Aua – Painkiller No. 1
In den letzten vier Jahren schwangen sich Aua zu neuen Kraut-Favoriten auf. Das elektronisch befeuerte Duo widmete sich auf dem explosiven, gerne mal überdrehten „I Don’t Want It Darker“ und dem vergleichsweise introspektiven „The Damaged Organ“ kleineren und größeren Experimenten mit Klangräumen. Tatsächlich handelte es sich dabei um die ersten beiden Teile einer Album-Trilogie, die nun komplettiert wird. „Painkiller No. 1“ steht für Bewegung und Energie und versucht gleichzeitig noch mehr Abwechslung in Musik und Songwriting zu holen. Das gelingt tatsächlich von der ersten bis zur letzten Minute.
Tracks wie der eröffnende Titelsong geben sich energisch und getrieben, leben von motorischen Beats und butterweichen Vocals, während verspielte, gerne mal unbequeme Synthetik rundherum nach Antworten auf ungestellte Fragen sucht. Das folgende „Allies“ mit Sally Brown von Plattenbau und Anika wird sogar noch lauter und schroffer, holt etwas Post Punk hinzu und reißt mit mächtigen Dissonanzen basslastige Wände ein. Im Vergleich dazu gibt sich „Terminal“ tiefenentspannt, poppig und zurückgelehnt. Gemeinsam mit Jobst M. Feit (Radare, Death By Gong) werden sonnige bis psychedelische Welten erkundet, was Aua gut zu Gesicht steht.
Anders stark gibt sich „Glowing One, Pt. 3“, ein pulsierendes und erstaunlich frontales Stück Musik mit allerlei kleinen Soundspielereien, feinen Details und plötzlichen Umwegen, die aus dem gefühlten Nichts mal eben alles umschmeißen. Hingegen gibt sich „Walking Mystery“ schroff und reduziert zugleich. Faux-Rave kollidiert mit butterweichen Vocals und einem bewusst heruntergebrochenen Sound, dessen verwaschene Qualitäten nicht so schnell loslassen. Hingegen zeigt sich „No One Calls“ bei aller Nachdenklichkeit erstaunlich sonnig und lässt durchaus widersprüchliche Gefühlswelten immer wieder aufeinanderprallen.
Ein weiterer stilvoller Kunstgriff lässt Aua auf gewohnt seltsamen Wellen reiten. Mehr denn je taucht das Duo in die synthetisch-elektronische Seite des Kraut-Genres ein und fühlt sich dort hörbar wohl. Zugleich wirkt „Painkiller No. 1“ wie die logische Schlussfolgerung der beiden Vorgänger. Weiche, federnde Songs treffen auf schroffe, grobe Ideen, und doch kann all das ganz locker, problemlos nebeneinander stehen. Dass dieses dritte Album obendrauf noch einen begeisternden, faszinierenden roten Faden mitbringt, rundet das starke Gesamtbild ab. Aua beschließen diese Trilogie mit wabernden, wechselhaften Stimmungsbildern und nähern sich endgültig größter Synth-Kraut-Klasse an.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 08.11.2024
Erhältlich über: Crazysane Records (Broken Silence)
Website: auaband.bandcamp.com
Facebook: www.facebook.com/auaband