Japandroids – Fate & Alcohol
Was für ’ne Scheißnachricht: Japandroids lösen sich auf. Das kanadische Duo Brian King und David Prowse, alte Uni-Freunde, spielten unzählige Gigs, betourten die ganze Welt und veröffentlichten drei starke Alben, auf denen sie sich musikalisch laufend weiterentwickeln. Das letzte davon ist aber auch schon wieder sieben Jahre her. Einfach so Abschied nehmen, das geht natürlich nicht, und so setzt es noch ein finales Statement aus dem Studio. „Fate & Alcohol“ bricht ganz bewusst mit Erwartungen, reißt letzte Grenzen ein und definiert noch einmal neu, was einen Japandroids-Song eigentlich ausmacht.
Ihr Rock ist nach wie vor drückend und melodisch, klang aber selten so eingängig und hymnisch wie hier. Das beginnt bereits bei „Eye Contact High“, dessen punkige Grundzüge freilich vertraut wirken, das jedoch zugleich so voluminös und offen wie lange nicht klingt. Hier will es noch einmal jemand wissen, und „D&T“ zeigt genau das im Anschluss. Ein relativ klassisches Rockriff vermischt die Frische der eigenen Jugend mit erwachsenen Erkenntnissen und peitscht sich durch das Great North American Songbook, wenngleich mit einem Japandroids-Twist. Ordentlich Energie, großer Sound und klare Ansagen geben sich die Klinke in die Hand.
Das beste Beispiel für diesen frischen Wind, der sich von letzten vermeintlichen kreativen Fesseln befreit, ist aber „Positively 34th Street“, ein Track über zweite Chancen. Und hier fällt einfach alles ab, ein wenig Heartland-Punk hier, dicker Americana-Rock da und sogar ein Hauch von Stadion-Power mit Springsteen obendrauf. Es ist der vielleicht größte, perfekteste Song des Duos. Auch in „Upon Sober Reflection“ wird es schwer, wenngleich deutlich melancholischer. Mitten im emotionalen Malstrom kochen die Emtotionen über – siehe auch „A Gaslight Anthem“, dessen Heavyness mindestens so beherzt zulangt wie das stampfende „Chicago“. „All Bets Are Off“ ist der ideale Rausschmeißer, noch einmal richtig schön voluminös und zugleich voller Aufbruchsstimmung.
Und dann waren sie lieber – und viel zu schnell – schon wieder weg. Wiewohl man zu jeder Zeit erkennt, dass es sich hierbei um ein Japandroids-Album handelt, waren King und Prowse noch nie so klassisch und hymnisch unterwegs. „Fate & Alcohol“, das übrigens zu weiten Teilen bereits auf der Tour zum Vorgänger geschrieben wurde, wächst einfach mal über sich hinaus, versucht mehr und profitiert von zusätzlichem Feinschliff, der prima mit der nach wie vor spontanen Energie des Duos harmoniert. Mit ihrer vielleicht besten Platte verabschieden sich Japandroids standesgemäß. Sie fehlen jetzt schon.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 18.10.2024
Erhältlich über: ANTI- Records (Indigo)
Website: japandroids.com
Facebook: www.facebook.com/japandroids