Autor: Walter Kraus

Ich bin, also denke ich.
Killer Kid Mozart

Killer Kid Mozart – Crying In Overdive

Die Gitarren sind laut, die Gefühle liegen brach: Killer Kid Mozart gelten in ihrer norwegischen Heimat seit geraumer Zeit als Geheimtipp. Ihr 90s-lastiger Sound, der Emo, Alternative, Grunge und etwas College Rock zusammenbringt, verbindet kratzbürstigen Charme mit einem Überangebot an Melodien. Für ihren neuesten Streich ließ sich das Quartett nicht nur viel Zeit, es sicherte sich auch den nötigen Freiraum. Während der Pandemie hatten sie das Rathaus ihrer Heimatstadt Elverum komplett für sich und nützen die ungewohnte Umgebung, um zu jammen und Songs zu schreiben. Drei Jahre später steht ihr neues Album „Crying In Overdrive“ endlich in den Startlöchern.

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Mount Kimbie

Mount Kimbie – The Sunset Violent

Mount Kimbie sind jetzt eine Band, und das bekommt ihnen verdammt gut. Drummer Marc Pell und Keyboarderin Andrea Balency-Béarn, die bereits 2016 als Live-Mitglieder zu Dominic Maker und Kai Campos stießen, sind nun fixe Teile des Quartetts, was dem Sound der gerne mal experimentell veranlagten Elektroniker gut bekam. Nicht nur das, auch Dauergast King Krule mischte wieder aktiv mit, arbeitete an verschiedenen Songs und tritt sogar in gleich zwei Tracks prominent auf. Gemeinsam entwickelte man „The Sunset Violent“ zu einer breit aufgestellten Platte, die mehr denn je mit den Erwartungen an diese Formation bricht.

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Harmless

Harmless – Springs Eternal

Mit 17 war Nacho Cano vor der weiten Indie-Blogwelt geradezu besessen und erkannte, das er auch selbst Musik machen könnte. Ein schwerer Einschnitt – Cano wurde wenige Jahre später auf seinem Radweg zur Arbeit von einem betrunkenen Autofahrer erfasst und lebensgefährlich verletzt – ließ den Optimismus erst einmal versiegen, unzählige Operationen rekonstruierten sein Gesicht und seine Wirbelsäule. Plötzliche erste Erfolge unter dem Künstlernamen Harmless – die Single „Swing Lynn“ konnte fast eine halbe Milliarde Streams einfahren – halfen beim Weg zurück. Nun steht mit „Springs Eternal“ ein erstes Album in den Startlöchern.

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gglum

gglum – The Garden Dream

Die erst 21jährige Singer/Songwriterin Ella Smoker wird mit ihrem ersten Album vorstellig. Bereits 2020 hatte die Londonerin unter ihrem Künstlernamen gglum einen kleinen viralen Pandemie-Hit, später sollten zwei EPs folgen. Nun darf es also eine komplette Platte sein, die nicht als Konzeptwerk gedacht war, durch Fiebertraum-artige Erzählungen allerdings zwischen starken Erinnerungen und unterdrückten Vorstellungen wandert. „The Garden Dream“ entpuppt sich als Balanceakt auf dem schmalen Grat zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, gekleidet in verträumte bis treibende Bedroom-Chic-Arrangements.

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Lord Bishop Rocks

Lord Bishop Rocks – Tear Down The Empire

Seit Jahren fliegen Lord Bishop Rocks ein wenig unter dem Radar. Einer der aktivsten Tour-Acts der letzten knapp drei Jahrzehnte schafft es immer wieder, prominente Rock- und Metal-Legenden zu überzeugen, selbst wenn es im Studio mal ein wenig länger dauert. Mittlerweile ist das Trio um den Zwei-Meter-Hünen an vorderster Front bei Tonzonen gelandet, wo die druckvolle Mischung aus Blues Rock, Soul, Hard Rock und etwas Punk ein unerwartetes wie passendes Zuhause gefunden hat. „Tear Down The Empire“ heizt tatsächlich ganz gewaltig ein.

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Elbow

Elbow – Audio Vertigo

Wie auch immer ein vorhersehbares Elbow-Album aussehen mag, das Quintett versucht seit einiger Zeit, ein solches nicht aufzunehmen. Für das unter besonderen Umständenen entstandene „Flying Dream 1“ mieteten sie zuletzt sogar ein Theater und setzten auf vergleichsweise ruhige Momente. Der Nachfolger soll nun deutlich direkter und dreckiger ausfallen. Man probte zusammen in kleinen, garagenartigen Zimmern, groovte ordentlich und wählte dafür einen um Welten frontaleren Ansatz. „Audio Vertigo“ fällt somit auch irgendwie aus dem Rahmen und erfüllt doch im besten Sinne sämtliche Erwartungen.

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Holy Esque

Holy Esque – Lay My Head Down Slow

Schluss, aus, vorbei: Die sträflich unterschätzten Holy Esque machen nach mehreren Jahren relativer Funkstille Nägel mit Köpfen und lösen sich auf. Das schottische Quartett um Charakterstimme Pat Hynes veröffentlichte zwei Alben und mehrere Kleinformate, doch blieb der große Wurf für den Mix aus Post Punk, Art- und Alternative Rock trotz Radio-Airplay und einigen Gigs aus. Begleitet wurde die Nachricht des Abschieds von der Ankündigung eines neuen Albums. „Lay My Head Down Slow“ macht noch einmal schmerzlich bewusst, dass die Herren mit absoluter Sicherheit fehlen werden.

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Gary Clark Jr.

Gary Clark Jr. – JPEG RAW

Kreativer Stillstand war so und so nie die Sache von Gary Clark Jr., doch was der begnadete Blues-Gitarrist im Vorfeld seines vierten Studioalbums zelebriert, ringt Respekt ab. Eine musikalische Explosion steuert – mehr denn je – Soul, RnB und Funk an, inspiriert von einer mehrjährigen Pandemie, den Bürgerrechtsdemonstrationen nach dem Mord an George Floyd und dem schandhaften Versuch, das Kapitol gewaltsam zu erstürmen. All das ließ Clark Jr. seine Rolle in einer sich rapide verändernden Gesellschaft, auch in Hinblick auf seine drei Kinder, unter die Lupe nehmen. Die Arbeiten an „JPEG RAW“ setzten ungeahnte Energien frei und wurden zum Soundtrack eines Films, der erst gedreht werden muss.

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USA Nails

USA Nails – Feel Worse

Schadenfreude als Leitmotiv für ein Album, das sich Konsumkritik, der britischen Sparpolitik sowie zunehmendem Autoritarismus widmet: USA Nails machen es weder sich noch ihrem Publikum einfach. Das war aber so und so nie das Ding der vier Londoner, die sich im Noise Rock besonders heimisch fühlen, ebenso gerne mal den Ausbruch in Richtung Post-Hardcore wagen und sich liebend gerne mit experimentelleren Klängen auseinandersetzen. Der sarkastische Wunsch „Feel Worse“ bemüht sich um zunehmende Verrohung, gepaart mit giftiger Rhetorik, die nicht nur unter den Nägeln brennt.

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BRTHR

BRTHR – Brother

Immer noch klingen BRTHR definitiv nicht so, wie man sich das von einem Stuttgarter Duo erwartet. Der smoothe, zurückgelehnte Mix aus Soul, Pop, Folk, Americana, Country, Indie und Softrock trägt betont amerikanische Züge in sich, südlich angehaucht, tiefenentspannt, zugleich voller Kraft und Energie. Philipp Eißler und Joscha Brettschneider folgen diesen ungefähren Zutaten weiterhin, sonnig, reif und voller bekömmlichem Understatement. Mit ihrem nunmehr vierten Album „Brother“ rennen sie abermals offene Türen ein.

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