Ramkot – Rosa

Ramkot
(c) Taike De Wilde

Mit einer Platte wie eine Serie unnachgiebiger Nackenschläge debütierten Ramkot Anfang 2023. Das Trio aus dem belgischen Gent rannte mit dem kurzen, knackigen und angenehm durchgeknallten „In Between Borderlines“ offene Türen ein. Im Anschluss wurden an die 100 Shows gespielt, man durfte sogar Metallica supporten und schrieb nebenbei neue Musik. Dafür brauchte es jedoch einen kleinen Tapetenwechsel – Joshua Tree, um genau zu sein. Alain Johannes (Queens Of The Stone Age, Arctic Monkeys, Millionaire) nahm das Heft in die Hand, zudem konnte man dieses Mal in Ruhe und am Stück an neuer Musik arbeiten. „Rosa“ klingt gleichzeitig vertraut und anders, denkt den wüsten Rock-Ansatz auf allerlei Ebenen weiter.

Das eröffnende „Nowhere To Go“ bringt Alt und Neu zusammen, geht von Anfang an geschickt in die Vollen und lässt zugleich einen spannenden doppelten Boden erkennen. Bärbeißige Gitarren und nicht minder abgedrehte Vocals drehen am Stand durch, das Schweinerock-Riffing macht Laune, doch schleichen sich mehr und mehr Experimente ein, gerade dezent elektronischer Art. „Blame It On Yourself“ geht es dann erst einmal kurz und direkt an, weckt gewisse Erinnerungen an diverse Desert- und Garagen-Bands, ist aber viel zu schnell vorbei. Das wüste, überdrehte „I Think I’ve Gone Slowly Insane“ wird hingegen seinem Namen gerecht. Komplette Entschleunigung trifft auf wüstes Stampfen und spitze Schreie.

Hingegen bringt „Hollow“ spannenden frischen Wind ein, nimmt das Tempo heraus und hangelt sich erst einmal eine Minute lang unauffällig in den Song. Dann regiert Understatement, von einem warmen Basslauf und bleierner Leichtigkeit begleitet. Das darf durchaus als Zugeständnis an den besonderen Aufnahmeort verstanden werden, wenngleich Ramkot keinesfalls plötzlich zur Stoner-Band geworden sind. Bärenstark fällt außerdem der Siebenminüter „Too Late“ aus, der nicht nur diese meditative wie ominöse Ruhe für sich gepachtet hat, sondern immer wieder beherzt, roh und verdammt laut zulangt. In diesem Wechselbad der Gefühle entsteht Großes.

Sie klingen wüst, ohne eine Wüstenrock-Band zu sein: Ramkot versuchen verdammt viel und machen so ziemlich alles richtig. Der komplette Wahnsinn, die vertonte Manie des Erstlings ist immer noch vorhanden, stets der zerstörerischen Explosion nahe. Und doch punkten gerade die ruhigeren, etwas zarteren Momente, in denen sich „Rosa“ tragen lässt. Ein deutlich längeres, dynamischeres Album ist das Ergebnis, das vor allem das hervorragende Songwriting der Belgier ins verdiente Rampenlicht rückt. Nie weiß man so genau, was sich hinter der nächsten Tür versteckt, doch macht jede Idee – die angepunkte Abrissbirne, der rifflastige Schweinerocker, der schwerfällige Stomper und der gefühlvolle Desert-Cut – absolut Laune. Ramkot bestätigen die Talentprobe mit einer packenden musikalischen Evolution.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 15.11.2024
Erhältlich über: V2 Records (Bertus)

Website: ramkot.be
Facebook: www.facebook.com/Ramkot.band