Marathon – Fading Image

Marathon
(c) Junn

Eine Jam-Session unter Freunden in Amsterdam brachte einer der interessantesten neuen Bands hervor. Kay Koopmans, Lennart van Hulst, und Nina Lijzenga kennen sich bereits seit Schultagen und fanden schließlich einen Sound, der intensive Düsternis und noch intensivere Hoffnung vereint. Als Marathon, live als Quintett unterwegs, vermengen sie unter anderem Post Punk, Grunge, Shoegaze und Indie Rock. Diverse Konzerte und Festival-Auftritte brachten ihnen verdiente Aufmerksamkeit und den Geheimtipp-Status ein. Ihr erstes komplettes Album „Fading Image“ lüftet nun den Schleier des Geheimen mit zehn knackigen Tracks.

Von einem emotional aufgeladenen Album, das sich mit Vergänglichkeit und Widerstandsfähigkeit befasst, ist vorab die Rede. „Out Of Depth“ ist das Trio gewiss nicht, denn der gleichnamige Opener etabliert sie binnen wenigen Sekunden als Post-Punk-Powerhouse, das seine Dissonanzen ebenso mag wie die mit Nachdruck ausgespuckten Silben. Tänzelnde Gitarren und bedrohliches Bassgrollen geben den Weg für das entfremdete Finale frei. Deutlich freundlicher gibt sich „Gold“, lässt sogar so etwas wie ein Leuchten zu und serviert sympathische Indie-Melodien. Das erinnert schon mal angenehm an Editors und bleibt im Ohr – ein geschicktes Spiel mit musikalischen Gezeiten.

Exakt das betreiben Marathon mit wachsender Begeisterung. Zu den Highlights zählt das ellenlange „Shadow Raised A Star“, aus dessen angetäuschter Resignation eine schwerfällige Perle wächst, die wohlig an Fontaines D.C. erinnert und doch fest auf eigenen Beinen steht. Hingegen rattert „Shot Away“ in zwei Minuten durch und wirft kratzende, störrische Gitarren ab. Die endlosen Schleifen von „Away From Home“ machen Platz für Sehnsucht und „DH22“ tauscht sein Understatement vorsichtig gegen verkaterte Aufbruchsstimmung. „For The Better“ finden sogar so etwas wie einen Mittelweg, fordernd und abwartend zugleich.

Tatsächlich lohnt es sich, hier etwas abzuwarten und dieses Album wirken zu lassen. Was „Fading Image“ so spannend macht, ist sein musikalischer Tiefgang, der sich oftmals erst beim dritten oder sogar vierten Anlauf zeigt. Oberflächlich dominiert Post Punk, dahinter verbergen sich allerlei Details und verwaschene, wolkenverhangene Gitarren, fiese Kanten und funkelnde Melodien. Marathon gehen keinesfalls auf Nummer Sicher, sondern trauen sich auf ihrem ersten Album etwas, finden ihren eigenen Weg in einem nach wie vor sehr angesagten musikalischen Umfeld und packen das in durchaus hitverdächtiges Material. Hier wächst Großes heran.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 11.04.2025
Erhältlich über: V2 Records (Bertus)

Facebook: www.facebook.com/marathon.ams