The Deadnotes – Rock ’n‘ Roll Saviour

Fünf Jahre sind eine verdammt lange Zeit, gerade in der Musik. Als The Deadnotes im Februar 2020 „Courage“ veröffentlichten, waren sie eine andere Band, doch auch die Welt eine andere, die sich gerade zu diesem Zeitpunkt entscheidend veränderte. Darius Lohmüller und Jakob Walheim waren allerdings alles andere als untätig, fanden im neuen Duo-Line-up Inspiration, veröffentlichten diverse Kleinformate und definierten ihren Sound neu. Punk- und Emo-Einflüsse rückten in den Hintergrund, stattdessen geht es nun deutlich poppiger und bunter vor sich. Dass die neue Platte ausgerechnet „Rock ’n‘ Roll Saviour“ heißt, bringt selbstverständlich eine angenehme Portion Ironie mit.
„American Sightseer“ ist eine dieser kleinen Perlen, die den alten und neuen Sound des Duos prima zusammenfasst – flott, hibbelig und emotional auf der einen, kunterbunt und vorwitzig funkelnd auf der anderen Seite. Der Schalk lacht förmlich aus dem Nacken, punktet mit 80s-tauglichen Melodien und liefert zugleich – und quasi im Vorbeigehen – richtig schön Handfestes, packt beherzt zu. Das gelingt auch „Jolene (I’m In Love With A Superstar)“, findet eine frische Perspektive für Dolly Partons Klassiker und schüttelt einen Refrain für die Ewigkeit aus dem Ärmel. Wie diese dreieinhalb Minuten schier unaufhaltsam wachsen, ringt Respekt ab.
Der „Marlboro Man“ mag seine verschmitzten Melodien, schielt kurz in Richtung Käse und zündet sich dennoch eine an, während er aus dem letzten Loch röchelt. Energische Blechbläser ringen mit der ewigen Jugend und haben noch einiges vor, während das Keyboard schließlich das Heft fest in die Hand nimmt. Aus dem Tagebucheintrag „December 31st“, mit dem ein neues Kapitel aufgeschlagen wird, entsteht das mächtige „Jesus Christ! (I’m Sick And Tired Of Falling In Love)“, greift ein ähnlich gelagertes Riff auf und geht im lässigen Midtempo-Bereich voran. Und doch gestaltet sich die Präsentation forsch, energisch, nimmt wieder ein paar Bläser mit und lässt Punk-Synergien durch.
Wer die letzten Jahre The Deadnotes ignoriert hat, dürfte sich nun etwas überrascht zeigen. Ja, das ist immer noch dieselbe Band, mit kompakterem Line-up und frischen Ideen. „Rock ’n‘ Roll Saviour“ rettet das Selbst und vermittelt Aufbruchsstimmung. Neuer Ufer werden mit energischer Konsequenz ins Visier genommen, vornehmlich dank Pop-Orientierung, die sich zugleich wohlig in den relativ vertrauten Sound einfügt. 80s-Synths, Bläser und Retro-Charme mit Widerhäkchen tummeln sich unter fieberhaften Gitarren, kernigem Pop-Punk und cleveren Indie-Ideen. Ob man nun von einem kleinen Neustart sprechen möchte oder nicht, The Deadnotes machen ihre Sache auch in diesem Umfeld verdammt gut und liefern Soulfood der bekömmlichen, wohligen Art.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 21.02.2025
Erhältlich über: Grand Hotel van Cleef (Indigo)
Website: www.thedeadnotesofficial.com
Facebook: www.facebook.com/thedeadnotesofficial