Michael Kiwanuka – Small Changes
Im dritten Anlauf klappte es endlich und verdientermaßen für Michael Kiwanuka: Mit seinem schlicht „Kiwanuka“ betitelten Album holte er sich den renommierten Mercury Prize. Ein paar vergleichsweise ruhigere Jahre später meldet sich der 37jährige Londoner zurück, abermals durch das bewährte Team unterstützt. Wie schon bei den letzten beiden Platten wirkten Danger Mouse und Inflo als Ko-Produzenten mit. War der Vorgänger thematisch bewusst schwere, aufwühlende Kost, so bemüht sich Kiwanuka nun um neues Selbstverständnis, erklärt die Kraft des Selbstvertrauens und versucht sich an kleinen Veränderungen: „Small Changes“.
Der leichtfüßige und doch so tiefgründige Auftakt zu „Floating Parade“ zieht binnen Sekunden in media res. Eine Pluralität an Stimmen erhebt sich aus den Tiefen des Arrangements und schafft gar magische Klanglandschaften, speziell in Verbindung mit Kiwanukas Stimme sowie einer erstaunlich funkigen Bassline, die sich vorsichtig und doch bestimmt nach vorne arbeitet, sich dabei immer weit zurücklehnt. Das klingt fast schon tanzbar – und passt perfekt zum anschließenden Titelsong, der sich federnd gibt und die Gitarre singen lässt, nur um dem Arrangement, den einzelnen Instrumenten bewusst viel Luft zu lassen. Im freien Raum entsteht Magie.
Und Magie hat dieses vierte Album in rauen Mengen, allen voran der „Lowdown“-Zweiteiler. Ein butterweiches Leitmotiv mit RnB-Einschlag breitet sich in aller Gemächlichkeit aus, überrascht mit Easy-Listening-Charme und führt schließlich in eine rein instrumentale Coda, wie der Soundtrack zu einem unfertigen Film. Ebenfalls grandios fällt „The Rest Of Me“ aus, dessen langes Intro erst einmal komplett auf die falsche Fährte führt, ja sogar von einem komplett andern Track zu stammen scheint. Ganz viel Gefühl und die Rückkehr des schillernden Basslaufs brennen sich ein. Die zarten Zwischentöne von „Follow Your Dreams“ sind mindestens so toll und packen den vielleicht besten Refrain dieser Platte aus.
Letztlich ist es eine kleine, aber feine Weiterentwicklung für Michael Kiwanuka, der einfach einen Schritt vor den anderen setzt und seinem ohnehin großartigen Sound frische Feinheiten entlockt. Gerade die funkigen Untertöne, aber auch die cineastischen Instrumentals – ganz fantastisch. Und rundherum setzt es jene packende Mischung aus Soul, Blues, Folk und RnB, die bereits alle vorigen Platten so grandios machte. „Small Changes“ trifft mit seinen kleinen Veränderungen und großen Ideen einmal mehr einen Nerv, von der ersten bis zur letzten Sekunde packend und ohne auch nur den Hauch eines Durchhängers. Spätestens jetzt hat sich Kiwanuka ein verdientes Denkmal gesetzt.
Wertung: 4,5/5
Erhältlich ab: 22.11.2024
Erhältlich über: Polydor (Universal Music)
Website: www.michaelkiwanuka.com
Facebook: www.facebook.com/MichaelKiwanuka