Flirtmachine – California Salzburg

Ein Surfbrett auf der Schotterbank der Salzach bei frostigem Niederwasser: Kein Bild könnte den Sound von Flirtmachine besser zusammenfassen und gleichzeitig ad absurdum führen wie dieses. Die ersten beiden Alben lang als Soloprojekt von Robert Gerstendorfer angesetzt, erscheint nun eine Platte im Bandformat mit Bruder Arthur Gerstendorfer (Gitarre), Simon Ploier (Bass) und Camillo Jenny (Drums). Die ursprünglich rein live unterstützenden Musiker wurden auch in den Songwriting-Prozess einbezogen und gestalten das vorwitzige „California Salzburg“ sogar noch bunter, ohne dabei auf die omnipräsente Ironie zu vergessen.
Die steckt nicht nur im Titel – die eigentlich verschlafene Touristenstadt Salzburg und das sonnig-lebhafte Kalifornien – sondern auch in mehreren Tracks. „Exit“ klettert Richtung Ozean und packt Odd-Pop dazu, gibt den bierfreudig tänzelnden Slacker und träumt sich in eine andere Welt. Diese muss vielleicht nicht „Fukah!“ heißen, doch verleitet der Sound so und so zu einer eigenwilligen Form von Fernweh. Funk spielt bei Flirtmachine eine wichtige Rolle, lockert das Geschehen wiederholt auf, gibt sich ausgelassen und doch zurückgenommen. Exakt das geschieht auch hier, wenn der Refrain kurz abhebt und doch zumindest die Handbremse leicht unklammert.
„Jazz Track Number 2“ klingt funkig und jazzig zugleich (letzteres natürlich eine Riesenüberraschung, mit der selbstverständlich nie und nimmer zu rechnen war) und findet zu einem melodischen Kaleidoskop, das regelrecht aus den Salzburgern herausbricht. Die sympathische Jenseitigkeit macht Dissonanz poppig. Im Vergleich dazu wirkt „Been In The Train“ euphorisch und energisch. Die Rhythmusabteilung macht sich im besten Sinne bemerkbar, gerade der Basslauf brennt sich sofort ein, während wilde Melodiefolgen kollidieren. Im ellenlangen „You And, Me“ verliert sich das Quartett ein wenig, spielt mit Dream-Pop und schüttelt ein Classic-Rock-Solo aus dem Ärmel. Das war gewiss eine „Big Decision“, während der gleichnamige Song die Langsamkeit zu genießen weiß.
Ein Neustart mag es nicht geworden sein, wohl aber eine gekonnte Feinjustierung mit zusätzlichem Kreativinput, den Flirtmachine hörbar genießen. Die Laune ist bestens, die Musik ebenso: Funk fühlt sich selbst im Schnürlregen wohl, während sich der Sound sympathisch mit einer anderen Welt befasst, mit sonnigen Gefilden, in denen doch längst nicht alles eitel Sonnenschein ist. Genau das ist die Essenz von „California Salzburg“, diese einladende Doppelbödigkeit mit Augenzwinkern, die unheimlich feine, vielfältige Musik für die Seele einen Hauch Ungewöhnliches, Widerborstiges zur Seite stellt. Mission ‚Bandplatte‘: mehr als gelungen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 11.04.2025
Erhältlich über: Seayou Records
Facebook: www.facebook.com/flirtmachineband