Autor: Walter Kraus

Ich bin, also denke ich.
Tubbe

Tubbe – Bankrott in Utopia

Von wegen aufgelöst: Tubbe gibt es nach wie vor, sie hatten sich nur ein bisschen Zeit gelassen. Gut, es war vielleicht doch etwas mehr, denn ihre letzte Platte erschien bereits 2015. Verschiedene Solo- und Nebenschauplätzen in vergangener Zeit boten Henri Jakobs und Klaus Zimmermann den nötigen Freiraum, um letztlich doch wieder zusammenfinden. Und gemeinsam setzt es weiterhin elektronisch befeuerten Pop mit Rave-Energie und pointierten, gerne einmal sozialkritischen Texten, in denen das obligatorische Augenzwinkern nie zu kurz kommt. „Bankrott in Utopia“ ist die Rückkehr in Bestform.

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Cave To Cosmos

Cave To Cosmos – Truth Waits In Deepest Nights

Die Musik begleitete Emanuel Winkler schon immer. In einem kleinen Dorf in Ostwestfalen-Lippe – eine Region, die so illustre Namen wie Jochen Distelmeyer (Blumfeld), Casper, Marian Gold (Alphaville) und Frank Spilker (Die Sterne) hervorbrachte – aufgewachsen, spielte er in seiner Jugend in verschiedenen Bands, arbeitete während eines späteren Studiums dennoch immer weiter an der Musik und fand nach einer kleinen Sinnkrise letztlich doch seine Berufung. Als Cave To Cosmos schreibt Winkler fantastische, schillernde Indie-Pop-Perlen mit Tiefgang. Von Tobias Siebert (Klez.e) produziert, landet nun die spannende EP „Truth Waits In Deepest Nights“.

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URGE

URGE – Noiseversity

Anfang der 90er Jahre schien Hannover die alternative Musikwelt zu gehören. Gleich mehrere Bands im härteren Umfeld gründeten sich, der Begriff ‚Hardcorehausen‘ war geboren. Auch URGE entstiegen dieser Bewegung, veröffentlichten 1990 eine erste EP, legten im Folgejahr ein Album nach und begleiteten die legendären Fugazi auf Europa-Tournee, nur um kurz danach von der Bildfläche zu verschwinden. 30 Jahre später entflammte der Bock auf die Musik neu, nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Studio. „Noiseversity“ nimmt den Sound und den Elan dieser vermeintlich längst vergangenen Epoche mit und mischt aktuelle gesellschaftliche sowie politische Themen hinzu.

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ORT

ORT – Maschinenhafen

Ellenlange Songs ohne Gesang erzählen Geschichten – das sollte Freunden diverser Post-Präfix-Genres bestens bekannt sein. ORT haben damit zwar nur wenig am Hut, verfolgen aber ein ähnliches Konzept – etwas noisiger und kratziger, zugleich dem Drone nicht abgewandt. Kein Wunder, denn neben Simon Dümpelmann und Dennis Müller, die beide über ordentlich Sludge-Erfahrung verfügen, wirkt hier Drone-Veteran N aka Hellmut Neidhard mit. Nach einem Album und mehreren 7″-Singles legt das Trio aus Dortmund nun nach. „Maschinenhafen“ besteht aus zwei ellenlangen Tracks, jeweils über 20 Minuten, die hinter vermeintlicher Statik einiges an Klasse offenbaren.

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Jonathan Rado

Jonathan Rado – For Who The Bell Tolls For

Tribute-Platten sind in der Regel eher traurige, behäbige, ehrfürchtige Angelegenheiten. Das hat wohl niemand Jonathan Rado gesagt. Eigentlich wollte der Multi-Instrumentalist von Foxygen sein drittes Solowerk auch ganz anders anlegen, doch der Tod zweier guter Freunde binnen einen Jahres – Mentor und Produzent Richard Swift sowie Zeichner und Illustrator Danny Lacy – hinterließ Spuren. Allerdings wollte Rado eben keine schmalzige Platte aufnehmen, sondern sich einfach in der Musik verlieren und dabei, gerne mal augenzwinkernd, die Erinnerungen an wichtige Weggefährten hochhalten. Exakt das gelang mit „For Who The Bell Tolls For“ gar wunderbar.

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Voodoo Beach

Voodoo Beach – Wonderful Life

Voodoo Beach standen vor dem Abgrund. Nach mehreren Line-up-Wechseln stand der harte Kern um Drummerin Josephine Oleak und Bassist John-H. Karsten plötzlich ohne Sängerin und Gitarristin da, wollte die Band schon zu Grabe tragen. 18th Day-Gründungsmitglied Heike Rädeker bekam davon Wind, schloss sich dem Duo sofort an und sorgte für die erhoffte Rettung. Nicht nur das, in dieser neuen Besetzung sprudelten die Ideen geradezu aus Voodoo Beach heraus und hievten den ohnehin offenen Sound in neue Sphären. „Wonderful Life“ gibt sich experimenteller und zugänglicher denn je.

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Brother Grimm

Brother Grimm – The End

Der Bruder hat Brüder mitgebracht: Aus dem Soloprojekt Brother Grimm ist nun eine Band geworden. Charlie Paschen von Coogans Bluff und Enni Semmler von Kaskadeur wirken nun aktiv mit, was Dennis Grimm natürlich neue musikalische Möglichkeiten mit auf den Weg gab. Zwei Gitarren, ein Schlagzeug und eine Stimme machen den ohnehin knackigen, eigenbrötlerischen Sound noch eine Spur schräger, aber auch härter und direkter, weiterhin minimalistisch veranlagt. Irgendwo zwischen stetem Widerspruch und komplettem Wahnsinn macht es sich „The End“ bequm und demonstriert recht eindrucksvoll, dass ein vermeintliches Ende zugleich ein prima Anfang sein kann.

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TV Cult

TV Cult – Colony

Wie laut kann Post Punk eigentlich sein? TV Cult sagen ‚Ja‘ und legen los. Dass das Quartett aus Köln erst sein Debüt vorlegt, überrascht durchaus, denn die rohe und zugleich tiefenentspannte Art und Weise, die mit Noise und mit Punk Rock kokettiert, klingt bei aller donnernder Angriffslustigkeit erstaunlich routiniert. „Colony“ verabschiedet sich von etwaigen Formeln des Genres, lässt für die Tanzfläche rein gar keinen Platz und langt stattdessen wiederholt beherzt zu. Und exakt dieser kompromisslose Ansatz weiß von der ersten bis zur letzten Sekunde zu unterhalten.

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Ghost Woman

Ghost Woman – Hindsight Is 50/50

Qualität oder Quantität? Diese Frage stellt sich für Ghost Woman nicht, denn sie bringen einfach vermeintliche Widersprüche zusammen. Nicht nur das, ihr drittes Album binnen 18 Monaten macht sogar einen weiteren Schritt nach vorne. Aber der Reihe nach: Was einst als Solo-Spielplatz für Multiinstrumentalist und Songwriter Evan Uschenko begann, ist durch den Einstieg von Ille van Dessel zum Power-Duo geworden, das tatsächlich wie ein solches klingt und den finsteren Sound seither weiterentwickelt. „Hindsight Is 50/50“ intensiviert die beklemmende Stimmung, verwischt Gesangsmelodien und rückt die Gitarren nach vorne.

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ZAHN

ZAHN – Adria

Zweites Album, schwerstes Album? ZAHN können darüber nur herzlich lachen und klatschen einfach einen XXL-Brocken hin. Das Trio um Mitglieder so illustrer Formationen wie Heads. und Muff Potter widmet sich nach wie vor rein instrumentalen Klängen, vornehmlich im Noise Rock verhaftet, von krautigen und jazzigen Tönen, etwas Post Punk und Elektronik gekonnt unterstützt. Ihr neuestes Werk umfasst gleich mal 80 Minuten, auf zwei Tonträger aufgeteilt, so eigentümlich wie zugänglich. „Adria“ soll die banalen Aspekte eines Urlaubs aufs Parkett holen, wie endlose Autobahnen, leicht schmuddelige Raststätten und heruntergekommene Campingplätze. Die Schönheit liegt freilich im Detail.

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