Jeremie Albino – Our Time In The Sun
Seit seinen Anfängen als Straßenmusiker in Toronto liebt es Jeremie Albino, für andere Leute zu performen. Obwohl er in den Vergangenheit bereits drei Alben veröffentlichte, liegt ihm ein ganz anderer Aspekt weniger: Songwriting. Das dürfte sich nun ändern, denn Produzent Dan Auerbach (The Black Keys), bei dessen Plattenfirma Albino unter Vertrag steht, holte eine Fülle prominenter Schreiber und Autoren hinzu. Das macht sich bezahlt, denn neben tollen Tracks zeigt „Our Time In The Sun“ einen Protagonisten in Bestform, der geradezu befreit aufsingt.
An der inzwischen bewährten Mischung aus Soul und RnB, Country und Rock’n’Roll hat sich wenig geändert – gerade dann doppelt und dreifach schön, wenn alles zusammenkommt. Genau das geschieht in „Dinner Bell“, dessen singende Gitarre und Americana-Flair perfekt mit den Wurzeln des Rhythm & Blues kollidieren. Über allem thront aber Albinos exzellente Stimme, der man sich kaum entziehen kann. „I Don’t Mind Waiting“ heißt es an anderer Stelle, und darauf hat man tatsächlich gerne gewartet. Der Schmelz in der Stimme, der unterschwellige Southern Soul, die federndende und doch bestimmte Präsentation – es kann manchmal so einfach sein.
Das Wohlgefühl des Titeltracks „Our Time In The Sun“ trügt ein wenig, denn am doppelten Boden der Tatsachen liegt die Nachdenklichkeit, die das Herz übergehen lässt. „Hold Me Tight“, bittet Albino später, spaziert gemächlich durch die Country- und RnB-Szenerie, während „Struggle With The Bottle“ zum großen, rockigen Redemption-Song wird, voller Leidenschaft und frommer Vorsätze. Der Kampf zurück fühlt sich bei „Rolling Down The 405“ richtig gut an, zeugt von zurückgelehnter Lässigkeit und etwas Schmäh. Wenn „Baby Ain’t It Cold Outside“ schließlich den Frost ablegt und es sich so richtig gemütlich macht, ist alles eitel.
Mit ordentlich Rückenwind ausgestattet, geht Jeremie Albino befreit zu Werk und macht seinen neuesten Streich zum Siegeszug. Tatsächlich stimmt die Summe der einzelnen Teile von der ersten bis zur letzten Minute – großartiges Songwriting, butterweiche und doch fordernde Instrumentierung, starker Sound und, natürlich, ein fantastischer Sänger finden zusammen. „Our Time In The Sun“ kann das volle Potential Albinos endlich auch auf Albumlänge realisieren und das erhoffte, geradezu ersehnte neue Level erklimmen. Es war verdammt noch mal an der Zeit.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 01.11.2024
Erhältlich über: Easy Eye Sound / Concord Records (Universal Music)
Website: jeremiealbino.com
Facebook: www.facebook.com/jeremiealbino