Tiny Moving Parts – Deep In The Blue
Neun Alben in 16 Jahren – Tiny Moving Parts zählen ohne Frage zu den fleißigsten Emo-Bands der Gegenwart. Seinen Sound hatte das Trio schnell gefunden und mischt Midwest-Klänge mit Math Rock, mit Alternative, etwas Punk und sogar Power Pop. Wie schon der selbstbetitelte Vorgänger erschien „Deep In The Blue“ in Eigenregie und ohne große Vorankündigung, ging fast etwas unter. Das ist allerdings mehr als unverdient, denn gelingt es den Herren aus Benson im US-Bundesstaat Minnesota doch einmal mehr höchst souverän und unterhaltsam, ihren mächtigen und unterhaltsamen Stiefel durchzuziehen.
Die ‚AC/DC des Midwest-Emo‘, wie sie ob ihrer gerne mal ähnlich, doch nie beliebig klingenden Alben gerne mal genannt werden, zeigen sich in bestechender Form. Da wäre beispielsweise „The Cure (But Not Really)“, das sich mit dem ominösen Gefühl der drohenden Katastrophe befasst und auch musikalisch etwas Finsternis mitbringt. Dylan Mattheisen besingt sogar den Himmel des Mittleren Westen – eine gelunge Mischung aus Ironie und Selbstbezüglichkeit. In „Before I Go“ heißt es ‚Leinen los‘, angepunkt und vorwitzig. Natürlich darf die vertraute Math-Gitarre – eine der wichtigsten Zutaten aller bisheriger Platten – auch hier auf keinen Fall fehlen.
Es ist der erste von vielen kleinen und unaufdringlichen Hits, wie sie wohl nur Tiny Moving Parts beherrschen. Zu dieser Kategorie zählt ebenso „Listen To Your Favorite Songs“, das sich in kleinen Druckwellen entlädt, zwischenzeitlich brachial zulangt – die Screams sind, im Vergleich zu bisherigen Platten, deutlich kraftvoller geworden – und doch mit seinen feinen Harmonien funkelt. Davon hat auch „Waterbed Pt.2“ mehr als genug zu bieten, deutlich in klassischeren Emo-Gefilden verhaftet und richtig schön groß. Melancholie und Frust schwingen immer mit, siehe und höre außerdem „Dizzy“, das mit schwelgenden Untertönen überrascht und letztlich tatsächlich den Kopf verdreht.
Einziges Manko ist die sehr, sehr knapp bemessene Spielzeit von 26 Minuten. Einerseits kann und will man von Tiny Moving Parts nicht so schnell genug bekommen, andererseits gibt es auf dieser Platte nicht den Hauch von Füllmaterial. „Deep In The Blue“ ist der x-te Volltreffer in Folge, ein weiterer Sympathieträger voller Hits und Rohdiamanten, die sich ohne Frage mehr Anerkennung verdient hätten. Tiny Moving Parts bleiben Garanten für feine Emo-Klasse, die mit wachsender Begeisterung über den imaginären Tellerrand blicken und dabei bei ihren Leisten bleiben – Wachstum mit Augenmaß und voller Songdienlichkeit.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 15.11.2024
Erhältlich über: Many Hats Endeavors (Rough Trade)
Website: www.tinymovingparts.com
Facebook: www.facebook.com/tinymovingparts