DITZ – Never Exhale

DITZ
(c) Pedro Takahashi

Drastische Atemlosigkeit führt DITZ seit dem Ende der Lockdowns um den Globus. Sie spielen im Schnitt mindestens 100 Shows im Jahr, veröffentlichten eine umjubelte Platte sowie das eine oder andere Bühnendokument, und das obendrein weitestgehend in Eigenregie. Die Aufnahmen am Zweitling dauerten ein wenig – unter anderem ergab sich die Möglichkeit, mit Idles zu touren. Auf „Never Exhale“, dessen Songs teilweise bereits seit Jahren live gespielt werden, geht es um das Gemeinsame und um Spaltung, um umnötigen Hass und den eigenen Platz in der Welt.

Passend dazu klingt die Band sperriger und doch offener denn je, vermischt einmal mehr Post Punk und Noise Rock mit Wonne. Exemplarisch dafür steht „Senor Siniestro“, dessen Ruhe vor dem Sturm in den Strophen von ominösem Begleitlärm durchzogen ist, bevor es mit durchschlagendem Druck durch den schwerfälligen und doch mitreißenden Hauptteil geht. In „18 Wheeler“ ist der Wahnsinn greifbar und wird von urplötzlich aufbrandenden, alles vernichtenden Druckwellen durchzogen. Diese noisigen Eruptionen beherrschen die Briten mittlerweile blendend. Selbst im kurzen, effektiven „Space/Smile“ tauchen sie auf und zerreißen den grantigen Post-Punk-Track in der Luft.

Für frische Ideen ist ebenso Platz, siehe und höre „Britney“. Bereits die opulente Spielzeit von weit über sieben Minuten macht deutlich, dass hier andere Seiten aufgezogen werden. Post-Rock-Einflüsse schlagen die Brücke zwischen Mogwai und Raketkanon, während das große Finale komplett am Rad dreht. Hingegen erinnert das offensiv rhythmuslastige „God On A Speed Dial“ mit seinen Effekten sogar an spätere Cover-Versionen von Rage Against The Machine. Statt „Renegades Of Funk“ driften DITZ jedoch vermehrt in Richtung Wahnsinn ab. Dort lauert bereits „Taxi Man“, dessen Aufbrausen am laufenden Band sämtliche Sinne torpediert.

Grantiger und experimenteller zu gleichen Teilen, so oder so ähnlich lässt sich die neue Platte von DITZ zusammenfassen. Natürlich nimmt man keine Gefangenen, natürlich gibt es keine falschen Nettigkeiten. Die Noise-Anteile werden weiter nach oben geschraubt, der Post Punk schmerzte schon lange nicht mehr so sehr, zugleich setzt es zarte Öffnung auf Raten mit frischen Ideen. „Never Exhale“ hat sich dieser Atemlosigkeit verschrieben, wirkt gerne mal tanzbar und beißt zugleich mit wachsender Begeisterung zu. Von langen Konzertreisen und dem Feinschliff auf der Bühne gestärkt, sind DITZ drauf und dran, sich als Überzeugungstäter latenten Wahnsinns zu etablieren.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 24.01.2025
Erhältlich über: DITZ (Rough Trade)

Website: ditzband.com
Facebook: www.facebook.com/ditzband