Superheaven – Superheaven

Nach dem Release von „Ours Is Chrome“ vor zehn Jahren kündigten Superheaven eine Auszeit auf unbestimmte Zeit an, am vorläufigen kreativen Höhepunkt. Zwei packende Platten, über 100 Millionen Streams und unzählige Konzerte gehörten erst einmal der Vergangenheit an. Zwar spielte das US-Quartett in den letzten Jahren die eine oder andere Benefiz- und Festival-Show, ein tatsächliches Comeback findet aber erst jetzt statt. Und wie, denn freudestrahlend erklärt man, endlich wieder eine Vollzeit-Band sein zu können, menschlich habe man sich so und so immer gut verstanden. Ein neues Album gibt es gleich dazu, schlicht und ergreifend „Superheaven“ betitelt.
Die Comeback-Single hieß „Long Gone“ und taucht hier mittendrin auf. Ausgesuchte Heavyness und Melancholie tragen diese dreieinhalb Minuten, denen die nervöse Energie des Unbequemen ins unsichtbare Gesicht geschrieben steht. Dröhnende Gemächlichkeit katapultiert sich zu einem giftigen Chorus, der fast doomige Gefilde ansteuert und doch mit Grunge-Schwere alles zermürbt. Darauf kann natürlich nur „Hothead“ folgen, das in 92 Sekunden einfach mal alles platt macht. Punk und Power-Pop finden auf wundersame Weise zusammen, die wütenden Drums und die zunehmend entfremdete Gitarre geben sich die Kante.
Ist „Numb To What Is Real“ als Beitrag zum neuen Alltag zu verstehen? Jake Clarkes Gesang wirkt im Vergleich lebhaft und animiert, würde sogar in Pop-Punk-Gefilden keinesfalls fehl am Platz sein und verleiht gerade deswegen den massiven Gitarrenwänden das gewisse Etwas. Hingegen schleppt sich „Stare At The Void“ erst einmal, kann sich nur schwer entfalten und entdeckt Bedrückung in der Leere des Seins, während die Gitarre nach dem perfekten Ton sucht. Den hat das eröffnende „Humans For Toys“ längst gefunden, tastet sich schwerfällig voran und spuckt doch so etwas wie eine kleine Hook aus. Ein „Next Time“ gibt es für Superheaven hoffentlich, speziell wenn das Ergebnis ähnlich melodisch und erdrückend ausfällt.
Wenig überraschend entpuppt sich diese Comeback-Platte als voller Erfolg auf ganzer Linie. Das liegt unter anderem daran, dass Superheaven erst gar nicht versuchen, ihren Sound neu zu erfinden; sie machen einfach dort weiter, wo sie vor einem Jahrzehnt aufgehört hatten, freilich mit Rückenwind und mit der nötigen Energie für richtig gute, richtig packende und mitreißende Songs. „Superheaven“ sammelt zehn kleine Perlen zwischen Grunge, Alternative Rock und Shoegaze, zwischen erdrückender Heavyness, emotionaler Schwere, bittersüßer Hoffnung und unvermeidbaren, unkaputtbaren Hooks. Mehr braucht es nicht für das vollkommene Glück – und es ist wahrlich ein Glück, Superheaven zurück zu wissen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 18.04.2025
Erhältlich über: Blue Grape Music (Membran)
Website: www.superheaven.uk
Facebook: www.facebook.com/superheavenband