuhlmacher als gemeinsamer Nenner. Wenig überraschend fällt die gemeinsame Band laut und energisch aus, zeichnet konkrete und zugleich abstrakte Bilder, während rundherum ein wilder musikalischer Mix zwischen Post Punk, Noise und Indie Rock tänzelt, ab und an sogar im wahrsten Sinne des Wortes. „Nach außen konziliant“ ist ihr fabulöser Einstand auf Albumlänge.

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Ant Antic

Ant Antic – Social Performer

Einer der besten österreichischen Klangschmiede der letzten Jahre meldet sich auf Albumlänge zurück. Tobias Koett aka Ant Antic schreibt feine Songs, die Elektronik, Pop, RnB und Kunst gekonnt miteinander verbinden, dabei weder erzwungen eingängig noch bewusst verkopft rüberkommen. Effortless nennt man das wohl, wenngleich viel Arbeit und Herzblut in den einzelnen Tracks steckt. Exakt das gilt auch für den neuesten Streich: „Social Performer“ ist ein Konzeptalbum, das sich den psychologischen Abgründen von Trennungen widmet und emotionale Tiefpunkte thematisiert.

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Crime In Stereo

Crime In Stereo – House & Trance

Mit einem Wort: endlich. Endlich sind Crime In Stereo auch im Studio wieder da. Zwar fand man nach der zwischenzeitlichen Auflösung schnell wieder zusammen, abgesehen von einem Compilation-Beitrag 2021 ist das letzte musikalische Lebenszeichen, das letzte Album, aber bereits über 13 Jahre her. Das ändert sich nun endlich und zeigt zugleich eine Band, an der die lange Pause zwar nicht spurlos vorübergegangen ist, die dennoch nichts an Stärke und Strahlkraft einbüßte. Das in Eigenregie aufgenommene „House & Trance“ setzt sich mit der Gegenwart auseinander, wurde ungewollt politisch und fragt sich, welche Rolle Vernunft in Zeiten wie diesen haben kann.

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The Kills

The Kills – God Games

Mehr als sieben Jahre sind seit „Ash & Ice“, dem letzten regulären Album von The Kills, vergangen. Nach einer sehr, sehr langen Tour erfuhren die Arbeiten an einem Nachfolger eine pandemische Unterbrechung, wiewohl man den Überschuss an Zeit für weitere Experimente nutzte, neue Ideen und Instrumente einbrachte. Selbst Material, das ursprünglich für Nebenprojekte gedacht war, fand letztlich seinen Platz. „God Games“ entstand mit der Mission, gottlose Spirituals zu schreiben, und den Spagat zwischen persönlichem Atheismus und der Präsenz einer göttlichen Figur in der Musik zu vollbringen.

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Bombay Bicycle Club

Bombay Bicycle Club – My Big Day

Nach längerer bewusster Auszeit hatten sich Bombay Bicycle Club auf ihr Comeback gefreut. „Everything Else Has Gone Wrong“, ein letztlich prophetischer Titel, erschien im Jänner 2020, nach zwei umjubelten Konzerten mussten sämtliche Pläne aus bekannten Gründen auf Eis gelegt. Die weit offene Studiotür dieser Platte blieb offen und zog für den Nachfolger einige prominente Gäste an. Nicht nur das, denn die kollaborative Erfahrung beflügelte das Londoner Quartett hörbar zu stilvollen bis sonnigen Indie-Perlen. „My Big Day“ bereitet große Freude.

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Speck

Speck – Eine gute Reise

Die aus einem Zufall entstandenen Speck – nach dem Ausfall einer Band wurden kurzfristig die drei Musiker*innen für eine Jam-Session eingeladen, das Trio war geboren – zählen ohne Frage zu den heißesten Kraut-, Psych- und Space-Aktien der letzten Jahre. Ihr erstes Album landete einen Volltreffer, eine 23minütige, mitgefilmte Live-Improvisation machte sich später auf einer Split-Platte breit. Mit Tonzonen wurde zudem eine perfekte Heimat für die instrumentalen Ausflüge durch Raum und Zeit gefunden. „Eine gute Reise“ sucht und findet große Kunst.

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