Kombynat Robotron – West Mata
Die Reise durch Raum und Zeit, durch irdische und überirdische Sphären, geht in die nächste Runde. Nach dem exquisiten „Frohe Zukunft“ bleiben die famosen Kombynat Robotron erst einmal auf der Erde. Das Kieler Psych- und Kraut-Trio betrachtet auf seinem mittlerweile sechsten Studioalbum jedoch gänzlich andere Sphären und wagt sich auf einen Abstecher in tiefste Tiefen. „West Mata“ dreht sich um die Welt der Meere (und die Weltmeere), wirft Blicke auf und unter die Oberfläche, und gibt sich passenderweise wieder eine deutliche Spur ausufernder als zuletzt.
Exemplarisch dafür steht „Jason 2“, dem mit knapp 22 Minuten die komplette A-Seite gebührt. Kombynat Robotron nehmen die griechische Mythologie als Ausgangspunkt, um sich langsam, aber sicher zu moderner Technologie vorzuarbeiten, und tun das auf angenehm lose Weise. Häufig bleiben die Klangflächen nur Anhaltspunkte, Start- und Zielpunkte zarter Variationen. Das Geschehen öffnet sich und schließt letztlich die imaginäre Klammer, findet immer wieder zurück zum Ursprung, um gleichzeitig neue Sphären anzusteuern. Die Endlosigkeit des Meeres wird symbolisch umgesetzt.
„Vasa“ wechselt die Szenerie und widmet sich dem vor etwa 400 Jahren gesunkenen schwedischen Kriegsschiff, das bei seiner Jungfernfahrt unterging, und zieht zugleich Parallelen zur Titanic. Auch dieses Konzept setzen die Nordlichter durch dieses Mal deutlich forscheres Mäandern um, nehmen eine Umlaufbahn um das Leitmotiv der Hubris ein und kämpfen darum, wieder aufzutauchen. Schließlich überrascht „Trieste“ mit Fuzz und angedeuteter Heavyness, widmet sich den absoluten Tiefen des Meeres und illustriert den zunehmenden Druck durch sich fortlaufend intensivierende Lautstärke – eine wahre Tour de Force.
Kombynat Robotron lassen sich einfach treiben, selbst wenn sie forsch eintauchen und selten erst spät bis gar nicht wieder auftauchen. Die maritime Dimension von „West Mata“ bietet sich für den sanften bis drastischen Fluss dieser drei Songs an, die sich mit wachsender Begeisterung um die eigene Achse drehen und daraus erstaunliche Kraft beziehen. Wechselnde Variationen, sorgsam gezogene Schleifen, kleine Überraschungen und betonte Ausdrucksstärke unterstreichen einmal mehr das Besondere am magischen, hypnotisierenden und angenehm aufwühlenden Sound von Kombynat Robotron. Einmal mehr zeigen sich die Herren aus Kiel in bestechender Form.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 06.12.2024
Erhältlich über: Clostridium Records / Cardinal Fuzz Records / Little Fuzz Records
Website: www.kombynatrobotron.de
Facebook: www.facebook.com/KombynatRobotron