Fogdriver – Dancing Fire
Eine Band, die Kopfkino erzeugen soll, das klingt natürlich erst einmal wunderbar großspurig, bleibt letztlich aber eines: wunderbar. Denn Fogdriver lassen diesen Worten musikgewordene Taten folgen. Wobei, ‚Worte‘ ist bei einer rein instrumental agierenden Band vielleicht nicht der beste Begriff – und schon hat man sich ganz herrlich in Belanglosigkeiten verloren. Belanglos ist das, was das Quartett aus Giengen und Heidenheim auf Platte sowie live mit packenden Visuals schafft, aber ganz gewiss nicht. Psychedelischer Grundstock mit Post-Rock-Fundament, dazu Stoner-Weisheiten und etwas Noise, fertig ist der spacige Leckerbissen. Mit „Dancing Fire“ liegt nun das zweite Album vor.
Ganz sprachlos ist man zwar nicht, doch bleibt es nur bei kleineren Samples, wie im abschließenden „Abyss“. Die Art und Weise, wie diese achteinhalb Minuten durch die Gegend schleichen, ruhig und gleichförmig, dabei herrlich brodelnd – ein packendes Spiel mit kleinen Variationen sowie durchaus überraschend aufflackernden Spuren, das prima aufgeht. Dass längst nicht alles meditativ sein muss, demonstriert die Video-Auskopplung „Meet The Landfill“, kurz und annähernd kompakt. Deutlich mehr Noise, jenseitige Schleifen und wütende, kuriose Verrenkungen mutieren zur Antithese, die dennoch mehr als geschickt ins Ohr geht, aller rohen Wut zum Trotz.
Solch direkte Episoden bleiben jedoch die Ausnahme, denn Fogdriver fühlen sich in ihren epischen Mustern deutlich woher. „Dancing Fire“ als eröffnender Titelsong zieht die imaginäre Schlinge enger und enger, lässt bedrohliche Gitarren anschwellen, während ein lebhafter Bass düstere Wolken beschwört. Und doch findet das Quartett immer wieder zurück zu lichten Momenten. Davon hat auch „The Shard“ mehr als genug, kompakt und fast schon metallisch, dabei so ausladend wie immer. Hier zeigen sich die Live-Qualitäten der Band – auf Overdubs wurde verzichtet – sowie perfektes Timing, um aus dem musikalischen Status Quo auszubrechen und immer neue Leads aus dem imaginären Ärmel zu schütteln.
Und so gelingt es tatsächlich, dass stolze 57 Minuten wie im sprichwörtlichen Flug vergehen. In ihrem ureigenen und eigentümlichen Klanguniversum sind Fogdriver die ungekrönten Könige. Sämtliche Songs wurden über mehrere Jahre erarbeitet und erprobt, ausformuliert und eingespielt. Dass das Ergebnis dennoch wunderbar spontan, roh und voller Herzenswärme wirkt, spricht mit Sicherheit für die Band. „Dancing Fire“ findet seine eigene Umlaufbahn, macht es sich dort gemütlich und reizt das Wechselbad der Gefühle mit spontaner Präzision aus. Gute Kopfhörer intensiveren das musikalische Erlebnis erst richtig und unterstreichen die Qualitäten eines spannenden zweiten Albums voller kleiner Glanzlichter und großer Wow-Momente.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 18.01.2025
Erhältlich über: Dhyana Records
Website: fogdriver.de
Facebook: www.facebook.com/fogdriver