Pom Pom Squad – Mirror Starts Moving Without Me

Pom Pom Squad
(c) Bảo Ngô

Eine kalte Hand fährt durch den Erdboden, die Cheerleaderin ist noch nicht ganz tot. Mit ihrem spannenden ersten Album „Death Of A Cheerleader“ machte Mia Berrin aka Pom Pom Squad vor drei Jahren ordentlich von sich hören. Die kurzweilige Mischung aus Punk, Pop, Grunge und etwas Rock war eine rohe und doch harmoniebedürftige Überraschung gewesen. Gleichzeitig war es für Berrin gar nicht so einfach, sich laufend mit den Meinungen anderer – positiv wie negativ – befassen zu müssen. Diese kreierten verschiedene Versionen ihrer selbst, die sogar im Kopf der Protagonistin herumzugeistern begannen. Der Zweitling „Mirror Starts Moving Without Me“ geht mit diesem bizarren Phänomen offensiv um und bemüht zugleich spannende Weiterentwicklung.

„Spinning“ untermauert diese gar gekonnt und hat was von einem Gateway zwischen den beiden Platten. Die Gitarren sind präsent, verstecken sich jedoch hinter einem dicken Beat und Soundspielereien der leicht jenseitigen Art. Dass sich aus dieser Pop-Meditation ein kantiger Track schält, passt ins Bild. Wie „Everybody’s Moving On“ das Geschehen weiter reduziert, mit frühlingshaftem Kammer-Pop spielt und sich letztlich doch in seine eigenen Melodien verliebt, ist ebenso symptomatisch für diese Platte wie das balladeske, zeitlose „Doll Song“. Etwas Spieluhr hier, graziler Anmut da – der Gruß aus dem Puppenhaus geht unter die Haut.

Ecken und Kanten gibt es natürlich weiterhin, nicht nur in den Lyrics. Die großartige Single „Street Fighter“ geht ordentlich nach vorne, spuckt eine herrlich entstellte Gitarrenwand im Chorus aus und fühlt sich dort mindestens so wohl wie in „Messaged“. Der Pop/Rock-Track mit Indie- und Alternative-Einschlag macht richtig Laune, langt im richtigen Moment beherzt zu und punktet zugleicht mit einer fieberhaften Hook. „Downhill“ verkehrt das in einen geradlinigen Disco-Track mit noisiger Riffwand und tanzt drauf. Die stoische, schroffe Präsentation macht Laune. Noch mehr Pop gefällig? „Running From Myself“ grüßt die Alternative-Fraktion mit überschäumender Finsterfreude.

Diese kleine, mit absoluter Sicherheit feine Weiterentwicklung bekommt Berrin richtig gut. Ihr zweites Album beißt sich abermals fest, tut das jedoch auf zugänglichere Weise. „Mirror Starts Moving Without Me“ zeugt aber nicht nur von einer sich verändernden Persona, sondern auch von einem Sound, der seine Umgebung zu reflektieren versucht. Die Perspektive wandelt sich mit einfachstem Fingerschnippen, aus der Elektronik schießen die Gitarren, die Disco macht Platz für verträumten Pop. Letztlich fällt das Ergebnis angenehm selbstbewusst aus, traut sich deutlich mehr und vergisst keinesfalls auf die starken Songs. Natürlich hätte es etwas mehr Musik sein dürften, doch klangen 28 Minuten selten so gut wie in diesem Fall.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 25.10.2024
Erhältlich über: City Slang (Rough Trade)

Website: www.pompomsquadband.com
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