Hot Water Music / Quicksand – Split
Dieser Release war quasi ein Vierteljahrhundert in the making: 1999 konnten Hot Water Music mit Walter Schreifels der kürzlich aufgelösten Quicksand eines ihrer Idole als Produzent für das Album „No Division“ gewinnen. Daraus entwickelte sich schnell eine Freundschaft, die nun auch auf Platte wandert. Zu dieser gemeinsamen Split-Platte steuert jede Band zwei Songs bei – einen eigenen Track sowie ein Cover der jeweils anderen Formation. Und das natürlich gewohnt forsch, energisch und zugleich geradezu unverschämt hymnisch.
Hot Water Music nehmen sich zunächst „Fazer“ vom legendären Quicksand-Album „Slip“ vor. Natürlich geschieht das im vertrauten, kraftvollen und doch herrlich rauen Sound, der sich vom Original inspirieren ließ und doch den eigenen Stempel aufdrückt – stoisch und angriffslustig, voller punkiger Hardcore-Energie. Hingegen geht der neue Track „Undertow“ in eine etwas eingängigere Richtung, was natürlich ebenso im Verhältnis zu sehen ist. Diese klassische Abrissbirne blüht im Refrain so richtig auf, entlädt sich in mehreren Wellen und lässt zugleich die mehr als vertrauten kleinen Ecken und Kanten erkennen.
Quicksand covern ausgerechnet einen Song von „No Division“: Ein herrlich unaufgeregtes und doch bissig intoniertes „Free Radio Gainesville“ schleicht sich erst an, nur um sich mit wachsender Begeisterung zu entladen und etwas um sich zu schlagen. Das Ergebnis ist unbequem und doch bis obenhin voll mit Hooks. Davon hat auch das neue „Supercollider“ mehr als genug zu bieten, wobei der ruhige, nachdenkliche Hauptteil nicht mehr aus dem Ohr geht. Quicksand zerlegen das imaginäre Kartenhaus mit Wonne, während sie in den Strophen eskalieren, am Anschlag operieren – einfach, aber verdammt effektiv.
So oder so ähnlich lässt sich auch diese Split zusammenfassen, die im Prinzip alles, was diese beiden Bands ausmacht, auf unter zwölf Minuten kondensiert. Tatsächlich macht jeder der Songs Laune, ob komplett neuer Stoff oder nicht minder kurzweiliges Cover. Sowohl Hot Water Music als auch Quicksand zeigen sich bestens aufgelegt, in bestechender Form, und zerlegen alles, was nicht bei Drei in Deckung ist. Dass ganz nebenbei noch feine Hooks durchschimmern, setzt der Platte die Krone auf. Hätte es (deutlich) mehr Musik sein dürfen? Selbstverständlich, doch kann hier jeder einzelne Track von der ersten bis zur letzten Sekunde vollends überzeugen. Und mehr braucht es wirklich nicht.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 29.10.2024
Erhältlich über: Equal Vision Records
Hot Water Music: www.hotwatermusic.com
Quicksand: quicksandnyc.com