Sam Akpro – Evenfall

Sam Akpro
(c) Ethan & Tom

Warum sollte man Musik in Schubladen drängen, wenn man doch einfach verschiedenste Ideen und Ansätze frei miteinander kombinieren kann? Nach diesem Prinzip arrangiert Sam Akpro seine Songs. Der Südlondoner spielt mit Stimmungen, liebt Noir-Atmosphäre und findet Eingängigkeit selbst in ruppigen Gefilden. Zwischen sonnigen Tagen und kalten Nächten, zwischen Entfremdung und großem Wiedersehen spielt sich das erste komplette Album „Evenfall“ ab – wenig überraschend eine weitere kleine musikalische Häutung mit frischem Wind und alten Wunden, die wieder und wieder gekonnt zusammenfinden.

Akpro bezeichnete seinen Sound einst als ‚Post Punk‘, wobei das selbstverständlich bestenfalls ein Impuls, ein sehr ungefährer Ausgangspunkt ist. Und doch dominiert dieser Aspekt beispielsweise in „Death By Entertainment“, das hibbelige und düstere Unruhe mit etwas HipHop-Ästhetik verbindet und eine gleichermaßen warme wie unterkühlte Gitarre – da ist dieser Tag-Nacht-Kontrast wieder – förmlich über das Bassgewitter einfallen lässt. „Tunnel Vision“, ein weiterer Vorbote, fühlt sich unter anderem zwischen Jazz, TripHop und Art Rock wohl, wie ein hektischer King Krule, der durchaus als starke Referenz herhält. Während man sich darüber noch den Kopf zerbricht, findet sich Akpro in einer Wave-Pop-artigen Zäsur wieder.

Die implizierte Dunkelheit von „I Can’t See The Sun“ kokettiert mit einem Hauch Dub und leicht verfremdeten Jazz-Bläsern, die eigentlich keine sind. Gehauchte Vocals stellen die Gesundheit der eigenen Seele infrage, während der Tag hinter Häuserwänden verschwindet. „Cornering Lights“ am anderen Ende des Albums lebt von erfrischender Coolness, lehnt sich möglichst weit zurück und wartet doch, wie so viele, auf Erleuchtung. Die findet auch „City Sleeps“ nicht, doch kann die beateske Arrangierung im Wachzustand auch so überzeugen. Im konstanten Fluss steuert Akpro auf Understatement zu, nur um schließlich im Titelsong sämtliche Fesseln abzulegen und mit einer Hook eine neue Bewusstseinsebene zu erreichen.

„Evenfall“ mag sich jeglicher Klassifizierung entziehen, ist dafür große Klasse. Der Albumeinstand überzeugt alleine schon durch die magische, einzigartige Atmosphäre, bedrohlich und weltoffen zugleich, mit Extremen ringend und doch von einer letztlich klaren, deutlichen Vision durchzogen. Bis sich diese zeigt, dauert es freilich ein wenig, denn selbstverständlich darf und soll man sich über den bunten Sound Sam Akpros wundern. Das immersive Songwriting, das konstante Stimmungsspiel und das Storytelling ringen Respekt ab. Einfach fallen und treiben lassen, am besten mit Kopfhörern, so lässt sich diese erneute Talentprobe richtig genießen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 28.03.2025
Erhältlich über: ANTI- Records (Indigo)

Bandcamp: samakpro.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/sam.akpro