Would – Get Away

Would
(c) Thomas Duffe

Matthias Schwettmann hat aktuell einen Lauf. Wenn er nicht gerade als Teil des Trios Palila exquisite Songs (ein-)spielt, widmet er sich seinem Solo-Schauplatz Would, und das bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Neun Monate nach dem ersten Album „Be Okay Not To Be Okay“ gibt es Nachschub, wenngleich das Material etwas älter ist. Dass Schwettmann die Tracks im Herbst/Winter 2023 einspielte, ist angesichts der durchaus melancholischen Grundstimmung keinesfalls zu überhören. Trotz verschiedener Einflüsse achtete er darauf, dass „Get Away“ wie aus einem Guss klingt. Dieses Setzen auf einen roten Faden macht sich hörbar bezahlt.

Zwei Songs sollen auch in anderem Sound auf dem kommenden Palila-Album „Children Will Be Furious“ landen: Der leichtfüße Rausschmeißer „The Beginning“, aktuell ein kurzes, aber bündiges Kleinod auf der Ukulele, kann dahingehend durchaus überraschend, fällt auch für Would aus dem Rahmen. Vorhersehbarer – maximal ein Hilfsbegriff in diesem Umfeld – gestaltet sich „Mysterious Ordinary Man“, das im legeren Midtempo-Bereich fließt und von feinen Harmonien sowie der neuen Nachdenklichkeit profitiert. Eine andere Überraschung ist „Get Away“, der an Neil Young angelehnte Titelsong, der durchaus forsch und knackig nach vorne geht, ohne dafür die Schönheit des Moments zu opfern.

Gleich mehrmals durften Wilco Pate stehen, beispielsweise im herrlich fließenden „The Barn“. Wie vertonte naive Malerei, von feinsten Americana-Untertönen begleitet, wächst dieser Song in aller Gemächlichkeit. Die drückende Gitarre von „Unboxing“ bemüht sich wiederholt darum, den Tiefen des Arrangements zu entsteigen und sich mit Nachdruck zu etablieren. Während sich die Nummer wieder und wieder zuspitzt, läuft Schwettmann zu Höchstform auf. Das gilt auch für den butterweichen Opener „Low“, der auf bittersüßen Schwingen zu neuen Ufern trägt und dabei um eine Art unauffindbare Fassung ringt.

Selbst bei allerlei neuen und ausformulierten Klangfarben bleibt laut und deutlich, dass es sich hierbei um ein Schwettmann’sches Werk handelt. Would entwickeln sich mehr und mehr zur exzellenten Adresse für feinsinnige und doch bestimmte Klänge, zwischen emotionalem Tiefgang und freiem Aufspielen operierend. Die insgesamt nachdenklichere Ausrichtung von „Get Away“ steht ihm gut zu Gesicht, erschließt den einen oder anderen Weg, ohne sich dabei in der Beliebigkeit zu verlieren. Nun hat sich also auch Would als prima musikalische Spielwiese etabliert. Und das neue Palila-Album im Frühjahr sorgt jetzt schon für Vorfreude.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 15.11.2024
Erhältlich über: DevilDuck Records (Indigo)

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