Bambara – Birthmarks

Bambara hatten Pech, wie viele andere Bands zu dieser Zeit. Ihr letztes Album „Stray“ erschien im Februar 2020, die dazugehörige Tour wurde nur wenige Wochen später abgebrochen. Und doch gelang dem Trio aus Brooklyn damit der verdiente große Wurf, der dem eigenwilligen Post-Punk-Ansatz, von Reid Batehs finsteren Noir- und Southern-Gothic-Erzählungen beflügelt, zur mehr als verdienten Aufmerksamkeit verhalf. Zwischenzeitlich reichte es – im zweiten Anlauf – für eine kleine EP, bevor es dank des Deals bei Bella Union nach Ramsgate ging, um mit Bark Psychosis-Legende Graham Sutton aufzunehmen. „Birthmarks“ entwächst dem eigenen Sound einmal mehr hochgradig erfolgreich.
Schon die ersten beiden Songs gehen komplett durch die Decke, bloß auf ganz andere Weise. „Hiss“ bringt den insgesamt Synthesizer-lastigeren Ansatz auf den Punkt, als würden Hurts und Holy Esque gemeinsame Sache machen, von bedrohlicher Ruhe und Anspannung durchzogen. Dissonante Katharsis untermalt eine beklemmende Geschichte, die direkt in den Post-Punk-Hit dieses Albums führt. „Letters From Sing Sing“ ist einer der besten Tracks, den Bambara je aufgenommen haben, fließt unweigerlich in den eindringlichen Refrain, der Post-Hibbeligkeit mit dramatischen Synth-Pop-Nackenschlägen verbindet. Was sich wie ein wundervoller Widerspruch liest, ist letztlich genau das, von fieberhaften Vocals getragen.
Diese Ausnahmeklasse erreicht das Trio in weiterer Folge nur selten, was aber nicht im Geringsten heißen soll, es handle sich hierbei um eine matte Angelegenheit. Im Gegenteil, das fragile „Because You Asked“, das als eine Art Piano-Ballade beginnt und sich von Hall-Effekten schließlich in Richtung abgedrehte Untergangsfanfare tragen lässt, ist mindestens so stark wie das frontale „Loretta“ mit eingängigen Synth-Rock-Vibes, mit Gothic-Rock- und Noir-Chic, mit wortreicher Intensität. „Pray For Me“, der erste Vorbote, entwickelt seine volle Strahlkraft erst auf Raten. Was in der Selbstaufgabe der düsteren Strophen zunächst an Interpol erinnert, schüttelt urplötzlich eine fantastische Hook aus dem Ärmel.
Diese Unmittelbarkeit, dieses Plötzliche und zugleich vollends für sich Einnehmende ist und bleibt eine der größten Stärken Bambaras. Zwar rücken sie auf ihrem mittlerweile sechsten Album die Gitarren etwas in den Hintergrund, büßen aber rein gar nichts an Intensität und Präsenz ein. Mehr noch, „Birthmarks“ bietet ihrem begeisternden Noir-Storytelling die perfekte Bühne, erweitert den gängigen Post-Punk-Sound einmal mehr, begegnet Vergänglichkeit und sonderbaren Figuren mit offenen Armen und lässt sogar Platz für den einen oder anderen Übersong. Die Formkurve zeigt weiterhin nach oben und sollte Bambara schon bald im selben Atemzug wie Fontaines D.C. und Idles nennen lassen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 14.03.2025
Erhältlich über: Bella Union (Rough Trade)
Website: www.bambaranyc.com
Facebook: www.facebook.com/BAMBARA.band