Docile Bodies – Light Will Come Our Way
Obwohl die vermeintliche große Welle längst abgeflaut ist, kommen nach wie vor hochspannende Post-Punk-Bands am laufenden Band nach. Docile Bodies fanden sich erst vor wenigen Jahren zwischen Tilburg und Amsterdam, veröffentlichten bislang eine EP und zwei Singles, zuletzt vom Feinschmecker-Label à La Carte Records unterstützt. Dort findet nun auch ihr erstes komplettes Album eine spannende Heimat. „Light Will Come Our Way“ fühlt sich hörbar in den 80ern verankert und ergänzt den klassischen Post-Sound mit Düsternis, Wave und Pop-Appeal, im besten Sinne unter anderem an The Cure oder Iceage erinnernd.
Schnell entpuppt sich „Cathedral“ als Herzstück, nicht zuletzt ob der stattlichen Spielzeit von knapp sechseinhalb Minuten. Hier können die Niederländer schwelgen und die lyrische Ader bluten lassen. Wenig überraschend schimmert im Gesang etwas Robert Smith durch, auch die flirrenden Gitarren wecken gewisse Assoziationen. Und doch wird der eigene Stempel feste, konzentriert und nachhaltig aufgedrückt, wie sich anhand zahlreicher Details zeigt. Oder in „Beloved Son“, dem abschließenden zweiten längeren Song, der konzentriert auf einen Höhepunkt hinarbeitet. Erst schrubbt der Bass mit Leidenschaft, dann eskaliert die Band und sorgt für Katharsis in Reinkultur.
Und doch kratzt das bestenfalls an der Oberfläche – siehe und höre „Yellow Flowers Bloom“, das nach kleineren Startschwierigkeiten den roten Melodieteppich ausrollt und sich gemächlich, dennoch forsch durch herrlich abgehangene Melodien und schwerfällige Wave-Nachdenklichkeit kämpft. Hingegen ist „No History“ ein waschechtes Powerhouse, einem unermüdlichen Motor gleich, durchaus heavy und drückend, dabei jedoch leichtfüßig. Das sollte gemeinsam eigentlich nicht funktionieren, bietet aber hohen Unterhaltungswert. „Still“ reitet auf dem Post-Punk-Pulverfass, stößt Parolen aus und wirkt in seiner Nervosität dennoch fast schon lieblich.
Selbstverständlich steckt bei „Light Will Come Our Way“ einiges drinnen, das man bestens kennt, doch setzt es gleichzeitig ausreichend frischen Wind, um das ganz locker zu kaschieren. Docile Bodies mögen die melodisch-elegische Seite des Post Punk, der sich treiben lässt und Wave-Ufer ansteuert, dabei Pop-Appeal mit einer gewissen Kompromisslosigkeit verbindet. Bei den Niederländern brodelt es nahezu unaufhörlich. Gerade im Detailbereich schimmert die eigene Handschrift durch, die zudem den einen oder anderen Hit fördert. Bekömmliche Eigentümlichkeit, große Melodien, verwaschene Arrangierung und ordentlich Druck finden zusammen für einen Einstand nach Maß, der auf mehr hoffen lässt.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 11.10.2024
Erhältlich über: á La Carte Records
Bandcamp: docilebodies.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/docilebodiesband