Father John Misty – Mahashmashana

Father John Misty
(c) Brent Goldman

Wenn der Pater die Rock-Messe liest, hört man gar aufmerksam zu. Ein neues Album von Father John Misty ist stets ein Grund zur Freude, gerade nach dem Fake-out im Sommer. Damals erschien ein kleines Best-of-Werk mit einem brandneuen Track, der nun zur Lead-Single der inzwischen sechsten Soloplatte wird. Noch Fragen? „Mahashmashana“, ein Sanskrit-Begriff, der sich um Einäscherung und Bestattung, aber auch um Vergänglichkeit und spirituelle Transformation dreht, wird zur Überschrift für acht neue Erzählungen mitten aus dem Leben, abermals schräg und silbenreich sowie mit dem einen oder anderen Querverweis auf Nick Cave vorgetragen.

Besagter erster Vorbote befindet sich nahezu am Ende des Albums, funkelt dort aber besonders hell. Das stilvolle „I Guess Time Just Makes Fools Of Us All“, ein schillernd-jazziges Stück Songwriter-Kunst, stürzt sich in einen ellenlangen Stream of Consciousness, der eigenen mentalen Zwischenwelten immer wieder neue Facetten entlockt. Figuren kommen und gehen, selbst für göttliche Einmischung bleibt etwas Platz. Ähnlich groß ist „Josh Tillman And The Accidental Doses“, das musikalisch einen Hauch Death In Vegas mitbringt, von pointierten Streichern durchzogen wird und den Protagonisten in ungewollte, dennoch aufregende Zwischenwelten hinabgleiten lässt.

Der ellenlange eröffnende Titelsong überspringt sogar die Neun-Minuten-Marke und würde in anderen Händen wohl zu kitschigem Bombast mutieren. Father John Misty versteht jedoch die Magie des Mittelweges und lässt das Arrangement anschwellen. Spirituelle, dramaturgisch intensive Abhandlungen über Sein, Schein und Nicht-S(ch)ein finden im bewusst lauten „Screamland“ eine würdige Fortsetzung. Der übersteuerte Refrain mit seinem wummernden Beat ragt aggressiv hervor und schmiegt sich mittendrin an. Doch auch vergleichsweise kurze Episoden, wie das verwegen bis furios rockende „She Cleans Up“, gehen nicht mehr aus dem Kopf, abgedrehtes Saxofon inklusive.

Möglichst laut, möglichst intensiv und doch erstaunlich intim, dieser Spagat gelingt Father John Misty besser denn je. Ein fantastischer Storyteller war er immer schon, doch erreicht auch die Musik nun ein neues Level, zeitlos und fast schon poppig, dennoch angenehm kauzig bis eigenbrötlerisch. „Mahashmashana“ ist bis obenhin voll mit grandiosen Figuren, abstrusen Settings und Erzählungen, die verzaubern, wie von einem anderen Stern wirken (und es stellenweise auch sind). Das bislang vielleicht beste Album des Paters lässt nicht so schnell los und nistet sich schnell im Herzen und Oberstübchen ein.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 22.11.2024
Erhältlich über: Bella Union (Rough Trade)

Website: www.fatherjohnmisty.com
Facebook: www.facebook.com/fatherjohnmisty