Slowly Slowly – Forgiving Spree

Slowly Slowly
(c) Kate Hibberd

Der hymnische, intensive und stets eingängige Indie-Sound von Slowly Slowly schlägt Wellen. In der australischen Heimat schaffte es das Quartett aus Melbourne mit den letzten beiden Platten jeweils in die Top 10 – eine Serie, die fortgesetzt werden soll. In Melbourne und Los Angeles geschrieben und aufgenommen, teils von Courtney Ballard (5 Seconds Of Summer, Stand Atlantic, Good Charlotte) und Suzy Shinn (Fall Out Boy, Weezer, Panic! At The Disco) unterstützt, setzt es auf „Forgiving Spree“ eine Fülle an Hits, hinter denen jedoch wesentlich mehr steckt, als man auf den ersten Blick glauben möchte.

Viele Songs drehen sich um die Liebe. Sänger Ben Stewarts Muse war seine Ehefrau, der gleich mehrere Songs gewidmet sind. Im eröffnenden Titelsong finden sie zusammen, getragen von Pop mit Ecken und Kanten sowie dicken Gitarren. Das erinnert schon mal an die Überflieger von The Killers, bloß mit eigener Handschrift. Auch das vorwitzige, moderne „Love Letters“ dreht sich um dieses Thema und kommt zur Erkenntnis, dass die Songs eigentlich kleine Liebesbriefe sind. Und dann ist da noch das drückende, überschwängliche „How Are You Mine?“, das zuckersüßen und stürmischen Unglauben in den Mittelpunkt rückt, bevor der Refrain abhebt.

Nicht immer ist das Leben eitel Sonnenschein. Das Storytelling in „Hurricane“, das alles von höchsten Höhen bis brutalsten Rückschlägen auf cineastische Weise mitnimmt, kollidiert mit vorwitzigem Power-Pop und sympathischer Indie-Kante. Abschließend bricht „Born Free“ ein wenig aus dem vermeintlichen Schema aus, reduziert die Instrumentierung und überschreitet die Fünf-Minuten-Marke. Es ist eine bewegende Elegie, die nach mehreren Todesfällen in Stewarts Familie entstand – ein krasser und doch so packender Bruch. Das krasse Gegenstück ist wohl „All Time“, sonnig und mit einer feinen Prise Melancholie versehen, welche dem Ohrwurm das gewisse Etwas verleiht.

Und so finden Slowly Slowly den gesunden Mittelweg zwischen Radiohits, Indie-Hymnen und dem nötigen Herz und Hirn dahinter. Die Australier schreiben Ohrwürmer mit Mehrwert, die im besten Sinne hängen bleiben und nachhallen, die sich nicht abnutzen, die sich auf angenehmste Weise einbrennen. In anderen Händen wäre „Forgiving Spree“ wohl eine banale Pop-Sammlung geworden, doch spielt das Quartett seine geballte Klasse aus und schüttelt einen mächtigen Indie-Track nach dem nächsten aus dem Ärmel. Damit sollten sie nun endlich auch jenseits der Heimat verdient steil gehen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 24.01.2025
Erhältlich über: Nettwerk Music Group

Website: www.slowlyslowlyband.com
Facebook: www.facebook.com/slowlyslowlymusic