The New Mourning – Songs Of Confusion

The New Mourning
(c) Michael Marlovics

Die Lust am Live-Sound wuchs bei Thomas Pronai in den letzten Jahren, unter anderem durch seine Tour als Teil der Live-Band von Pete Astor inspiriert. Diese spontane Unmittelbarkeit wollte er auch mit seiner aktuellen Formation The New Mourning einfangen. Gut zweieinhalb Jahre nach dem Release des Einstands „When The Light Fades“ war man dieser Aufgabe gewachsen, nun aufeinander eingespielt und durch die kürzliche Hinzunahme eines Bass VI im Sound noch wuchtiger und breiter aufgestellt. „Songs Of Confusion“ will vielleicht nicht erwachsener sein, zeigt jedoch eine Band, die sich endgültig gefunden hat.

Und das wird bereits im statischen und doch nie langweiligen Opener „Steal My Smile“ mehr als deutlich. Die Art und Weise, wie das Quartett hier marschiert, stoisch und voller Rückenwind, bei aller neu gewonnenen Wucht doch zart und einfühlsam – ein grandioser Widerspruch, der in den ruhigen, psychedelisch angehauchten Momenten ganz schwer atmet. Im direkten Anschluss wählt „L.I.C.“ sehr bewusst das Langformat, wirkt stellenweise wie ein Alternative-Jam mit Post- und Kraut-Note, ohne sich diesen Gelüsten jedoch jemals gänzlich hinzugeben. Stattdessen wird der nahezu konstante Fluss durch vorwitzige, schrammelnd-funkige Gitarreneinlagen im Mittelteil zerschossen, bevor sich Verfremdung breitmacht.

Die Suche nach Bedeutung – Selbstreflexion und Aufruhr, Klarheit und Ungewissheit zählen zu den Leitmotiven dieser Platte – äußert sich auch in den Songtiteln. Ein „Meaningful Jam“ täuscht leichte Bedeutungslosigkeit an und findet in bester Post-Rock-Manier zu einem kolossalen Höhepunkt der noisigen Art. „Meaningful Song“ ist die eingängige Antwort mit Gesang, lange Zeit feinsinnig und brav, bevor der Schlussakt abhebt. Dass ausgerechnet „Fight“ reduziert und minimalistisch anmutet, passt ins Bild. Abermals drehen The New Mourning im Schlussakt komplett am Rad, begleitet von großem Unterhaltungswert.

Überhaupt zeugt dieser Zweitling von ganz besonderem Wahnsinn, bizarr und undurchsichtig auf der einen, butterweich und voller Feingefühl auf der anderen Seite. Was bei anderen Bands wohl in Chaos ausarten würde, gelingt The New Mourning gar prima. 40 Minuten im konstanten Fluss, voller Überraschungen und Wendungen, vermeintlicher Statik und purer, ungefilterter Intensität machen Laune. Wie schon beim Vorgänger macht auch „Songs Of Confusion“ nicht immer deutlich, wohin die Reise eigentlich gehen soll, und erklärt den Weg zum Ziel – ein einfaches, beliebtes Werkzeug, hier exzellent aufgelöst. Mehr als nur ein starkes zweites Album.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.01.2025
Erhältlich über: Noise Appeal Records (Sony Music)

Facebook: www.facebook.com/TheNewMourning