Trauma Ray – Chameleon

Trauma Ray
(c) Will McCarthy

Ein Slowdive-Konzert vor sechs Jahren inspirierte Uriel Avila und Jonathan Perez zur Gründung einer eigenen Band. Als Kernduo und Haupt-Songwriter widmen sie sich mit Trauma Ray – angelehnt an das deutsche Wort ‚Träumerei‘ – selbstverständlich ebenso Shoegaze, verpassen diesem eine ganz eigene Note zwischen verträumter Leisetreterei und der noisigen, verzerrten Wucht von gleich drei Gitarren. Nach diversen EPs und Singles ist das Quintett aus Forth Worth, Texas nun bei Dais Records gelandet, wo das packende erste Album „Chameleon“ eine passende, verdiente Heimat findet.

Im konstanten musikalischen Fluss entstehen magische Momente. Die fallen gelegentlich durchaus heavy aus, wie im Fall von „Bardo“. Wenngleich in den Strophen brodelnde, ominöse Spannung herrscht, werden rundherum sogar Erinnerungen an Deftones wach – ohne wütende Schreie, aber mit ähnlich intensiver Atmosphäre und massivsten Gitarrenwände. Das Gegenstück heißt „U.S.D.D.O.S.“, der am Albumende platzierte Siebenminüter, der geradezu meditativ dahinplätschert und die verträumt-poppige Seite des Genres betont. Dass das auch problemlos funktioniert und organisch zum Rest der Platte passt, spricht für Trauma Ray.

Und hinter dieser vermeintlichen Träumerei stecken mehrere Songperlen. Da wäre beispielsweise „Breath“, das sich mühevoll aus den Boxen schleppt, noisige Intensität bemüht und aus dem gefühlten Nichts magische Hooks aus dem Ärmel zaubert. Es ist dies einer von vielen Widersprüchen, den die US-Band gekonnt beherrscht. Die nahezu punkigen Untertöne von „Torn“ machen richtig viel Laune, springen immer wieder arschlings voran und leben trotzdem von dicken, hypnotisierenden Fuzz-Teppichen. Das gefühlt endlose „Elegy“ macht seinem Namen natürlich alle Ehre, ergeht sich in schier endlosen Schleifen, wächst mit jedem Durchlauf weiter und bemüht zugleich katastrophale bittere Süße.

Zwar kann das unfassbar hohe Niveau nicht über die komplette stattliche Spielzeit von über 48 Minuten gehalten werden, doch gibt es keinen echten Durchhänger. Nicht nur das, in ihren starken Minuten können Trauma Ray locker mit den absoluten Shoegaze-Meistern mithalten. Zudem macht „Chameleon“ seinem Namen alle Ehre, verändert sich gefühlt am laufenden Band und setzt immer wieder neue, frische Akzente. Dicke Gitarrenwucht mit nahezu metallischer Ausprägung hier, feinste poppige Süße da, etwas Elektronik und ganz viel Atmosphäre zum Drüberstreuen – mehr braucht es tatsächlich nicht zum vollkommenen Glück. Schon mit ihrem ersten Album liefern Trauma Ray ein echtes Statement ab und empfehlen sich für höhere Weihen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 25.10.2024
Erhältlich über: Dais Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/traumaray