Market – Well I Asked You A Question

Songwriter, Produzent und Multi-Instrumentalist Nate Mendelsohn hält von Stillstand herzlich wenig. Zuletzt arbeitete er unter anderem für und mit Sam Evian, Vagabon und JW Francis, hat aber ebenso einen eigenen Solo-Schauplatz mit Band am Start. Als Market realisiert er verschiedenste Ideen, meist irgendwo zwischen Folk, Dream-Pop und etwas Singer/Songwriter angesiedelt. Für den Nachfolger von „The Constant Brutal Bullshit Gong“ wurden einfach bisher eingesetzte Klänge betont erweitert und in neue Richtungen gedrängt, ohne auch nur annähernd mit dem eigenen Schaffen zu brechen. Entsprechend groß und doch intim zeigt sich „Well I Asked You A Question“.

Schnell etabliert sich „Around“ als Herzstück, nicht nur aufgrund der opulenten Spielzeit von sechs Minuten. Hier toben sich Mendelsohn und Band im Stillen aus. Mehrere Minuten bestehen aus Gesang, Effekten und einer akustischen Gitarre. Psychedelisch entfremdete Singer/Songwriter-Klänge nehmen erst spät leicht experimentelle Fahrt auf, setzen auf kleinere Schleifen und Soundteppiche der zarten, aber herzlichen Art. In „Water Spilling Test“ bleibt dieses Umschalten aus. Betonter Minimalismus und bewusst gesetzte Zäsuren mit langen Atempausen nehmen stattdessen das sprichwörtliche Heft fest in die Hand und gehen ihren ureigenen Weg.

Dort wartet bereits „Reason To Shout“, das mit der Zeit sachte wächst, sogar den einen oder anderen etwas lauteren, fordernden Moment zulässt. Davon hat auch „Sertraline“ mehr als genug – ein recht kurzer und doch so prägnanter Song, der wie eine vorwitzige Zeitreise wirkt, verträumt und voller Energie. Das sympathische „Apple“ setzt ebenso auf die Vorzüge der Band und koppelt Melancholie mit bewusst größer gehaltener Instrumentierung als Folk-Antithese. Das brennt sich aber ebenso im Hinterstübchen ein wie das flotte, vorwitzige „Rachel Getting Married“, das sogar vergnügt blubbert und quietscht – ein weiteres kleines, aber feines Highlight.

Es sind diese feinen Momente zwischen Lebenslust, Unvorhersehbarkeit und erdrückender Schwere, die den neuesten Market-Streich auszeichnen. Tatsächlich traut sich Mendelsohn deutlich mehr und erweitert das Klangkorsett beherzt, ohne sich in Belanglosigkeiten zu verlieren. Dieses Kunststück macht „Well I Asked You A Question“ zum sympathischen Kleinod voller Überraschungen und intimer Momente, die unter die Haut und an die Substanz gehen. Mit diesem Fokus auf das Wesentliche des Songs sowie Möglichkeiten, all das ins Gegenteil zu verkehren, gelingt Market eine Punktlandung der eindringlichen und doch flüchtigen Art – wunderschön und pointiert im richtigen Moment.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 01.11.2024
Erhältlich über: Western Vinyl (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/markettheband