Kelly Finnigan – A Lover Was Born
Kelly Finnigan hält sich liebend gerne im Studio auf, auch wenn man das seinem Solo-Output nicht unbedingt ansieht. Klammert man eine Weihnachtsplatte und ein Mixtape aus, so hat das erste und (bis jetzt) einzige reguläre Album „The Tales People Tell“ auch schon wieder fünfeinhalb Jahre auf dem Buckel. In der Zwischenzeit gab es aber zwei Platten mit seiner Band Monophonics, zudem produzierte er unter anderem für The Ironsides, Alanna Royale und Mike James Kirkland. Finnigan wollte erst wieder im Alleingang von sich reden machen, wenn er genug zu sagen hatte. Offenkundig ist die Zeit nun reif und so widmet sich „A Lover Was Born“ unter anderem seiner Liebe für den Mittleren Westen.
Das leidenschaftliche, fieberhafte und zugleich bezaubernde „Prove My Love“ bringt den nunmehr vertrauten Mix aus RnB und Soul auf den Punkt, von grandiosen Backings und einer Hammond-Orgel begleitet, die in diesem Metier nicht fehlen darf – drei Minuten voller Charme und Herzblut. Davon hat auch „Love (Your Pain Goes Deep)“ mehr als genug zu bieten. Die mächtigen Drums, die feine Prise Funk obendrauf, dazu eine gewisse Rastlosigkeit inmitten eigentlich ruhiger und verspielter Momente – das macht Laune, speziell wenn die Blechbläser behutsam versuchen, sich in den Vordergrund zu spielen.
Die Aufforderung „Walk Away From Me“ lebt von ihrem Piano, das mit bewussten Leerstellen durch zarte und doch bestimmte Strophen führt, nur um in weiterer Folge von nahezu kämpferischen Tönen und einer bestens aufgelegten Gitarre abgelöst zu werden. Ein stilistisches Wechselbad voller Gefühle zieht sich ebenso durch „Be Your Own Shelter“, das sich klassischem RnB annähert, frühlingshaft verschmitzt rüberkommt und mal eben etwas bei Isaac Hayes andockt. Die Forderung „Get A Hold Of Yourself“ geht schließlich komplett aus sich heraus, rockig und wild, treibend und pointiert – ein sympathischer Ausreißer im Uptempo-Feld, zu dem man sich mindestens so gut bewegen kann wie zum intimen, klagenden „Count Me Out“, bloß ganz anders.
Mit absoluter Sicherheit hat sich das Warten gelohnt, denn Finnigan ist in den letzten Jahren ein noch besserer Sänger, Musiker, Produzent und Arrangeur geworden. Jeder einzelne Song auf „A Lover Was Born“ verfügt über mächtig Tiefgang, über viel Herz und – nun ja – Seele. Die Leidenschaft und die Liebe zum Detail der abwechslungsreichen, vielschichtigen Arrangements reichen bis zu den RnB-Wurzeln, spielen mit Motown-Charme und lassen selbstverständlich moderne Ideen ebenso wenig außer Acht. Die Liebeserklärung an die alte, neue Heimat rundet das Ding gekonnt ab. Finnigan ließ sich einmal mehr bitten, doch ist das grandiose Ergebnis über jeden Zweifel erhaben.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 18.10.2024
Erhältlich über: Colemine Records (Cargo Records)
Website: www.kellyfinniganmusic.com
Instagram: www.instagram.com/kellyfinniganmusic