Ultima Radio – Basement Session EP

Ultima Radio
(c) Ultima Radio

Es gibt gewiss einfachere Positionen zu ersetzen als den Frontmann. Genau das mussten Ultima Radio zuletzt tun, nach drei spannenden Alben, die den Mix aus Alternative, Post und Progressive Rock immer weiter verfeinerten. Ab sofort übernimmt Daniel Dorninger von Witchrider den Platz an der vordersten Front bei den Grazern – ein absoluter Glücksgriff, wie sich nun zeigt. „Basement Session EP“, der erste gemeinsame, von einem nicht minder stimmungsvollen Performance-Video begleitete Release, illustriert das von der ersten bis zur letzten Sekunde mehr als deutlich.

Dass Dorninger einen gewissen Stoner-Rock-Hintergrund hat, lässt sich nicht überhören. „Taste Of Shame“ verleiht dem treibenden Alternative-Motor leicht wüste Untertöne – ein bärenstarker Mix, der pure Wucht mit Spielfreude und mächtigem Riffing vermischt. Kleine Muskelspiele und herrlich zurückgenommene Einschübe machen Laune. Im Anschluss bemüht sich „Good For Nothing“ um pure Heavyness, langt beherzt zu und versucht gerne mal in metallische Gefilde vorzudringen. Das feiste, tosende und im besten Sinne ungestüme Auftreten bekommt Ultima Radio ebenso gut wie das gelegentlich Zurückgenommene.

Letzteres nimmt in „Dawn“ das Heft in die Hand und wendet sich Prog- sowie Art-Klängen zu. Bewusste Reduktion, zurückgelehnte Präsentation und greifbare Spannung erzeugen eine dichte und doch wunderbar locker gehaltene Grundstimmung. Auch „Fade“ verhaart über weite Strecken in zurückgenommenen Gefilden. Die Drums setzen erst spät ein und halten sich zurück, komplexe Klänge kollidieren mit Minimalismus. „Longing For“ bläst erst einmal den Staub aus den Boxen und zieht eine monumentale Riffwand hoch, die sich vorsichtig aus vermeintlicher Behäbigkeit befreit und ordentlich zulangt, bevor „Camo Sabo“ abschließend den goldenen Mittelweg findet und Experimente wagt. Dezent synthetisch beflügelte Untertöne lassen den Song erstaunlich anwachsen.

Tatsächlich gelingt es Ultima Radio, überaus vertraut zu klingen und ihrem Sound doch komplett frischen Wind zu verpassen. Die Wüste darf und muss leben, das überrascht angesichts der Personalie kaum, wirkt angenehm organisch und dient als weitere aufregende Facette. Zugleich erhält ein Meer an Riffs nun deutlich kunstvollere, progressive Songgebilde als Gegenpol, die sich aus dem imaginären Fenster lehnen und die Steirer tatsächlich noch anspruchsvoller klingen lassen. Und doch bleibt jeder Track im Grunde direkt im Ohr – ein kleines Kunststück, das „Basement Session EP“ geschickt zelebriert. Hoffentlich erst der Auftakt für das neue Line-up.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 04.10.2024
Erhältlich über: Eigenvertrieb

Website: www.ultimaradio.at
Facebook: www.facebook.com/ultimaradio