The Virginmarys – The House Beyond The Fires
Seit ihrer Gründung 2009 im britischen Macclesfield durchlebten The Virginmarys mehrere Iterationen und Veränderungen, veröffentlichten vier Alben und mehrere Kleinformate. Inzwischen stehen sie auf eigenen Beinen und sind als Power-Duo unterwegs, am betont treibenden drückenden Sound zwischen Rock, Punk und Grüßen aus der Garage änderte sich jedoch herzlich wenig. Mit ihrem fünften Album „The House Beyond The Fire“, dem ersten seit sechs Jahren, zeigen sie sich einmal mehr kraftvoll, selbstbewusst und schrecken ebenso wenig vor politischen, sozialkritischen und persönlichen Themen zurück.
„There Ain’t No Future“ trägt alleine schon im Titel eine Fülle möglicher Interpretationen, bevor ein Wolfsgeheul in bester Led Zeppelin-Manier auf dem falschen Fuß erwischt und einen pulsierenden Rocker freisetzt. Mächtige Muskelspiele, eine dicke Hook und rohe, wütende Riffs gehen nach vorne. Unbeantwortet bleibt hingegen die Frage „Where Are You Now?“, die mit ihren anfänglich balladesken Tönen überrascht. Beinahe etatmäßig wird es plötzlich laut, drückend und verdammt heavy, bevor sich ein geradezu archetypischer Virginmarys-Track entwickelt – immer schneller und brachialer, voller Gefühl und geradezu unbändiger Energie.
Letzteres ist die Spezialität dieses Albums, das sich mit wachsender Begeisterung freispielt und ein konsequentes Statement abgibt. Da wäre beispielsweise „My Nettle“, voller Druck und Herzblut, bewusst laut aufstampfend und mit einem schiefen Lächeln versehen. Dass derart viel Druck und Intensität für gute Laune sorgen können – geschenkt. Das gilt auch für „White Knuckle Riding“, der ebenso ruhig anfangende Opener, der sich weiter und weiter steigert. Heisere Stimmbänder und mächtiger Hard Rock mit Garagen-Einschlag finden zusammen. Selbst das erst brave und vorsichtige „Urban Seagull“ hält nichts von Beschaulichkeit, wenngleich die Heavyness hier in einen etwas zurückgenommeneren Kontext gesetzt wird.
Exakt dieses Spiel mit Erwartungen und Verschieben imaginärer Goalposts geht absolut auf. Dass hier ’nur noch‘ zwei Musiker beteiligt sind, hört man „The House Beyond The Fires“ nicht wirklich an. Klar, die elf Songs wirken einen Tacken fokussierter, was aber erst einmal herzlich wenig heißt. Denn Spielfreude, ausufernde Präsentation und mächtig Energie bleiben wichtige Zutaten, selbst in diesem Kompaktformat. The Virginmarys werden mehr denn je zu Riffschleudern, fahren Rock’n’Roll-Einflüsse sukzessive zurück und halten auch weniger von Punk, ohne sich davon komplett zu verabschieden. Auf ihrem fünften Studioalbum stimmt einmal mehr verdammt viel und sollte dem Duo hoffentlich endlich seine redlich verdiente Aufmerksamkeit verschaffen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 01.11.2024
Erhältlich über: Masochismo Records (Cargo Records)
Website: www.thevirginmarys.com
Facebook: www.facebook.com/TheVirginmarys