flipturn – Burnout Days
Auf der Suche nach dem nächsten großen Festivalact werfen flipturn ganz lässig gleich mehrere Hüte in den imaginären Ring. Das Quintett aus Florida sorgte mit dem Einstand „Shadowglow“ bereits für sympathische Indie-Weisheiten mit Pop-Appeal, tourte im Anschluss fleißig durch die Staaten und trat bereits bei Lollapalooza, Bonnaroo sowie SXSW auf. Ihre Konzertreisen inspirierten flipturn zudem zu ihren zweiten Alben, dass sich mit typischen Mittzwanziger-Themen befasst, mit Licht und Schatten, mit Schönheit selbst in Zeiten des Burnout. Vor diesem Hintergrund wirkt „Burnout Days“ funky und lebensbejahend.
Zu den großen Stärken der Band und dieser Platte zählt jene melancholische Leichtigkeit, die den Großteil der zwölf Songs begleitet. Das trifft unter anderem auf „Inner Wave“ zu, ein funkelnder und tanzbarer Indie-Track mit butterweichen Vocals, Disco-Appeal und herrlich gemächlicher Präsentation. Und doch schimmert ein gewisser doppelter Boden durch, eine omnipräsente Schwere, für die sich sogar Abgründe öffnen. „Right?“ ist als rhetorische Frage zu verstehen, arbeitet sich betont langsam und gemächlich aus sympathischer Leisetreterei und schwillt in der zweiten Hälfte mehr und mehr an. Das noisige Post-Rock-Finale überrascht.
Und doch bleiben solche Wendungen die Ausnahme, wenngleich flipturn längst keine reine Indie-Pop-Band geworden sind. Tracks wie „If It Is“ gelingt die Gratwanderung gar hervorragend, ein verspielter und vorwitziger Balanceakt, anspruchsvoll und eingängig zugleich. „Rodeo Clown“ ist ein weiterer Ohrwurm, versucht der Realität zu entkommen, steht zwischen den Welten und Dingen und macht sich dort mindestens so gut wie das fieberhafte „Sunlight“. Hier zeigen die Gitarren mehr Präsenz, überraschen mit britischen Einflüssen. Die bietet auch „Swim Between Trees“, wenngleich auf Odd-Pop-Weise mit blubbernden Experimenten. Der wuchtige Titeltrack macht abschließend alles flach und findet die Superhook im Chaos.
flipturn etablieren sich als starke Songwriter mit Netz und doppeltem Boden, wo sich hinter der Fassade gerne mal was tut, voller kleiner Details und Wendungen sowie dem einen oder anderen Experiment. Was sich nüchtern liest, ist auf Platte voller Spielwitz und Herzblut, Melodien und Hooks. Mehr Pop-Appeal, kräftige Gitarren und obligatorische Nachdenklichkeit lassen „Burnout Days“ mehr und mehr anschwellen. Mit ihrem zweiten Album klopfen flipturn bei den großen Bühnen an. Es sollte wohl nur eine Frage der Zeit bis zum Headliner-Act sein.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 24.01.2025
Erhältlich über: Dualtone Records (Bertus)
Website: flipturn.band
Facebook: www.facebook.com/flipturnband