Heart To Gold – Free Help

Heart To Gold
(c) Memory Music

Vor einiger Zeit waren Heart To Gold in der Mitte von Nirgendwo gestrandet, am Straßenrand in Georgia, und nichts ging mehr. Als es für das Trio aus Minnesota weder nach vorne noch zurück ging, war man auf fremde Hilfe angewiesen. In dieser schwierigen, belastenden Ausnahmesituation wurde schließlich der Grundstein für das neue, nunmehr dritte Studioalbum gelegt. Aufgenommen in Will Yips Studio 4, beschwört „Free Help“ nicht nur das Gemeinsame, sondern erweitert den eigenen Sound zugleich konsequent. Punk Rock, Alternative, Post-Hardcore und 90s-Klänge finden zusammen.

Bereits das eröffnende „Surrounded“ macht angenehm deutlich, dass sich hier einiges getan hat. Heart To Gold lassen ihrem generalüberholten Sound deutlich mehr Freiraum, kümmern sich gerne mal um intensive Atmosphäre und strecken sich ganz locker in sämtliche Himmelsrichtungen. Die feinen Ecken und Kanten mit Punk-Esprit treffen auf forsche Harmonien, später von „Can’t Feel Me“ weiter vertieft. Ein Hauch von Schwermut liegt in der Luft, ringt erfolglos um Fassung und schreitet letztlich doch mit einer Energieleistung voran. Der mächtige Rausschmeißer „F#“ schielt nicht zum einzigen Mal etwas in Richtung Emo und vereint Gefühlsschwere mit intensiven Hooks.

Die forschen, angriffslustigen Heart To Gold gibt es natürlich weiterhin, siehe und höre das packende „Get It Back“. In aller Kürze peitscht sich das Trio durch Punk mit Post-Hardcore-Untertönen, knackig und herzhaft. Das kann „TNT“ ebenso, wenngleich etwas gemächlicher. Ein kleiner Klangwall reißt im besten Sinne alles nieder, von „Blow Up The Spot“ weiter in sämtliche Einzelteile zerlegt und in „Mostly“ mit der nächsten hymnischen, (pop-)punkigen Hook versehen. Im ellenlangen „Belonging“ spielt das Trio seine ganze Klasse aus, experimentiert mit Laut-Leise-Dynamik und getragenen Klängen. Aufreizende Schwere und ein noisiges Schlussdrittel runden das Geschehen stark ab.

Wiewohl sich die musikalische Entwicklung des US-Trios abzeichnete, kann „Free Help“ dennoch mit seiner erfrischenden Kompromisslosigkeit angenehm überraschen. Deutlich mehr Rock schärft das Profil von Heart To Gold, ohne dabei vertraute Qualitäten einzubüßen, ohne Punk und Post-Hardcore gänzlich in den Hintergrund zu rücken. Und doch sind es die melodischen, gerne mal ausufernden und emotional gestalteten Songs, die zu unterhalten wissen und sich zugleich verdammt gut in den Sound der Herren aus Minnesota einfügen. Mit ihrem dritten Album erreichen Heart To Gold ein neues Level und setzen ihren unvermeidlichen, verdienten Aufstieg souverän fort.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 15.11.2024
Erhältlich über: Memory Music (Cargo Records)

Website: www.hearttogold.com
Facebook: www.facebook.com/hearttogold