SAFI – Groteske

SAFI
(c) Rookie Records

Ja, es dauert. Ja, man muss warten. Ja, es lohnt sich. Tatsächlich hat „Janus“ bereits mehr als neun Jahre auf dem Buckel, hallt als wahnwitziges und zugleich unfassbar eingängiges Noise-, Art- und Industrial-Statement aber immer noch nach. Wie nur wenige andere Künstlerinnen macht SAFI ihre außerordentliche Stimme zum Instrument, begleitet von komplexen und doch so spannenden Klängen. Dieses Mal saß mit Moses Schneider ein Mann für das feine Grobe hinter den Reglern, der das neue Material live einspielen ließ und somit die unvergleichliche SAFI-Energie perfekt einfangen konnte. Als sympathische Bonus holt sich „Groteske“ zudem einiges an Prominenz unterstützend hinzu.

Dennis Lyxzén von Refused ist natürlich eine faustdicke Überraschung, musikalisch aber eigentlich auch nicht. Dass ausgerechnet „Was es ist“ zu den ruhigsten Nummern der gesammten Platte zählt, passt wieder ins Bild – wider den Erwartungen, dafür mit einem beklemmenden Duett, das kalte Schauer über den Rücken laufen lässt. Direkt danach wird Cäthe im dramatischen, schroffen „Glück“ vorstellig – ein komplett abgedrehter Höllenritt mit endlosen Schleifen, wütenden Drums und purem Wahnsinn. Davon hat auch „Ewig diese Welt“ mehr als genug zu bieten, lebt vor allem von seiner ominösen Stimmung. Es knistert, raschelt und brodelt an allen Ecken und Enden.

Diese Unruhe kennt auch „Adrenalin“, der gemeinsame Track mit Rummelsnuff. ‚Hast du etwa Angst?‘ – diese wiederholte Frage bereitet tatsächlich Unwohlsein, begleitet von industriellem Kargland und einer herrlich leidenschaftlichen Protagonistin, die ihre Stimmbänder jubilieren lässt. Einige Türen weiter sucht der Titelsong „Groteske“ nach Momentum, gibt sich drückend und unruhig, lebt aber ebenso für die Zurückhaltung. Diesen Widerspruch beherrscht auch „Fieber“, dessen Piano die Unruhe zerschneidet. „Durch dich durch“ mit Sebastian Madsen wird zum angepunkten Höllenritt, zur derben Abfahrt, von derben Noise-Rock-Riffs torpediert. Das süße Gift von „Gloria“ droht immer wieder zu stolpern und fängt sich in verstörender Dissonanz.

Wo SAFI aufschlägt, wächst kein Gras mehr, doch fühlte sich emotionales, desolates Kargland selten so angenehm, so tröstend an wie hier. „Groteske“ auch nur annähernd zusammenzufassen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Selbst der durchaus passende Albumtitel kann nicht annähernd alles unter einen Hut bringen. Letztlich serviert diese Platte mehr von allem, beleuchtet neue Extreme, wirkt intimer und eindringlicher zugleich, bringt starke Gäste mit und erreicht zudem gesanglich ein neues Level. Wenig überraschend lohnte sich das lange Warten doppelt und dreifach, denn SAFI verstört und begeistert einmal mehr auf ganzer Linie.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.11.2024
Erhältlich über: Rookie Records (Indigo)

Website: safimusic.com
Facebook: www.facebook.com/Safi.rauscht