The Cure – Songs Of A Lost World

The Cure
(c) Universal Music

Und dann passierte es doch, obwohl man nicht mehr so recht daran glauben mochte. 16 Jahre nach dem bestenfalls okayen „4:13 Dream“ legen The Cure doch noch ein neues Album hin. Ein langer, schwerfälliger Anlauf war vorangegangen, zwischendurch waren Unmegen Songs verworfen worden, ausgewählte Tracks hatte man bereits mehrere Jahre lang live gespielt. Trauer und Vergänglichkeit prägen das neue Material, unter anderem vom Tod von Robert Smiths Eltern und Bruder beeinflusst. Und doch klingt der 65jährige auf „Songs Of A Lost World“, als sei er in einen Jungbrunnen gefallen.

Bereits in der allerersten Zeile des eröffnenden „Alone“ schwingt Endlichkeit mit. Bis dahin vergehen jedoch gut 200 Sekunden, denn The Cure verlieren sich nicht zum letzten Mal in ihren elegischen und doch bestimmten Klanglandschaften, luftig und schwebend, zugleich von dichten Texturen durchzogen. Smith klingt wie vor 40 Jahren, was für sich bereits eine kleine Sensation ist. In „A Fragile Thing“, eine der poppigeren Nummern, triumphiert er ebenso. Hier ragt zudem der knorrige und zugleich sehr energische Basslauf hervor, an dem es kein Vorbei gibt. Wie auch am herbstlichen Donner von „I Can Never Say Goodbye“, das etatmäßige Wave-Klänge nebst eine singende, entstellte Gitarre stellt und den Trauerzug auf den eingängigen Höhepunkt treibt.

Letztlich hat dieses 14. Studioalbum unheimlich viele Facetten. So rockig und kantig wie in „Warsong“ hat man die Briten schon lange nicht gehört. Bleierne Schwere und dröhnende Gitarrenklänge stehen dem verspielten Keyboard gegenüber, während Smith angenehm deutlich wird. Der kleine Bruder im Anschluss, „Drone:Nodrone“, geht wild und abgedreht aus sich heraus und findet sich in schroffen Schleifen wieder. Hingegen holt „All I Ever Am“ wavige 80s-Pop-Klänge zurück, wie sie ebenfalls nur The Cure beherrschen, voller butterweicher Bestimmtheit und zuckersüßer Entschlossenheit, die „And Nothing Is Forever“ in semi-balladeske Gefilde verschiebt. Und dann ist da noch das ellenlange Finale, heißt natürlich „Endsong“, und schließt in über zehn Minuten die konzeptuelle wie klangliche Klammer zum Opener.

Klammert man sämtliche Superlative aus, bleiben … noch mehr Superlative. Fast hatte man das Studio-Comeback schon ad acta legen wollen, doch bleiben The Cure auch nach über eineinhalb Jahrzehnten Garanten für musikalische Magie. Nicht nur das, „Songs Of A Lost World“ schafft es tatsächlich, weite Teile der illustren Diskographie mitzunehmen und mit frischem Wind zu versehen, so traurig dieser in seinen Grundzügen auch sein mag. Jeder Song schlägt auf seine Weise ein, schleicht sich fast unmerklich und doch so kraftvoll an, lässt nicht los. Obendrein wollen The Cure bereits ein Schwesteralbum fertiggestellt haben, das schon bald erscheinen soll. Die Vorfreude setzt sich fort.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 01.11.2025
Erhältlich über: Lost Music / Polydor Records (Universal Music)

Website: www.thecure.com
Facebook: www.facebook.com/thecure