Autor: Walter Kraus

Ich bin, also denke ich.
The Third Sound

The Third Sound – Most Perfect Solitude

Etwa zwei Jahre nach „First Light“ melden sich The Third Sound mit ihrem inzwischen sechsten Album zurück. Die Berliner tourten zuletzt ausgiebig, packten zwischendurch eine Session-LP aus und erweiterten das Line-up. Neben dem Kern-Duo Hakon Adalsteinsson und Robin Hughes sind nun Frankie Broek und Wim Janssens von Golden Hours am Start. Gemeinsam widmet man sich einmal mehr verträumten bis forschen Klängen aus dem psychedelischen Mikrokosmos, der mit wachsender Begeisterung auf unterschiedlichste Ebenen ausstrahlt. Obwohl man aufgrund eines betont engen Zeitrahmens recht schnell arbeiten musste, ist „Most Perfect Solitude“ doch alles andere als ein Schnellschuss geworden.

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Hot Water Music

Hot Water Music – Vows

Das zehnte Studioalbum zum 30. Geburtstag – alleine schon die nackten Zahlen des Nachfolgers von „Feel The Void“ lassen die Augenbrauen hochgehen. Hot Water Music ließen sich nicht lumpen und luden sich für ihre neue Platte allerlei Prominenz ins Studio ein. Begleitet wurde das von einem nunmehr altbekannten Thema: Wachstum. Selbst in ihrer vierten Dekade wollen sich die US-Punk-Veteranen kontinuierlich weiterentwickeln und bei allem Blick zurück mutig nach vorne gehen. Exakt so hört sich das von vorne bis hinten mächtige, vielschichtige „Vows“.

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Villagers

Villagers – That Golden Time

Es musste sich etwas ändern im Hause Villagers – zumindest auf kreativer Ebene, denn nach dem bunten, schillernden „Fever Dreams“ strebte Mastermind Conor O’Brien einen anderen Ansatz an. Das neue Material wies für den 1984 geborenen Iren eine ‚internalisierte Stimme‘ auf, die ihn geradezu zwang, alles von den Aufnahmen bis zum Mix selbst in seinem eigenen Apartment in Dublin zu erledigen. Erst zum Ende hin lud er einige Gäste für zusätzliche Instrumente ein. Entsprechend klingt „That Golden Time“ eine Spur intimer und reduzierter, ohne dabei vertraute Qualitäten zu ignorieren.

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Missiles

Missiles – Weaponize Tomorrow

Jahrelang rumorte es im schwedischen Underground, als Missiles ihren Sound suchten und fanden. Das 2016 erstmals aufgetauchte und schnell wieder verschwundene Projekt aus Malmö nahm sich ordentlich Zeit, um am eigenen (post-)apokalyptichen Auftreten zu schrauben. Gothic Rock, Post Punk, Dark Wave und allerlei andere Finster-Weisheiten standen Pate für „Weaponize Tomorrow“. Klang, Texte und Ästhetik spielen mit der Zeit des Kalten Krieges – in einer Phase entstanden, als dieser noch der Vergangenheit anzugehören schien, und somit so aktuell und beklemmend wie eh und je.

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Dehd

Dehd – Poetry

Songwriting kann eine ganz schon zähe Angelegenheit sein – alleine im Schlafzimmer, mit etwas Glück gemeinsam im Proberaum, während der Lärm der Straße an der Türe zerschellt. Dehd wollten jedoch etwas erleben und wagten sich für den Nachfolger von „Blue Skies“ auf einen Road Trip. Das US-Trio reiste von der Heimat in Chicago quer durch die USA, hackte Holz, ließ das Leben von den Gezeiten bestimmen und strandete kurzzeitig nach einem Wildunfall. Die frische Luft bekam der Band offensichtlich gut, und so holte man sich mit Co-Produzent Ziyad Asrar (Whitney) sogar erstmals Input von außerhalb für den Aufnahmeprozess hinzu – frischer Wind, wenn man so will. „Poetry“ blüht hörbar auf.

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MRCY

MRCY – Volume 1

Sie wuchsen an unterschiedlichen Enden Großbritanniens, in unterschiedlichen Welten auf und passen doch so perfekt zusammen: Produzent Barney Lister (u. a. Joy Crookes, Celeste) entdeckte Sänger Kojo Degraft-Johnson, der bereits mit Little Simz und Liam Gallagher sang, bei einer Live-Performance auf Instagram. Man tauschte sich aus, fand während der Lockdowns – unter gebotenem Abstand – in Listers Studio in Brixton zusammen. Ursprünglich für einen gemeinsamen Track angedacht, entwickelte sich daraus binnen kürzester Zeit ein Projekt, das stimmungsvollen Soul und RnB mit luftigen wie zeitlosen Arrangements zusammenbringt. Als MRCY veröffentlichen sie nun ihr erstes Album, schlicht „Volume 1“ genannt, und hoffentlich der erste von vielen Teilen.

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Belgrad

Belgrad – Lysis

Große Worte brauchen keine großen Worte, und so entschieden sich Belgrad, ihr zweites Album ohne besondere Vorankündigung unters Volk zu bringen, am Nachmittag vor dem Release angekündigt und direkt bereit für, nun ja, große Dinge. Etwas über sechseinhalb Jahre nach dem schlicht „Belgrad“ betitelten Einstand war das natürlich eine kleine Überraschung. Untätig waren die Musiker aus Berlin und Hamburg aber nicht, spielten live, ließen sich inspirieren und bemühten sich um kreative Frische. „Lysis“ wurde somit gleich zum Doppelalbum mit 14 Tracks in 74 Minuten, die sich großen Themen lyrisch annähern und mit cleverem Anspruch letzte Post-Punk-Limits aufsprengen.

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Frank Turner

Frank Turner – Undefeated

Geht das schon als Neustart durch? Nach über einem Jahrzehnt lässt Frank Turner seine Major-Heimat hinter sich und stellt sich neu auf – mit Xtra Mile als globaler Release-Plattform, ansonsten aber so autark wie möglich. Aufgenommen wurde im eigenen Studio in Essex, wo er unter anderem bereits Pet Needs produzierte, mit seiner Band The Sleeping Souls – natürlich nach entsprechend umfangreichen Proben im Vorfeld. Zugleich setzt es dieses Mal Masse mit Klasse: 14 Songs in etwa 45 Minuten lassen „Undefeated“ um Welten fieberhafter und vielschichtiger als zuletzt erklingen.

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The Red Clay Strays

The Red Clay Strays – Moment Of Truth

Manchmal entwickeln Songs, ja sogar ganze Alben, ein wundervolles Eigenleben. Als The Red Clay Strays 2022 ihre erste Platte veröffentlichten, nahmen nur wenige Menschen Notiz vom charmanten Mix aus Blues, Country, Soul und Americana samt düsteren Texten. Irgendwann entwickelte sich „Wondering Why“ via TikTok zum Streaming-Hit (fast 100 Millionen Streams auf Spotify), das Album dazu erhielt mehr Aufmerksamkeit, die Venues wurden immer größer und schließlich schlug das renommierte Label Thirty Tigers zu. Dort wird „Moment Of Truth“, besagter Einstand, nun physisch neu aufgelegt und schafft somit den höchst verdienten Weg in hiesige Gefilde.

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Sooma

Sooma – Drü

Keine Sprachverwirrung, dafür mit ordentlich Konsequenz nach vorne: Sooma aus Zürich hatten immer schon Bock auf etwas sperrigere Klänge, im Großen und Ganzen rund um Post Punk und Noise Rock angesiedelt. Ihr drittes Album sollte musikalisch nicht nur etwas ausladender, proggiger gestaltet werden, sondern zugleich die sprachliche Vielfalt ihrer Heimat reflektieren. Die drei Herren nennen den Drittling „Drü“ (Schweizerdeutsch für ‚Drei‘) und halten alle Texte auf … Französisch. Noch Fragen?

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