Shitney Beers – Amity Island

Shitney Beers
(c) Aylin Sengül

Langsam, aber sicher mutiert der neue Shitney Beers-Release in der Vorweihnachtszeit zur höchst liebgewonnenen Tradition, nun bereits das dritte Jahr in Folge. Und das geschieht aktuell in jeder Hinsicht breiter aufgestellt denn je – im erweiterten Band-Line-up, mit zahlreichen Gästen sowie neuen kreativen Ideen. Maxi Haug gibt dieser großartigen musikalischen Spielwiese nun allen erdenklichen Freiraum, kennt die richtigen Antworten und schiebt gelegentlich die passenden Fragen hinterher. Vor allem geht es auf „Amity Island“, der Insel der Freundschaft, kollaborativ und bunt zu, auch wenn das Herz ab und an nicht so recht will.

So realisiert das gemeinsam mit Brockhoff eingespielte „Done“, dass Nähe nicht immer ein ehrliches Konzept sein muss und kann, erkennt ernüchternde Distanz inmitten des Vorgespielten, geschickt als fragile und doch selbstbewusste Piano-Ballade inszeniert. Dem abschließenden „We’re Gonna Need A Bigger Boat“ entstammt der Albumtitel von Shitney Beers – ein Lied über die Friendzone, die sich zur Insel entwickelt, wo man selbst inmitten der Traurigkeit und Enttäuschung nicht komplett alleine ist. Von locker-flockiger Instrumentierung und einer sommerlichen Gitarre begleitet, entsteht ein echter Ohrwurm, der sich fast unscheinbar anschleicht und doch nicht loslässt.

Es geht aber auch anders, wie die über Durchhalteparolen siegenden, zarten Versprechen von „Intro“, kaum von den Lippen fallend und doch so wichtig. „Simp“ darf – und muss – auch einmal unangenehm werden, wenngleich der kantige Rocker ebenso im Ohr bleibt wie „N4N“, ein herrlich abgehangenes Powerhouse, das sich erst behaupten muss und eine der besten Lead-Gitarren des gesamten Albums bereithält. „Maya Hawke“ ist hingegen eine vorwitzige Liebeserklärung aus der Garage, die schon mal Punk sein darf, während „Ducks In Morocco“ auf allen Ebenen unter die Haut geht und im Gedächtnis bleibt.

Stellenweise könnte man glauben, es hier mit einer anderen Band zu tun zu haben. Ja, das sind immer noch Shitney Beers, und zwar auf wundervolle Weise. Es geht bloß musikalisch noch um einiges vielfältiger und abwechslungsreicher zu, während die feine lyrische Klinge schärfer und präziser denn je ausfällt. „Amity Island“ ist eine wunderbare, kollaborative, vielschichtige Platte geworden, voller kleiner und großer Überraschungen, bis obenhin voll mit packenden, aufwühlenden Songs und Herzblut. Auch in dieser leicht verfeinerten Ausrichtung behauptet sich das Quintett – vielleicht sogar das bislang stärkste, ausgewogenste Album.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 13.12.2024
Erhältlich über: Grand Hotel van Cleef / Zeitstrafe (Indigo)

Instagram: www.instagram.com/shitney.beers