Shybits – What’s That?

Shybits
(c) Thania Rodriguez

Binnen kürzester Zeit erspielten sich Shybits ihren Fixplatz in der Berliner Indie-Szene und schicken sich seither an, dieser zu entwachsen. Dem international besetzten Trio gelang mit dem Einstand „Body Lotion“ Anfang 2022 sogleich ein sympathischer Volltreffer, mit kleinen Indie-Perlen und launigem Post Punk versehen. Mit ihrem Nachfolger gehen es Liam, Piero und Megan introspektiver an, widmen sich autobiographischen Erzählungen, Selbstreflexion und einem Fokus auf mehr Emotion. Und doch hat „What’s That?“, so der Titel des bekömmlichen Zweitlings, rein gar nichts an Sympathie und Hit-Verdächtigkeit eingebüßt.

Trotzdem mischen sich ab und an überraschende Töne dazu, wie im erstaunlich unterkühlten „Haze“, das Indie Pop mit Cold Wave kreuzt und frische Nuancen bemüht – immer noch durchaus nett, wenngleich der doppelte Boden bröckelt. Dass dabei dennoch ein echter Ohrwurm rauskommt, spricht absolut für das Trio. Hingegen regiert im eröffnenden „Summer Tide“ weitestgehend schöne Leichtigkeit. Man klammert sich an die magischen Momente des Sommers, auch wenn diese noch so schnell vorbeirauschen. Ein kantiges und zugleich luftiges Stück Gitarrenpop dient als starke Draufgabe.

Am anderen Ende des Albums gibt sich „Liam’s Song“ bunt, aber ebenso nachdenklich. Zwischen vorwitzigem Keyword-Einsatz und melancholisch untermalten Gitarren entsteht ein interessanter Spagat, der sich im Abgang noch einmal häutet. Hingegen setzt „I Will“ verstärkt auf Post Punk, geht entschlossen und konzentriert nach vorne, während die Hooks mindestens so gut und so exakt sitzen. „Am I Asleep?“ bleibt eine rhetorische Frage – oder doch nicht? In unwegigen Zwischenwelten suchen Shybits nach einer nicht näher benannten Erleuchtung der Fast-Dunkelheit. Und dann ist da noch „Stupid Kiss“, das mit Power-Pop anbandelt, flott nach vorne geht und liebliche Hektik verbreitet.

Wer den Einstand von Shybits mochte, sollte „What’s That?“ lieben. Konsequent und zurückgelehnt taucht das Trio tiefer und tiefer in den ureigenen musikalischen Mikrokosmos ein, entlockt diesem neue Facetten und bricht dabei keinesfalls vertraute Zelte ab. Der Fokus liegt weiterhin auf Indie, auf Post Punk, auf Gitarrenpop, lässt jedoch neue Ideen, spannende Details sowie kleinere, fokussierte Experimente zu. All das ergibt zusammen ein kurzes, aber eindringliches zweites Album, mit dem sich Shybits auf starkem Niveau konsolidieren. Aus dem Ohr gehen diese zehn Tracks so und so nicht so schnell.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.11.2024
Erhältlich über: Anomic Records

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