Courteeners – Pink Cactus Café

Courteeners
(c) Michael Clement

Wenige Wochen vor dem ersten Lockdown veröffentlichen Courteeners ihr sechtes Studioalbum „More. Again. Forever.“ und hingen dann erst einmal, wie so viele andere, in der Luft. Sänger und Hauptsongwriter Liam Fray stolperte sogleich in einen, wie er es nennt, Panik-Songwriting-Modus. Ob das Material für seine Band, ein Nebenprojekt oder gar ein Soloding eingesetzt werden sollte, blieb erst einmal offen. Fray setzte sich mit diversen Freunden und Bekannten in Verbindung, und so finden sich so viele Gäste, so viele Mitstreiter wie nie auf einem Courteeners-Album. „Pink Cactus Café“ ist ohne Frage die bunteste und poppigste Platte des Quintetts. Ob es damit, wie im Vorjahr für den Re-Release ihres Einstands „St. Jude“, noch einmal für die UK-Spitze reicht?

Songs wie das gemeinsam mit DMA’s eingespielte „The Beginning Of The End“ legen das nahe. Der deutlich poppigere Ansatz kommt gut, setzt noch mehr Melodien frei, ohne dabei auf eine gewisse Abgründigkeit zu verzichten. Bei Courteeners ist nie alles ganz rosig, und so versprüht der Chorus etwas Melancholie und Fernweh, geht zugleich ins Ohr. Das folgende „Solitude Of The Night Bus“ zaubert hingegen ein großes Lächeln auf die Lippen – tanzbar und unverschämt eingängig, von lockerem Pfeifen begleitet. Die Message ist klar: Im Nachtbus wünscht sich der Protagonist seine heilige Ruhe, und das ist nur zu verständlich.

„Love You Any Less“ knüpft an die knackigen und doch songdienlichen Gitarren des letzten Albums an und bettet seine Harmonien in Samt und Schmelz. Der doppelte Boden deprimiert hingegen, denn plötzlich ist alles mies, das gemeinsame Aus steht vor der Tür. Dann schnell weiter zu „Sweet Surrender“, dessen Aufgeben etwas anders aussieht. Gemeinsam mit Brooke Combe, für Fray eine der besten Indie-Stimmen momentan, entsteht ein herrlich poppiger und sehnsüchtiger Song, ein wenig an flottere Elbow erinnernd und doch ein komplett eigenes Ding. Mit Pixey ist übrigens eine zweite neue Lieblingsstimme des Frontmanns an Bord, die im hibbeligen „First Name Terms“ ihre Sache richtig gut macht.

Und das ist freilich nur die Spitze des Gäste-Eisbergs. Musiker von Blossoms, Hurts und The Coral sind ebenfalls an Bord, und doch fügt sich alles so harmonisch, so natürlich zusammen. Diese nächste Evolutionsstufe, wenn man so möchte, bekommt Courteeners prima. „Pink Cactus Café“ ist in jeder Hinsicht bunter und poppiger, und das ist nun wirklich keine schlechte Sache. Die Briten schreiben packende Songs, eine Spur direkter und doch gerne mal ums Eck gedacht, wenn es gerade passt und Sinn macht. So radiofreundlich waren sie noch nie, ohne dabei jedoch auch nur im Ansatz auf die sympathischen kleinen Ecken und Kanten zu verzichten. In dieser Form gibt es an ihnen einmal mehr kein Vorbekommen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 25.10.2024
Erhältlich über: Ignition Records (Membran)

Website: www.thecourteeners.com
Facebook: www.facebook.com/thecourteeners